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Im Champions-League-Finale 1997 hatte Karl-Heinz Riedle (M.) mit zwei Treffern großen Anteil am 3:1-Sieg des BVB über Juventus Turin
Im Champions-League-Finale 1997 hatte Karl-Heinz Riedle (M.) mit zwei Treffern großen Anteil am 3:1-Sieg des BVB über Juventus Turin

"Hoeneß vertut sich"

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Auch noch einige Tage nach der verrückten Fußballnacht von Dortmund ist Karl-Heinz Riedle ganz begeistert. Der ehemalige Topstürmer des BVB, der den Westfalen mit seinen beiden Toren im Finale von 1997 gegen Juventus Turin den Weg zum Champions-League-Gewinn ebnete, erlebte den Dortmunder Doppelschlag zum 3:2-Sieg gegen den FC Malaga in einem TV-Studio in England. "Das war der Wahnsinn", meint der sonst eher zurückhaltende Weltmeister von 1990 im Gespräch mit bundesliga.de.

bundesliga.de: Herr Riedle, wo haben Sie das Dortmunder Fußballwunder vom Dienstag verfolgt?

Karl-Heinz Riedle: Ich habe zusammen mit Didi Hamann bei Sky England das Champions-League-Spiel von Borussia Dortmund gegen den FC Malaga kommentiert.

bundesliga.de: Wie ist denn das Image der Bundesliga in England?

Riedle: Mittlerweile schauen uns die Engländer mit anderen Augen an. Zwei deutsche Mannschaften im Halbfinale und keine englische ist für sie eine große Überraschung. Dadurch ist der Stellenwert der Bundesliga weiter nach oben gegangen.

bundesliga.de: War das eine magische Nacht, die Borussia Dortmund erlebt hat?

Riedle: Das kann man schon sagen. Es lief ja zunächst alles andere als so, wie sich der BVB das vorgestellt hat. Die Dortmunder waren nach dem Hinspiel klarer Favorit. Alle haben gedacht, dass sich die Borussia in jedem Fall durchsetzen wird. Aber dann lief es völlig in die andere Richtung. Und der Schluss war dann Wahnsinn. Ich habe ehrlich gesagt auch nicht mehr daran geglaubt. Nach dem Schlusspfiff war auch ich am Ende.

bundesliga.de: Die Dortmunder Geschichte in Europa hat sich wiederholt. In den neunziger Jahren hat der BVB gegen La Coruna in den letzten vier Minuten ebenfalls mit einem Doppelpack noch das Spiel gedreht.

Riedle: Genau, da ist mir das entscheidende Tor gelungen.

bundesliga.de: Was ist Borussia Dortmund jetzt in der Champions League noch zuzutrauen? Sind sie reif für den Titel?

Riedle: Das ist schwer zu beantworten. Wenn sie das Finale erreichen würden, glaube ich, dass alles möglich ist, egal gegen wen. Wir haben jetzt noch vier Mannschaften übrig. Jeder kann jeden schlagen. Wenn allerdings Lionel Messi wieder richtig fit wird, ist Barcelona trotz allem zusammen mit den Bayern der Favorit. Aber auch Dortmund hat eine gute Chance. Wir hatten damals 1997 gegen Juventus eigentlich gar keine Chance und haben sie dann 3:1 geschlagen. Im Fußball ist alles möglich. Auch für Dortmund ist alles drin.

bundesliga.de: Sehen Sie Parallelen zu ihrer Zeit? Damals hatte der BVB nach gewonnenen Meisterschaften in der Bundesliga keine Chance auf den Titel, gewann dafür aber die Champions League.

Riedle: Das stimmt. Die Parallelen sind wirklich da. Wenn es noch einmal so geschehen würde, wäre das gigantisch.

bundesliga.de: Haben Sie in dieser Saison bei der Borussia einen Spieler gesehen, der seinen Durchbruch auch international geschafft hat? Gibt es einen Spieler der Saison?

Riedle: Die ganze Mannschaft ist für mich so etwas wie der Spieler der Saison. Für mich hat Mario Götze, auch wenn er im Viertelfinale nicht getroffen hat, eine Supersaison gespielt. Genauso Marco Reus. Auch Ilkay Gündogan ist eine ganz wichtige Figur. Aber grundsätzlich gilt: Im ganzen BVB-Kollektiv muss man den Trainer als erstes nennen. Jürgen Klopp hat einen Riesenanteil am Erfolg. Er macht einen Traumjob. Er passt wie der Deckel auf den Topf. Das passt alles, ein Rad greift ins andere.

bundesliga.de: Jürgen Klopp hat sich auch nicht davor gescheut, alle Taktik über Bord zu werfen und die Brechstange auszupacken.

Riedle: Taktisch war in der Schlussphase gegen Malaga nicht mehr viel zu machen. Da musste man die kopfballstarken Spieler bringen und vorne reinschmeißen. Es hat funktioniert, was willst Du mehr? Aber deshalb wird Klopp künftig sicher nicht Hauruck-Fußball spielen lassen.

bundesliga.de: Bayern-Präsident Uli Hoeneß wünscht sich die Dortmunder im Halbfinale, weil sie einfacher zu spielen wären als die beiden spanischen Mannschaften.

Riedle: Ich glaube, da vertut er sich. Auch wenn Bayern in der Bundesliga mit Abstand die stärkste Mannschaft war, ist ein Halbfinale in der Champions League damit nicht vergleichbar. Das ist etwas völlig Anderes. Es geht um alles.

bundesliga.de: Zum Abschluss noch das totale Kontrastprogramm. Statt Champions League Abstiegskampf. Mit Werder Bremen und dem FC Augsburg sind zwei Ihrer Ex-Vereine stark unter Druck und in Abstiegsgefahr. Trauen Sie sich eine Prognose abzugeben, wer es packt?

Riedle: Oh, nein. Da möchte ich keine Prognose abgeben. Ich hoffe natürlich, dass beide Vereine da noch rauskommen. Speziell Werder Bremen hat da nichts verloren. Dass Augsburg gegen den Abstieg spielen wird, war schon letztes Jahr klar. Seit Stefan Reuter aber da ist, hat es Augsburg super gemacht. Ich hoffe, dass beide Vereine sich noch retten.

Die Halbfinal-Auslosung ab 11:30 Uhr im Live-Ticker

Das Gespräch führte Tobias Gonscherowski