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Der frühere Bundesliga-Profi Zvonimir Soldo war zuvor als Trainer von Dinamo Zagreb in seiner Heimat tätig
Der frühere Bundesliga-Profi Zvonimir Soldo war zuvor als Trainer von Dinamo Zagreb in seiner Heimat tätig

"Insgesamt hat uns die Konstanz gefehlt"

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Eine schwierige Saison liegt hinter dem 1. FC Köln und seinem Trainer Zvonimir Soldo. Obwohl der Klassenerhalt frühzeitig geschafft wurde und der rheinische Traditionsverein zum ersten Mal seit 15 Jahren in seine dritte Bundesliga-Saison am Stück geht, hielt sich die Zufriedenheit über die Spielzeit 2009/2010 in der Domstadt in Grenzen.

Das lag an vor allem an der verheerenden Heimbilanz mit nur drei Siegen im RheinEnergieStadion. Auch der Trainer wurde für so manchen enttäuschenden Auftritt des FC kritisiert. Doch allen Verantwortlichen beim 1. FC Köln war klar, dass es im Jahr eins nach Trainerlegende Christoph Daum jeder neue Coach schwer haben würde.

Zvonimir Soldo hat sich durchgebissen und die Saisonziele weitgehend erreicht. Bereitwillig beantwortete er im exklusiven Gespräch alle Fragen von bundesliga.de.

bundesliga.de: Herr Soldo, wie fällt das Fazit Ihrer ersten Saison als Cheftrainer des 1. FC Köln aus?

Zvonimir Soldo: Die Saison war sicherlich nicht einfach. Wir standen von Anfang an durch unser schwieriges Auftaktprogramm unter Druck. Die Mannschaft hat allerdings bewiesen, dass sie, immer wenn sie unter Druck stand, ruhig geblieben ist und in den entscheidenden Momenten die richtige Reaktion gezeigt hat. Allerdings hat uns insgesamt die Konstanz gefehlt, es darf nicht unser Anspruch sein. Vor allem zuhause sind wir unserem tollen Publikum einiges schuldig geblieben, das müssen wir in der nächsten Saison verbessern.

bundesliga.de: Vor der Saison haben Sie zwei Ziele ausgegeben: mehr Punkte zu holen als im Jahr zuvor und mehr Heimsiege einzufahren. Beide Ziele wurden knapp verfehlt. Sind Sie dennoch zufrieden?

Soldo: Nein, nicht ganz. Positiv war unsere Auswärtsbilanz, in der wir auf der Abschlusstabelle den 6. Platz erreicht haben und die beste Auswärtsabwehr stellen. Auch haben wir unser primäres Saisonziel erreicht, den Klassenerhalt. Unseren Fans allerdings sind wir zuhause wie gesagt etwas schuldig geblieben. In der neuen Saison müssen wir alles daran setzen, den Zuschauern mehr von dem zurückzugeben, was sie uns an Unterstützung geben.

bundesliga.de: Fühlen Sie Ihre Arbeit ungerecht gewürdigt, wenn die Saison in der Boulevardpresse als "Pleitensaison" bezeichnet wird?

Soldo: Es liegt in der Natur der Boulevardpresse, dass sie Dinge zuspitzt. Das ist ihre Aufgabe, sie kann nicht objektiv sein.

bundesliga.de: Ihnen wurde vorgeworfen, dass der FC zu defensiv und unansehnlich spielt, gerade im RheinEnergieStadion. War mit dem Kader spielerisch einfach nicht mehr drin?

Soldo: Wie ich bereits sagte, sind wir den Fans im eigenen Stadion etwas schuldig geblieben. Wir haben Auswärts 23 Punkte geholt. Wäre unsere Bilanz umgekehrt verlaufen, wären die Eindrücke und die gesamte Stimmung in Köln, bei den Fans und in den Medien sicherlich eine andere gewesen. Zumal wir nach dem schwierigen Anfangsprogramm eher ergebnisorientierten Fußball spielen mussten.

bundesliga.de: Neun Trainer wurden in dieser Saison in der Bundesliga entlassen. Sie standen seitens der Vereinsführung nie zur Diskussion. Macht Sie das stolz? Wie wichtig ist das Vertrauen der Vereinsführung?

