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Der 43-jährige Jürgen Klopp trainiert die Mannschaft von Borussia Dortmund schon seit Juli 2008. In seiner dritten Saison bei Dortmund feiert er seine erste Deutsche Meisterschaft
Der 43-jährige Jürgen Klopp trainiert die Mannschaft von Borussia Dortmund schon seit Juli 2008. In seiner dritten Saison bei Dortmund feiert er seine erste Deutsche Meisterschaft

"Jürgen Klopp weiß gar nicht, wie gut er ist"

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Dortmund - Seit 35 Jahren ist Robert Jung Trainer. Im Südwesten Deutschlands hat er sich einen Namen gemacht, drei Vereine - den FSV Salmrohr, Kickers Offenbach und den 1. FSV Mainz 05 - in die 2. Bundesliga geführt. "Ich bin der erfolgreichste Trainer des Südwestens", sagt der 66-Jährige selbstbewusst. Noch vor vier Jahren warf er mit dem Underdog FK Pirmasens den großen SV Werder Bremen aus dem DFB-Pokal.

Vor 21 Jahren kreuzte sich sein Weg mit dem von Dortmunds Meistertrainer Jürgen Klopp. Unter Robert Jung wurde Klopp Zweitliga-Profi. Zwei Jahre trainierte er unter dem Pfälzer. Eine Zeit, an die sich Robert Jung erinnert. Im exklusiven Gespräch mit bundesliga.de spricht Jung voller Stolz über den Spieler und Trainer Jürgen Klopp.

bundesliga.de: Herr Jung, von Ihnen ist bekannt, dass Sie der erste Trainer des Fußballprofis Jürgen Klopp waren. Wie haben Sie sich kennengelernt?

Robert Jung: Ich habe ihn 1990 nach Mainz geholt. Ich war damals Mainzer Trainer und kämpfte mit meiner Mannschaft in der Aufstiegsrunde zur 2. Bundesliga. Jürgen Klopp hat seinerzeit unter Dragoslav Stepanovic beim Hessenmeister Rot-Weiß Frankfurt gespielt und war einer unserer Konkurrenten. Er ist mir aufgefallen, weil er ein sehr kopfballstarker Spieler war und genau so ein Typ in unserer Mannschaft fehlte. Wir haben dann den Aufstieg geschafft und ich habe "Kloppo" gefragt, ob er zu uns wechseln will. Er hat seinerzeit eine Art Rechtsaußen gespielt und nur gesagt: "So gut bin ich technisch nicht." Da habe ich gemeint: "Dafür hast Du andere Qualitäten." Ich konnte ihn dann überzeugen. Er hat bei mir als offensiver Sechser im Mittelfeld gespielt, und er war ja auch sehr torgefährlich. Wir sind dann als Aufsteiger in der 2. Bundesliga Achter geworden, was damals die beste Bilanz eines Aufsteigers aller Zeiten war. Nach zwei Jahren in der 2. Bundesliga musste ich den Job in Mainz abgeben, weil ich im Hauptberuf Gymnasiallehrer war. In Mainz hatten wir noch Halbprofitum und einen Etat von zwei Millionen Mark. Der heutige Mainzer Manager Christian Heidel war damals übrigens noch für die 2. Mannschaft zuständig.

bundesliga.de: Was für ein Typ war Jürgen Klopp?

Jung: Ich habe den Spieler Klopp als einen Supertyp kennengelernt, der immer gut gelaunt zum Training kam. Er hat schon damals mitgedacht und sich mit taktischen Dingen auseinander gesetzt. Er war meine Allzweckwaffe mit viel taktischem Gespür.

bundesliga.de: Woran erinnern Sie sich noch?

