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Volker Finke ist zurück in der Bundesliga. Der 1. FC Köln ist erst seine zweite Station in der Bundesliga
Volker Finke ist zurück in der Bundesliga. Der 1. FC Köln ist erst seine zweite Station in der Bundesliga

"Ich will dem Trainer die Rückenmuskulatur stärken"

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Köln - Volker Finke ist nach zwei Jahren in Japan wieder zurück in der Bundesliga. Am Mittag wurde der neue Sportdirektor des 1. FC Köln vorgestellt. Vor einem Dutzend Kamerateams und zahllosen Medienvertretern nahm der langjährige Trainer des SC Freiburg ausführlich Stellung.

Volker Finke über…

…seine neue Aufgabe: "Zunächst einmal bin ich bin überrascht über das große Medieninteresse. Ich bin ja verantwortlich für die Dinge hinter der Mannschaft. Für die Personalpolitik, für die Ausrichtung des fußballerischen Bereichs. Wir wollen eine Idee entwickeln, langfristig an der Spielidee arbeiten. Dafür brauche ich eigentlich nicht so viel Aufmerksamkeit. Beim Tagesgeschäft bleibe ich mehr im Hintergrund. Ich werde mich regelmäßig intensiv mit den Verantwortlichen über die sportlichen Dinge austauschen. Jetzt hat die Arbeit vor Ort begonnen. Wir werden jetzt gemeinsam unsere Kompetenzen zusammenführen. Ich habe mich schon mit der Mannschaft und dem Trainer getroffen."

…die Ziele: " Unser Ziel ist, die Qualität, den Erfolg und den Fußball des 1. FC Köln zu verbessern. Ich werde dicht an der Mannschaft sein. Um etwas verändern zu können, muss man aber erst einmal verstehen, was passiert ist, dass es zu dieser Situation gekommen ist. Erst dann kann man Dinge verändern, wo es nötig ist und Dinge auf den Weg bringen, um eine Verbesserung und Optimierung zu erreichen. Ich werde mir die Trainingseinheiten ansehen und eng mit Frank Schaefer zusammenarbeiten. Ich will dem Trainer zu 100 Prozent den Rücken freihalten und in allen Bereichen unterstützen. Ich werde ihm niemals in die Mannschaftsaufstellung reinreden. Ich versuche mich so zu verhalten, wie ich es mir wünschen würde, unterstützt zu werden. Ich will dem Trainer die Rückenmuskulatur stärken. Kurzfristig ist unser Saisonziel der Klassenerhalt."

…seinen ersten Eindruck vom Team: "Die Tabellensituation ist nicht so, wie wir uns das wünschen. Aber die Mannschaft ist auf einem richtigen Weg. Schon im Trainingslager ist durch die Neuverpflichtungen Bewegung in die Mannschaft gekommen. Der FC hat vier Punkte in der Rückrunde geholt, ein durchwachsenes Spiel in Kaiserslautern, ein gutes Spiel gegen Bremen und ein schlechtes Spiel gegen St. Pauli gespielt. Nach dem letzten Spiel ist die Aufregung und Enttäuschung groß."

…seine Spielidee: "Ich werde dem FC keine Spielidee vermitteln. So etwas wächst im Verein und wird gemeinsam angestoßen. Ich kann Leitplanken aufstellen. Das habe ich auch schon früher einmal getan. Aber jetzt übe ich eine andere Tätigkeit aus und bin nicht mehr Trainer. Ich finde es toll, wenn man versucht, etwas Eigenes zu entwickeln und man sich nicht jede Woche am Gegner orientiert. Das kann man sich erarbeiten, das ist keine Utopie. Ich habe es bei anderen Vereinen gesehen und selbst gemacht. Aber dafür braucht man Geduld und die Unterstützung. Aber im Moment haben wir andere Sorgen und müssen mit dieser Mannschaft unser Saisonziel erreichen."

…seinen späten Dienstantritt: " Bei meiner Vertragsunterschrift am 17. Dezember habe ich gesagt, dass ich versuche, ab Februar vor Ort zu sein. Die Fantasien, die über meine angebliche Urlaubssituation kursieren, behandele ich großzügig, indem ich sie nicht lese. Ich hatte frühzeitig viele Fußballtermine in Asien für den Januar gemacht, damit ich mit einem Netzwerk zurückkomme, von dem ich profitieren kann."

