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Genug Spektakel: 1899-Trainer Markus Gisdol will endlich Stabiliät. Einem 3:3 folgte in Mainz ein 2:2 - mit 20:20 Torschüssen (© Imago)
Genug Spektakel: 1899-Trainer Markus Gisdol will endlich Stabiliät. Einem 3:3 folgte in Mainz ein 2:2 - mit 20:20 Torschüssen (© Imago)

Hoffenheimer Agenda 20:20 vor dem Ende

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Mainz - Jüngst, nach der tollen Aufholjagd beim 3:3 gegen den FC Schalke, meinte Markus Gisdol noch glücklich scherzhaft, man müsse überlegen, auf Spiele von 1899 Hoffenheim einen "Erlebniszuschlag" zu erheben. Spektakel zu bieten, um verlorene Zuschauergunst zurückzugewinnen, gehört ja mit auf die Agenda des Hoffenheimer Trainers.

Summe von individuellem Fehlverhalten

Nach dem war Gisdol aber nicht zu Scherzen aufgelegt. Wieder war seine Mannschaft an einem turbulenten Fußballspiel beteiligt. Aber dass die Hoffenheimer nach einer 2:0-Führung in den letzten zehn Minuten den Sieg noch verspielten, traf Gisdol hart: "Das ist nur schwer zu verdauen."

Dass dieses Spiel den lange Zeit überforderten und hilflos wirkenden Mainzern nicht komplett entglitt, lag schließlich auch an der TSG. Die kindliche Verspieltheit im Konterspiel und die naive Sorglosigkeit im Defensivverhalten ließ Nullfünf, gepusht durch das bewundernswert leidenschaftliche Publikum, bis zur letzten Sekunde hoffen. Und wäre das Spiel noch zwei Minuten länger gelaufen - die bis zur 80. Minute souveräne TSG hätte wohl noch verloren.

Mit dem kuriosen Torverhältnis von 20:20 bleiben die Badener zwar dem Spektakel-Fußball treu, doch die "extreme Nachlässigkeit" in der Defensivarbeit nervt den Trainer mittlerweile. Die Hoffenheimer Agenda 20:20 steht vor Reformen: "Da werden wir schonungslos ansetzen, das dürfen wir nicht durch die Saison schleppen", versprach Gisdol.



Die richtige Balance zwischen Vorwärtsattacke und Vorwärtsverteidigung zu finden, ist die wichtigste Aufgabe für den Trainer in den kommenden Wochen. Auf der Suche nach den Gründen der fehlenden Stabilität rätseln die Hoffenheimer: Ob diese Eigenschaft nicht vielleicht zum Wesen dieser Mannschaft gehört, die mit vier offensiven Freigeistern nach vorne ausgerichtet ist?

Die Anzeichen dafür verhärten sich. Diesem Team kollektiv ein Mentalitätsproblem zu unterstellen, verbietet sich aber. Schließlich gelang es der TSG mit Gisdol unter starkem Druck, den Abstieg letzte Saison noch zu vermeiden. Und Rückstände aufholen kann diese Mannschaft auch, siehe Schalke. Vielmehr führt die Summe von individuellem Fehlverhalten oft zu großen Lücken im Defensiv-Verbund. Ein Künstler wie Roberto Firmino zum Beispiel schaltete nach Ballverlust und der 2:0-Führung in Mainz eben nicht immer gleich auf Verteidigung um. Alle bis zum Abpfiff wachzuhalten - das gelang Gisdol trotz engagiertem Coachings in Mainz nicht.

Rudy? Salihovic? Polanski? Sechser formschwach



Die Besetzung des zentralen Mittelfeldes ist noch nicht ideal. Wie auch am Samstag wechselt Gisdol oft auf der doppelt besetzten Sechserposition während der Spiele. Das ist ungewöhnlich. Eugen Polanski wirkt da noch am sichersten, aber weder Rudy noch Salihovic sind derzeit formstark. Salihovic saß in Mainz sogar 90 Minuten auf der Bank.

"Schonungslos" werde man die Ursachenforschung betreiben, versicherte auch Manager Alexander Rosen. Der Blick auf die Tabelle tut weh bei der TSG, zum wiederholten Male hat die Mannschaft Punkte verschenkt. Und weil nach den ersten 13, 14 Positionen eine Leistungslücke im Kader klafft, werde man im Winter definitiv mindestens einen neuen Spieler verpflichten, kündigte Rosen an. Zu viel Spektakel ist eben nur schwer zu verdauen.

Aus Mainz berichtet Tobias Schächter