Jung: Ich habe immer hart trainieren lassen, viele Intervallläufe angesetzt. Meine Mannschaften waren gestählt. Der "Kloppo" hat ja mal gesagt, ich hätte so hart trainieren lassen, dass er es vor Schmerzen kaum mit dem Auto nach Hause geschafft hat. Mit seinen 1,90 Meter haben ihm die Läufe nicht geschmeckt. Das ging auch Spielern wie Klaus Toppmöller oder Bernd Hölzenbein, die ich auf ihre alten Tage auch trainiert habe, nicht anders.

bundesliga.de: Wie haben Sie seinen weiteren Weg verfolgt?

Jung: Ich habe seinen Weg immer verfolgt. Er war 13 Jahre Stammspieler und hat dann in Mainz zunächst als Übergangstrainer nach Wolfgang Frank seine Chance bekommen und sie genutzt. Wenn es ihm möglich war, haben wir uns getroffen, wenn meine Mannschaften auf die 2. Mannschaft von Mainz traf. Wir haben eine gute Beziehung. Ich war auch auf seiner Hochzeit eingeladen.

bundesliga.de: Sprechen wir über den Trainer Jürgen Klopp. Wie gefällt Ihnen seine Fußballphilosophie?

Jung: Der Fußball, den er spielen lässt, begeistert mich. Dortmund spielt den besten Fußball gegen den Ball, ein super Pressing. Mir fällt da ein Spiel gegen den HSV ein, in dem die Hamburger überhaupt nicht aufs Tor geschossen haben. Auch das vertikale Spiel in die Spitze auf die rochierenden Stürmer ist großartig. Die Mannschaft ist topfit. Und ich fand auch toll, wie er es verstanden hat, mit dem Thema Meisterschaft umzugehen. Nur manchmal hat er sich im Eifer des Gefechts nicht ganz im Zaum. Dann schießt er übers Ziel hinaus. Aber er hat sich sehr schnell wieder im Griff und entschuldigt sich direkt. Als Spieler war er übrigens nicht so impulsiv.

bundesliga.de: Was zeichnet ihn aus?

Jung: Ihn zeichnet aus, dass er eine Mannschaft aufbauen kann, dass er seine Spielidee vermitteln kann. Die Mannschaft hat drei Jahre gebraucht, um diesen Fußball zu spielen. Das war ein Lernprozess. Die Fans hatten die Geduld und das Gespür, dass der Trainer einen Plan hat. Er hat sich sehr weiterentwickelt. Er ist ein toller Analytiker, der das Spiel versteht. Die Dortmunder Spielweise erinnert mich an die WM und an die Spielweise der Spanier. Mit dem Unterschied, dass die länger gebraucht haben, um umzuschalten. Außerdem ist der "Kloppo" sehr ehrgeizig. Er kann nicht verlieren. Diesen Siegeswillen überträgt er auf die Mannschaft, die weiß, dass sie bei einer Niederlage in der Woche darauf viel zu tun bekommt.

bundesliga.de: Haben Sie ihm diesen Erfolg zugetraut?

Jung: Ehrgeizig war er schon immer. Er ist auch ein guter Pädagoge und kann mit Leuten umgehen. Er ist der Freund der Spieler, aber auch eine Autoritätsperson. Und diese explosive Spielweise der Dortmunder ist revolutionär. Wie schnell sie sich immer wieder befreien und wie gut Mats Hummels oder Nuri Sahin das Spiel eröffnen, ist sehenswert. Übrigens war der Vater von Mats Hummels ja einmal "Kloppos" Trainer.

bundesliga.de: Haben Sie den Eindruck, dass wir in den Medien den wahren, authentischen Jürgen Klopp zu sehen bekommen oder ist er auch ein brillanter Schauspieler?

Jung: Keine Sorge, er ist echt. Er antwortet spontan, aber auch sehr kontrolliert. Ich bin stolz darauf, dass ich mit ihm zu tun hatte. Und ich glaube manchmal, er weiß gar nicht, wie gut er ist. Vielleicht ist er im Moment der führende Trainer in Deutschland.

Das Gespräch führte Tobias Gonscherowski