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Gelungener Schlussspurt: Unter Interimscoach Sascha Lewandowski (M.) schaffte Bayer 04 die Trendwende und holte 13 von 15 möglichen Punkten
Gelungener Schlussspurt: Unter Interimscoach Sascha Lewandowski (M.) schaffte Bayer 04 die Trendwende und holte 13 von 15 möglichen Punkten

Dank Lewandowski und Leno: Leverkusen kriegt die Kurve

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Leverkusen - Als es am Ende um die Wurst ging, bildeten Mannschaft und Fans von Bayer 04 Leverkusen wieder eine Einheit. Vergessen war das zwischenzeitliche Zerwürfnis, das schwache Leistungen und die Entlassung des beliebten Trainers Sami Hyypiä nur wenige Wochen zuvor ausgelöst hatte. Gegen Werder Bremen ging es am letzten Spieltag um Platz 4 und die Option auf die Champions League. Nur ein Sieg gegen die Hanseaten würde die Werkself noch zum Ziel führen.

"Ergebnismaschine" in der Hinrunde

Das Publikum unterstützte die schwächelnden Gastgeber wie nie zuvor in der Saison und trieb zu einem mühsam, aber verdient herausgekämpften 2:1-Erfolg. Anschließend wurden zwei der Garanten des versöhnlichen Saisonabschlusses von den Fans auf den Zaun gebeten, wo sie mit Megaphon ausgestattet zusammen mit den Fans lautstark feierten. Bernd Leno war der eine, Sascha Lewandowski der andere. Der Torhüter und der Trainer.

Damit hatten die Zuschauer ein gutes Gespür bewiesen, denn diese Protagonisten waren die verlässlichen Größen in dieser wechselhaften Spielzeit. Leno hatte als einziger Bayer-Profi alle 34 Bundesliga-Spiele bestritten und dabei weitgehend fehlerfrei gehalten. Und Lewandowski war es in den letzten fünf Meisterschaftsspielen gelungen, dieser zuvor völlig verunsicherte Mannschaft Selbstvertrauen und Leben einzuhauchen. Mit 13 von 15 möglichen Punkten aus den letzten fünf Spielen gelang den Rheinländern dann doch die Punktlandung.

Aber nicht nur Leno war einer der Erfolgsgaranten in dieser Saison, auch Innenverteidiger Ömer Toprak oder Torjäger Stefan Kießling (15 Treffer) konnten ihr Niveau meistens abrufen. Youngster Julian Brandt war ein Lichtblick. Andere etablierte Stars können das jedoch nicht von sich behaupten. Lars Bender schwächelte, Simon Rolfes hatte Probleme, Gonzalo Castro wurde massiv kritisiert, Sidney Sam oder Emir Spahic bauten stark ab, auf beiden Außenverteidigerpositionen gibt es unübersehbare Schwächen. Und auch die Top-Neuverpflichtung Heung-Min Son hat trotz seiner immerhin zehn Saisontore noch viel Luft nach oben. Das wurde in der Rückrunde offensichtlich.

In der Hinrunde hatte das alles noch ganz anders ausgesehen. Bayer 04 lag lange Zeit als einziger Verfolger den übermächtigen Bayern im Nacken. Die Werkself hatte in den ersten 15 Spielen 37 Punkte geholt und sich als "Ergebnismaschine", so Dortmunds Coach Jürgen Klopp, den Respekt der Konkurrenz erworben. Vor allem in den direkten Duellen gegen die Tabellennachbarn hatte Leverkusen 13 von 15 möglichen Punkten geholt, Gladbach, Dortmund, Wolfsburg und Hertha geschlagen und nur gegen die Bayern ein Remis abgegeben. Zudem  überwinterte die damals noch von Sami Hyypiä gecoachte Elf auch in der Champions League und im DFB-Pokal.

Freier Fall in der Rückrunde

Dann kam es im Februar zum Bruch. Eingeleitet wurde die Talfahrt mit einer peinlichen 0:1-Heimniederlage im Pokalviertelfinale gegen den Zweitligisten Kaiserslautern. Hyypiä hatte sich bei der Aufstellung verzockt, die Mannschaft spielte erschreckend lethargisch und versemmelte leichtfertig die große Chance auf den ersten Titel seit dem Pokalgewinn 1993. Danach ging es rasant bergab.

Hyypiä bekam die Kurve nicht mehr und musste hilflos ansehen, wie seine Mannschaft zwölf von 17 Pflichtspielen seit dem 16. Spieltag verlor, in der Champions League ein weiteres Mal demontiert wurde - diesmal von Paris St. Germain beim 0:4 in der BayArena - und am Ende auch gegen die Bundesliga-Schlusslichter Braunschweig (1:1) und Hamburg (1:2) ohne Erfolgserlebnis blieb. Als "Augenkrebsfußball" bezeichnete selbst Keeper Leno die Leistungen in jener Zeit zwischen Februar und April. Spät - aber noch nicht zu spät - zog die Vereinsführung die Notbremse und beurlaubte den Trainer schließlich. Hyypiäs Nachfolger Lewandowski erwies sich als Glücksgriff.

Schmidt ersetzt Lewandowski

So ist Leverkusen noch einmal mit einem blauen Auge davon gekommen. Im Kader soll nun aufgeräumt werden, um künftig einen erneuten Absturz zu verhindern. Die Hoffnungen ruhen in der kommenden Saison auf dem neuen Trainer Roger Schmidt, der verpflichtet wurde, weil Lewandowski partout nicht Cheftrainer bleiben und seinen alten Posten als Nachwuchs-Cheftrainer zurück haben wollte.

Schmidt, der mit RB Salzburg in Österreich Meister wurde und zuvor bereits beim SC Paderborn beachtliche Erfolge feierte, soll es richten. "Er hat in Salzburg in der Liga und in den Europacup-Spielen Herausragendes geleistet. Die Art und Weise wie er Fußball spielen lässt, ist die Zukunft des modernen Fußballs", lobt Bayer-Sportchef Rudi Völler den künftigen Trainer. Auf den 47-Jährigen wartet viel Arbeit, aber auch eine der reizvollsten Aufgaben im deutschen Fußball.

Tobias Gonscherowski