Soldo: Das ist immer wichtig, ganz besonders in einem so emotionalen und medial sehr kritisch begleitendem Umfeld wie Köln. Köln ist eine Medienstadt, und die Leute sind schnell unruhig. Vor allem in schweren Situationen hilft es einem Trainer, wenn die Vereinsführung hinter einem steht.

bundesliga.de: Haben Sie sich den Job in Köln so schwer vorgestellt?

Soldo: Es war von vorneherein klar, dass die zweite Saison nach dem Aufstieg eine sehr schwierige wird. Es war ein sehr schweres Auftaktprogramm, und die Mannschaft brauchte ihre Zeit, um sich zu finden. Nach fünf Spieltagen hatten wir nur einen Punkt. Und dann kamen Mannschaften wie Stuttgart, Leverkusen und Bayern. Aber da hat die Mannschaft eine Reaktion gezeigt, und wir sind aus dieser Situation herausgekommen.

bundesliga.de: In Köln fokussierte sich das Interesse vor allem auf Lukas Podolski. Zuletzt wurde er als "faul" oder "Flop des Jahres" bezeichnet. Sind die Vorwürfe berechtigt? Was antworten Sie den Kritikern?

Soldo: Lukas hatte verletzungsbedingt einige Schwierigkeiten. Ich habe bereits zu Beginn der Saison gesagt, dass es eine ganze Zeit lang dauern kann, bis sich die Mannschaft gefunden hat. Natürlich weiß auch Lukas, dass er mit dieser Saison hier nicht zufrieden sein kann. Aber er hat immer konzentriert gearbeitet, und ich weiß, dass er bei der WM seinen Kritikern die richtige Antwort auf dem Platz geben wird.

bundesliga.de: Auch Torjäger Milivoje Novakovic hat seine Leistungen der Vorsaison nicht bestätigen können. Woran lag das? Warum hat das Zusammenspiel mit Podolski nicht funktioniert?

Soldo: Auch "Nova" hatte ähnlich wie Podolski mit einigen Verletzungen zu kämpfen. Auch hier habe ich bereits zu Anfang der Saison gesagt, dass es lange dauern wird, bis sich beide gefunden haben.

bundesliga.de: Viele Experten glauben, dass der Weg, namhafte Altstars wie Maniche oder Petit zu holen, der falsche sei. Mit welcher Philosophie wollen Sie in die neue Saison gehen?

Soldo: Es war in einer schwierigen Saison wichtig, dass man erfahrene Spieler hat, die mit dem Druck, der hier in Köln herrscht, umgehen können. Die erfahrenen Spieler haben auch die jungen Spieler geführt. Wir haben ja mit Christopher Schorch, Adil Chihi, Adam Matuschyk, Daniel Brosinski, Kevin Pezzoni und Taner Yalcin bereits viele junge Spieler in dieser Saison integriert. Wichtig ist die Mischung aus jungen und erfahrenen Spielern. Grundsätzlich aber unterscheide ich nicht zwischen jungen und alten, sondern zwischen guten und nicht so guten Spielern. Unabhängig vom Alter. Gute Spieler setzen sich langfristig immer durch, egal wie alt sie sind.

bundesliga.de: Wer war für Sie der FC-Spieler der Saison? Von wem erwarten Sie in der kommenden Saison den größten Sprung?

Soldo: Ich möchte hier keinen explizit herausheben. Für mich ist die Mannschaftsleistung wichtig, dass jeder Spieler sich individuell weiterentwickelt und sein volles Potential ausschöpft.

bundesliga.de: Wie wichtig wäre es, einen Spieler wie Tosic zu halten?

Soldo: Wir beschäftigen uns schon seit einiger Zeit mit der nächsten Saison. Ich will keine Prognose geben, Tosic selbst hat mir gesagt, dass er gerne noch eine Jahr hier spielen möchte. Wir werden also alles versuchen, um ihn zu halten. Wir haben Kontakt mit Manchester United und müssen jetzt schauen, was möglich ist.

bundesliga.de: Wie haben Sie die Bundesliga-Saison 2009/2010 mit dem spannenden Meisterschafts- und Abstiegskampf insgesamt gesehen?

Soldo: Für den Fußballfan war es eine sehr spannende und interessante Saison, bis zum letzten Spieltag. Man hat gesehen, wie eng es in der Bundesliga zugeht, dass jeder jeden schlagen kann, aber auch, dass Qualität sich am Ende durchsetzt.

Das Gespräch führte Tobias Gonscherowski