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"Keine Zeit für Jubelarien"

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München - 21 Punkte aus sieben Spielen, Startrekord, Tabellenführer - besser könnte es für den FSV Mainz 05 nicht laufen. Im Fokus stehen die Offensivspieler Holtby und Schürrle - ihre Mannschaftskameraden aber sind ebenso wichtig.

Zu ihnen gehört der Mittelfeldspieler Eugen Polanski. Er kam 2009 aus Getafe nach Mainz, vorher spielte er bei Borussia Mönchengladbach. Im Interview mit bundesliga.de spricht er über harte Arbeit, gut gelaunte Fans - und den Traum von der Meisterschaft.

bundesliga.de: Herr Polanski, 21 Punkte aus sieben Spielen - wie fühlt man sich als gejagter Spitzenreiter?

Eugen Polanski: Wir werden gejagt von Mannschaften, die den Anspruch haben, da oben zu stehen. Wir fühlen uns aber eher bestätigt in der Art und Weise, wie wir Fußball spielen, und die dann zum Erfolg führt.

bundesliga.de: Um den Klassenerhalt braucht sich Mainz mit 21 Punkten eigentlich schon jetzt keine Sorgen mehr zu machen. Schlechter als Rang 7 schnitt keine Mannschaft ab, die in den ersten sieben Spielen gesiegt hatte.

Polanski: Mit 21 Punkten ist man noch nicht gerettet. Wenn wir jetzt jedes Spiel verlieren, dann nützt es uns auch nichts, dass wir die ersten sieben Spiele gewonnen haben. Wir haben unser Ziel, von Spiel zu Spiel zu denken, von Anfang an verfolgt. Es gibt gar keinen Grund, jetzt anders zu denken. Wir sind damit gut gefahren, sehen, dass der Erfolg da ist, und die Entwicklung in der Mannschaft stimmt auf jeden Fall.

bundesliga.de: Wussten Sie, dass in den beiden Saisons, in denen eine Mannschaft die ersten sieben Spiele gewonnen hat, Borussia Dortmund Meister wurde?

Polanski: Das höre ich zum ersten Mal. Mit den ganzen Statistiken können wir nichts anfangen, und ich glaube auch nicht, dass Dortmund jetzt die Meisterfeier plant.

bundesliga.de: Sehen Sie den BVB als direkten Konkurrenten?

Polanski: Wenn wir die Vereine miteinander vergleichen, ist ganz klar, dass Dortmund in einer anderen Liga spielt. Aber das ist uns irgendwo egal. Wir gucken auf den Platz, und da sind wir wirklich gut drauf gewesen in den ersten sieben Spiele. Konkurrenten sind sie erst dann, wenn wir gegen die spielen. Der nächste Konkurrent ist erstmal Hamburg.

bundesliga.de: Bundestrainer Joachim Löw lobte die Stimmung in Mainz als "meisterlich". Beschreiben Sie doch mal die Atmosphäre. Sind alle aus dem Häuschen?

Polanski: Den Fans macht es sowieso Spaß, nach Mainz ins Stadion zu kommen. Da herrschte schon immer eine besondere Atmosphäre. Auch vergangenes Jahr. Aber dieses Jahr… das erlebt man wirklich nicht oft. Die Fans freuen sich einfach für uns als Mannschaft, für den Verein und für sich selber. Mit dem nötigen Humor, dass sie die Meisterschalen schon hochhalten, mit verschiedenen Sprüchen – daran sieht man, dass die das ein bisschen als Gaudi nehmen.

bundesliga.de: Wie schwer ist es, in einer solchen Situation auf dem Boden zu bleiben?

Polanski: Gar nicht. Wir trainieren jeden Tag hart. Dann können wir am Wochenende auch die Gegner schlagen - und danach ein, zwei Tage Spaß haben.

bundesliga.de: Immer wieder wird die Rotation als Schlüssel zum Mainzer Erfolg genannt. Sie dagegen standen in allen sieben Spielen in der Startformation. Was geben Sie diesem Team, das Sie so unverzichtbar macht?

Polanski: Das müssen Sie den Trainer fragen. Ich habe meine Leistung gebracht und spiele in einer zentralen Rolle im Mittelfeld, die nicht gerade unwichtig ist. Ich rede da nicht gerne von mir selber. Ich weiß, dass die Mannschaft funktioniert und ich Teil der Mannschaft bin. Ich hätte nichts dagegen, wenn es so weiterläuft, aber Entscheidungsträger ist immer der Trainer.

bundesliga.de: Sie waren einst deutscher U-21-Kapitän. Denken Sie an die Nationalmannschaft?

Polanski: Es wäre vermessen, jetzt zu sagen, dass man sich auf die Nationalmannschaft konzentriert, nur weil man sieben Spiele gewonnen hat und Tabellenführer ist. Es gehört mehr dazu, Nationalspieler zu sein, und das ist auch gut so. Die Nationalmannschaft ist eines meiner Ziele - aber das kommt durch konstante Leistung über ein, zwei Jahre hinweg. Nur die kann man beeinflussen, auf die versuche ich mich zu konzentrieren.

bundesliga.de: Die Gesichter des Höhenflugs sind in der Öffentlichkeit vor allem Lewis Holtby, Andre Schürrle und Adam Szalai mit ihrem Torjubel als "Take Mainz". Aber vor dem 1:0 gegen Hoffenheim waren Sie es, die den entscheidenden Ball erobert haben. Sind Sie manchmal neidisch auf diese viel beachteten Offensivkünstler?

Polanski: Nein. Ich weiß das gut einzuschätzen. Der Trainer genau so. Es ist wichtig, dass die Mannschaft gut weg kommt. Dass die Presse dann unsere "Boyband" ein bisschen rauszieht, ist doch verständlich, weil jeder auf den Torjubel schaut. Die drei wissen auch, dass sie die Spiele nicht alleine entscheiden. Unsere Innenverteidiger Nicolce Noveski oder Bo Svensson werden zum Beispiel nie erwähnt, die viel sprechen, hinten alles dicht halten und für gute Organisation sorgen.

bundesliga.de: Inwiefern ist es sogar gut für die Mannschaft, wenn einzelne Spieler im Mittelpunkt stehen? Erleichtert das die Arbeit?

Polanski: Die machen auch ihre Arbeit und wissen, was wichtig ist. Das sollte man dann auch genießen, diese Euphorie und diesen Rummel, das ist ja alles schön und gut, aber jeder von uns erfüllt die Aufgaben, die der Trainer stellt und die wir uns als Mannschaft selbst stellen. Mainz als Mannschaft wird schon genügend gewürdigt.

bundesliga.de: Ihr Trainer Thomas Tuchel sagt: Entscheidend sei, der beste FSV Mainz zu sein, der möglich ist.

Polanski: Das hat jeder von uns verinnerlicht. Unser Ziel ist, die Mannschaft zu entwickeln, immer unseren eigenen Fußball zu spielen. Wo das dann vom Tabellenplatz her hinführt, ist gar nicht so wichtig, sondern dass man diese Entwicklung mitnimmt und festhält.

bundesliga.de: Kein Traum von der Meisterschaft?

Polanski: Wir lassen die Fans träumen und die Meisterschalen schwenken, das ist kein Problem. Aber wir müssen Arbeit leisten, damit die Fans zufrieden sind - und wir selber dann auch belohnt werden.

Das Gespräch führte Peter Seiffert