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Schmidt und Co.: Trainerlegenden - © DFL
Schmidt und Co.: Trainerlegenden - © DFL
bundesliga

"Mach mal zwei Spiele": Frank Schmidt ist dienstältester Trainer der Bundesliga

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Frank Schmidt ist seit dem 4. Spieltag dienstältester Trainer im deutschen Profi-Fußball. Vor 16 Jahren hatte der 49-Jährige das Ruder beim Bundesliga-Aufsteiger 1. FC Heidenheim 1846 übernommen.

"Unkaputtbar" lautet der Titel der Sport-Biographie von Frank Schmidt, die er unmittelbar nach dem historischen Aufstieg in die Bundesliga herausgebracht hatte. Treffender hätte es der 49-Jährige nicht auf den Punkt bringen können. Seit nun exakt 16 Jahren ist der gebürtige Heidenheimer Cheftrainer des 1. FC Heidenheim. In Zeiten des schnelllebigen Fußballgeschäfts gefühlt eine Ewigkeit. 

Als nun dienstältester deutscher Profi-Trainer, vor Legenden wie Volker Finke (Platz zwei, 5843 Tage), Otto Rehhagel (Platz drei, 5202 Tage) oder Thomas Schaaf (Platz vier, 5119 Tage), stellte Schmidt am 4. Spieltag der Saison 2023/24 einen neuen Rekord auf: 5844 Tage war er am Tag des Spiels gegen den SV Werder Bremen im Amt und damit einen Tag länger als der bisherige Rekordtrainer Finke.

Es hat direkt Klick gemacht

2007 hatte Schmidt, der zuvor unter anderem für Greuther Fürth, Alemannia Aachen und den FCH-Mutterverein Heidenheimer SB die Fußballschuhe geschnürt hatte, seine Spielerkarriere beendet. Insgesamt war Schmidt 15 Jahre als Profi aktiv. Eigentlich hatte er seiner Familie ein Versprechen abgegeben, von nun an samstags den Rasen zu mähen. Doch daraus wurde nichts.  

Eintauchen in 60 Jahre Bundesliga

Nach der Abspaltung vom Heidenheimer SB wurde Dieter Märkle am 17. September 2007 als Cheftrainer entlassen und Schmidt erhielt als Interimstrainer einen Vertrag bis zur Winterpause. "Mach mal zwei Spiele, wir müssen einen neuen Trainer suchen", hieß es laut Schmidt damals vonseiten des Clubchefs Holger Sanwald. Seine erste Partie gewann er 2:1 gegen Normannia Gmünd, das zweite mit 9:1 gegen den VfL Kirchheim - Schmidts höchster Sieg als Chefcoach der Schwaben. "Mach mal weiter", wurde Schmidt daraufhin gebeten. Herausgekommen sind 16 Jahre 1. FC Heidenheim. 

Begonnen in der Oberliga hatte sich Heidenheim mit Trainer-Urgestein Schmidt für die viertklassige Regionalliga qualifiziert, ehe in der Saison 2008/2009 als Meister der Aufstieg in die 3. Liga gelungen war. Parallel zu seinem Job als Drittliga-Trainer erwarb Schmidt die Fußballlehrer-Lizenz. Ursprünglich hatte der unweit des Heidenheimer Stadions geborene Schmidt ganz andere Pläne, wollte nach einer Lehre als Bankkaufmann und der Spielerkarriere im Versicherungsbüro eines Freundes anfangen. 

Frank Schmidt feiert den Aufstieg in die Bundesliga - IMAGO/Sportfoto Rudel

Saisonfinale in Regensburg

Doch die Schmidt-Ära ging weiter - und zwar sehr erfolgreich: 2014 führte er seinen Herzensclub erneut zur Meisterschaft und stieg erstmals in die 2. Bundesliga auf. Der Vertrag mit dem feinfühligen und sympathischen Trainer wurde ein weiteres Mal verlängert - erst bis 2020 und dann 2018 vorzeitig bis 2023. Am Ende der Saison 2019/2020 wäre der große Coup, Aufstieg in die Bundesliga, fast schon gelungen. In der Relegation scheiterte der FCH aber an Bundesligist Bremen. Sanwald und die Führungsebene der Heidenheimer hatten Schmidt ein weiteres Mal das Vertrauen ausgesprochen und nach neun Spieltagen der Saison 2021/22 seinen Vertrag vorzeitig bis Sommer 2027 ausgedehnt.

Heidenheim und Schmidt ackerten also weiter für den großen Traum des "Dorfclubs" mit seinen rund 50.000 Einwohnern. Am Ende der abgelaufenen Saison 2022/23 hieß es dann aus FCH-Sicht endlich: "Der 1. FC Heidenheim 1846 steigt in die Bundesliga auf". Nach einem dramatischen Finish gegen den SSV Jahn Regensburg und dem Siegtor in der 9. Minute der Nachspielzeit durch Tim Kleindienst war das Werk von Schmidt und Heidenheim am 28. Mai 2023 vollbracht.

Heidenheims Rekordtrainer beim Auswärtsspiel in Dortmund an der Seitenlinie - IMAGO/Team 2

Eine Bereicherung für die Bundesliga

"Wir geben halt nie auf und deswegen ein Riesenkompliment an meine Mannschaft, die unkaputtbar ist. Ich möchte auch gar nicht mehr so viel zum Spiel sagen. Das war ein unfassbarer Moment", sagte ein überglücklicher Frank Schmidt, der selbst nach einer Bierdusche nicht die Fassung verlor und sich bei dem in diesem Moment abgestiegenen Jahn Regensburg für die Möglichkeit, in dessen Stadion ausgelassen feiern zu dürfen, aufrichtig bedankte. 

Menschlich wie fachlich zählt Schmidt zu den ganz Großen seiner Zunft. In der 2. Bundesliga ist Schmidt zur Institution geworden: 306 Zweitligaspiele saß Frank Schmidt auf der Heidenheimer Trainerbank - das war die größte Zweitliga-Erfahrung unter den 18 Zweitliga-Trainern am Saison-Ende 2022/23. In neun Zweitliga-Jahren gab es für Schmidt und Heidenheim deutlich mehr Siege (125), als Niederlagen (97). Schmidt konnte auch mehr Tore (443) bejubeln, als er sich über Gegentore (390) ärgern musste. Der FCH war nach Punkten (459) und Toren der erfolgreichste Zweitligaklub der letzten neun Jahre (jeweils vor dem FC St. Pauli).

Lob vom Kollegen Streich

Nun ringen der ehrgeizige Schmidt und Heidenheim in der Bundesliga um den Klassenerhalt. In Frank Schmidts Jubiläumsspiel feierte der FCH dann auch mit 4:2 gegen Bremen seinen ersten Bundesliga-Sieg - was für ein perfektes Timing! 

"Ich freue mich wahnsinnig, dass Heidenheim in der Bundesliga ist", hatte Christian Streich, die Trainerlegende des SC Freiburg (Platz 6, 4280 Tage), mit dem Schmidt oft verglichen wird, zum Saisonstart im "aktuellen Sportstudio" gesagt. Dem kann man sich nur anschließen. Heidenheim und sein Rekordtrainer werden bis zur letzten Sekunde um den Verbleib in der Bundesliga kämpfen. Selbst ein Abstieg würde Schmidt und den FCH nicht umhauen. Dann geht es eben in eine gemeinsame 18. Saison.