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Nuri Sahin (r., mit Neven Subotic) erzielte gegen den FC Bayern seinen sechsten Saisontreffer
Nuri Sahin (r., mit Neven Subotic) erzielte gegen den FC Bayern seinen sechsten Saisontreffer

"Ich kann kein Prozentrechnen"

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München - Mit beeindruckendem Selbstbewusstsein und ohne großen Respekt bestand Spitzenreiter Borussia Dortmund die Reifeprüfung im Auswärtsauftritt beim Rekordmeister FC Bayern München. 3:1 gewann der BVB in der Allianz Arena und feierte den ersten Erfolg in der bayrischen Landeshauptstadt seit knapp 20 Jahren.

Einer der Garanten des Erfolges, mit dem die Dortmunder ihre Tabellenführung zementierten, war Kapitän und Torschütze Nuri Sahin. Im bundesliga.de-Interview erklärt der türkische Nationalspieler die Gründe für den Erfolg seines BVB.

Außerdem spricht er über die Kampfansagen vor dem Spiel aus der Vorstandsetage des FC Bayern und verteilt glänzende Noten an BVB-Torwart Mitchell Langerak, der als Ersatz des verletzten Stammkeepers Roman Weidenfeller ein starkes Bundesliga-Debüt feiern durfte.

Nur in punkto Meisterschaft lässt sich Sahin nicht aus der Reserve locken.

bundesliga.de: Herr Sahin, wie groß ist die Erleichterung über den ersten Dortmunder Sieg in München seit dem 12. Oktober 1991?

Nuri Sahin: Ich würde nicht von Erleichterung sprechen, sondern von Freude. Freude darüber, dass wir das Spiel hier in München gewonnen haben. Wir haben einen Konkurrenten um die vorderen Tabellenplätze auf Distanz gehalten und sogar unseren Vorsprung ausgebaut. Das macht einen unheimlich stolz.

bundesliga.de: Der FC Bayern hat am vergangenen Mittwoch immerhin beim amtierenden Champions-League Sieger Inter Mailand mit 1:0 gewonnen. Was war das Erfolgsrezept?

Sahin: Wir wussten natürlich, dass wir es mit einem sehr starken Gegner zu tun bekommen, der in Mailand ein sehr gutes Spiel abgeliefert hat. Aber wir waren uns sicher, dass wir auch beim FC Bayern unsere Chancen bekommen, wenn wir Gas geben. Diese Chancen haben wir eiskalt genutzt und so kann man auch in München gewinnen.

bundesliga.de: Mitchell Langerak hat wegen der Verletzung von Roman Weidenfeller sein Bundesliga-Debüt im BVB-Kasten gegeben. Wie beurteilen Sie seine Leistung?

Sahin: Ich würde ihm die Note 1,5 geben. Alles andere lasse ich nicht gelten. Wenn ich es mir richtig überlege, war es eigentlich sogar eine 1.

bundesliga.de: Haben Sie ihn besonders unterstützt oder irgendwelche Worte mit auf den Weg gegeben?

Sahin: Ich habe ganz kurz vor dem Anpfiff mit ihm geredet und ihm gesagt: "Mitch, enjoy, enjoy, enjoy!" Und das hat er dann auch gemacht.

bundesliga.de: Durch den Ausfall von Weidenfeller stand gegen die Bayern die mit einem Durchschnittsalter von 22,75 Jahren jüngste BVB-Elf der Vereinsgeschichte auf dem Platz. Woher kommt die Abgeklärtheit, mit der die Borussia auftritt?

Sahin: Ganz einfach: Wir glauben an uns. Außerdem ist es natürlich eine große Hilfe, dass der Trainer uns permanent an der Seitenlinie unterstützt.

bundesliga.de: Die Flügelzange des FC Bayern mit Franck Ribery und Arjen Robben blieb weitgehend wirkungslos. Wie haben Sie es geschafft, "Robbery" aus dem Spiel zu nehmen?

Sahin: Wir wussten, dass wir die beiden immer doppeln mussten. Zur Not haben wir sie auch mit drei Mann angegriffen. Das hat ganz gut geklappt. Robben hatte natürlich einige gute Aktionen, aber längst nicht so viele wie sonst. Und auf der anderen Seite mit Ribery haben wir es genauso gut gemacht.

bundesliga.de: Waren Sie erstaunt, dass Sie bei Ihrem Tor aus der Distanz so frei zum Schuss kamen?

Sahin: Vielleicht ein wenig. Die Gegenspieler haben wohl damit gerechnet, dass ich abspiele, was ich normalerweise auch tue. Aber heute habe ich mir einfach gedacht: Komm, versuch's! Und es hat ja gut geklappt.

bundesliga.de: Mitte der zweiten Halbzeit standen Sie kurz vor einer verletzungsbedingten Auswechslung. Was war los, wie geht es Ihrem Schienbein?

Sahin: Ja, richtig. Ich kriege seit drei Wochen immer wieder auf dieselbe Stelle einen Schlag. Das tut weh und nimmt mich immer für etwa fünf Minuten aus dem Spiel. Aber danach ging es wieder, und ich konnte bis zu meiner Auswechslung in der 89. Minute durchspielen.

bundesliga.de: Es gab vor dem Spiel einige kleinere verbale Störfeuer aus München, vor allem aus der Vorstandsetage. Wie kam das bei Ihrer Mannschaft an?

Sahin: Für mich war das jedenfalls keine zusätzliche Motivation. Ich konzentriere mich auf mein Spiel und das unserer Mannschaft. Deshalb waren diese Äußerungen kein Thema für mich.

bundesliga.de: Nach dem Schlusspfiff haben Sie und Ihr Team noch lange mit den BVB-Fans gefeiert. War das schon ein Vorgriff auf die näher rückende Meisterschaft?

Sahin: (überlegt lange) Wir müssen jetzt am Freitag gegen Köln gewinnen.

bundesliga.de: Okay, anders gefragt: Zu wieviel Prozent wird Borussia Dortmund Deutscher Meister?

Sahin: (lacht) Ich kann kein Prozentrechnen, tut mir Leid.

Das Gespräch führte Denis Huber