…den ungünstigen Zeitpunkt seines Dienstantritts: "Der Trainer hat unabhängig von der Neubesetzung der Stelle von Michael Meier seine Wünsche geäußert. Ich war schnell darüber informiert. Und wir haben ja mit den Transfers Rensing und Eichner sowie Makino durch mich einiges realisieren können. Ich habe alles getan, als wäre ich schon in Köln gewesen. Die Kommunikation ist im heutigen Zeitalter ja kein Problem mehr. Ich habe ein großes Netzwerk und habe den Trainer begleitet und unterstützt. Dazu muss ich nicht in Köln sein, die Qualität der Arbeit war dadurch nicht schlechter. Ich bin zukunftsorientiert und werde ab März/April die kommende Spielzeit vorbereiten."

…den abgesetzten Kapitän Youssef Mohamad, den er aus gemeinsamen Freiburger Zeiten kennt: "Ich habe ihn gerade beim Training erlebt. Da hat er schon wieder gelacht. Ich glaube, dass er in kurzer Zeit wieder in eine gute Spur kommt."

…den Kölner Trainer Frank Schaefer: "Seine Besetzung war die richtige Entscheidung. Frank Schaefer ist jemand, der länger im Profibereich seinen Platz haben wird. Ich habe schon viele Telefongespräche mit ihm geführt. Er ist der richtige Mann am richtigen Platz. Seine Bilanz ist deutlich besser, als sie es vorher war. Er wird mir eine große Hilfe sein, weil er die Kölner Situation gut kennt. Ich versuche, ihm etwas von meiner Erfahrung weiterzugeben."

…seinen künftigen Platz: "Ich werde mich auf die Tribüne setzen, wo ich den besten Überblick habe. Ich habe schon in meiner Freiburger Zeit einen Beobachter auf die Tribüne gesetzt, der mir dann in der Halbzeit auch Tipps geben konnte."

…den geplatzten Transfer von Eric Maxim Choupo-Moting: "Ich habe selbst neben dem Faxgerät gestanden. Der Vater des Spielers hat nach der Einigung um 17:49 Uhr uns die Seiten zugefaxt. Aber ab der dritten Seite kamen nur noch schwarze Querstriche, es kam zu einer Unterbrechung. Die Seite mit der Unterschrift fehlte. Sein Faxgerät war nicht in Ordnung. Um 18:03 Uhr war das komplette Fax dann bei uns durch, wir haben es direkt weitergefaxt. Wir haben auch zwischendurch die DFL aufmerksam gemacht, dass es ein technisches Problem gibt. Wir wussten von den Regularien (und der Deadline 18 Uhr, die Red.) und sind natürlich nervös geworden. Wir bemühen uns, dass es doch noch zu einem positiven Ergebnis kommt.

…seine Ambitionen, noch einmal Trainer zu werden: "Man soll im Fußballgeschäft nicht rumeiern. Ich habe gelernt, dass man nie nie sagen soll. Aber grundsätzlich habe mich entschlossen, dass es der richtige Schritt ist, jetzt weg vom Trainingsplatz zu gehen und mich lieber langfristig um Planungen, die Umsetzung von Ideen und die Ausrichtung des Vereins zu kümmern. Ich habe schon vorher viele von den Sachen selbst gemacht. Der Moment für den Wechsel ist richtig. Ich muss nicht mehr jede Woche im Brennpunkt stehen und nicht jede Woche Antworten darauf gegen, warum wir verloren oder nicht höher gewonnen haben. Der neue Job ist mindestens so anspruchsvoll und wichtig für den Verein. Ich habe keine Motivation mehr, mich auf die Trainerbank zu setzen."

…seinen Umgang mit den Medien: "Es ist nicht meine Aufgabe, der Öffentlichkeit zu erklären, was für Hintergrundarbeit ich mache. Viele gute Transfers sind an zu viel Öffentlichkeit gescheitert. Die besten Transfers sind die, die bekannt werden, wenn der Vertrag schon unterschrieben ist. Bei meiner Verpflichtung wussten lange Zeit fünf, sechs Leute über die Gespräche Bescheid. Aber es ist nichts nach draußen gedrungen. Das war für mich ein gutes Zeichen, dass es möglich ist. Ich habe dann mit viel Vertrauen den Vertrag unterschrieben."

…den SC Freiburg: " Mich freut sehr, dass der SC Freiburg so eine gute Rolle spielt. Bis heute wird dort Wert auf viele Ideen gelegt, die schon zu meiner Zeit in der Nachwuchsarbeit entstanden sind. Es ist schön, dass die Nachwuchsarbeit ihren Beitrag zum Profikader leistet. Aber in Freiburg ist die Situation ganz anders als in Köln. Das sind zwei völlig unterschiedliche Standorte."

Aufgezeichnet von Tobias Gonscherowski