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Claudio Pizarro (m.) feiert seinen Siegtreffer gegen Hertha mit den Vorbereitern Markus Rosenberg (l.) und Marko Marin (r.)
Claudio Pizarro (m.) feiert seinen Siegtreffer gegen Hertha mit den Vorbereitern Markus Rosenberg (l.) und Marko Marin (r.)

In der Form seines Lebens

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Köln - Werder-Stürmer Claudio Pizarro hat derzeit weitaus mehr zu feiern als seinen 33. Geburtstag, den der Peruaner am 3. Oktober beging. Der Torjäger sorgt in der Bundesliga Spieltag für Spieltag für positive Schlagzeilen und lässt die gegnerischen Abwehrreihen schier verzweifeln - er scheint in der Form seinens Lebens zu sein.

1999 kam der 20-jährige Claudio als ein in Europa völlig unbekannter Stürmer nach Bremen. Zu diesem Zeitpunkt konnte sich kaum ein Experte eine derart steile Karriere des sympathischen Südamerikaners vorstellen. "Santa Cruz für Arme" nannte Bayern Manager Uli Hoeneß den für etwa 1,5 Millionen Euro von Alianza Lima an die Weser gewechselten Pizarro. Während Roque Santa Cruz bei den Münchnern nicht über den Status eines Talents hinauskam und in keiner seiner acht Spielzeiten für den Rekordmeister mehr als fünf Tore schoss, startete Claudio Pizarro sofort durch.

Fleißiges Schlitzohr

In seinem dritten Einsatz erzielte er einen lupenreinen Hattrick. Keinem anderen Bundesliga-Spieler gelang dies so schnell. Keine zwei Jahre und 29 Bundesliga-Treffer später wechselte der "kleine Santa Cruz" zum FC Bayern München. Pizarro hat immer seine Tore gemacht. Nur zwei Mal erzielte er weniger als zehn Saisontore.

Als "Schlawiner" bezeichnete ihn sein ehemaliger Manager Hoeneß, als "Schlitzohr" sein jetziger Klaus Allofs. Tatsächlich ist Pizarros Spiel von einer spielerischen Leichtigkeit geprägt, die Ihresgleichen sucht. Seine technischen Fähigkeiten sind überragend und der Spaß am Fußball ist ihm in jeder Sekunde anzumerken.

Wer den peruanischen Nationalstürmer allerdings auf diese Leichtigkeit reduziert, macht einen Fehler: Pizarro ist nicht nur einer der filigransten, sondern auch einer der fleißigsten Stürmer der Bundesliga. In den vier Partien, die er in dieser Saison über 90 Minuten absolvierte, lief er im Schnitt 11,45 km. Das ist ein absoluter Spitzenwert für einen Stürmer.

Bescheiden und gedankenschnell

Neben seinen sechs Toren bereitete er auch zwei ganz wichtige Treffer (insgesamt stehen bereits drei Assists zu Buche) vor. Beim 2:1-Erfolg der Bremer bei 1899 Hoffenheim leitete er das Siegtor von Markus Rosenberg mit einer präzisen Flanke vom rechten Flügel ein - in Nürnberg das Führungstor durch Mehmet Ekici mit einem technisch perfekten Zuspiel mit dem Außenrist.

Nach dem Spiel war er im "Aktuellen Sportstudio" zu Gast und schaute etwas irritiert, als er gefragt wurde, ob er sich das bei Mesut Özil abgeschaut habe. Pizarro spielte schon Pässe in die Schnittstellen von Viererketten, als Özil noch in Gelsenkirchen auf dem Bolzplatz zuhause war. Der Vollblut-Fußballer ist zu bescheiden, um darauf hinzuweisen, dass er dem Spielmacher der deutschen Nationalmannschaft sicherlich mehr beibringen konnte als umgekehrt. Er lobte stattdessen die Qualitäten seines ehemaligen Mitspielers.

Später sollte er das Geheimnis seiner Torquote erklären. "Ich gucke viel und dann weiß ich, was ich machen kann", antwortete er darauf. Hinter diesen Worten steckt viel von Pizarros Stärke, denn man hat in der Tat das Gefühl, als sei er seinen Gegenspielern gedanklich immer einen Schritt voraus. Noch bevor er an den Ball kommt, hat er seine Möglichkeiten analysiert und entscheidet sich oft für das richtige. Sollte es ihm in dieser Saison weiter so häufig gelingen, wird sein persönlicher Torrekord von 19 Saisontreffern in Gefahr geraten. Soweit kann allerdings nicht einmal das fleißige Schlitzohr vorrausschauen.

Florian Reinecke