
Konrad Laimer: Bayern Münchens unverzichtbarer Außenverteidiger
Eine bemerkenswerte Vielseitigkeit und eine besondere Beständigkeit haben Konrad Laimer zu einem Schlüsselspieler des FC Bayern München gemacht. Doch wie hat es der Österreicher unter Vincent Kompany zur Stammkraft beim Rekordmeister geschafft?
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"Ich habe hier wirklich viel Spaß", sagte Konrad Laimer zu Beginn der Saison auf die Frage nach seiner Zukunft, da sein Vertrag beim FC Bayern München im Sommer 2027 ausläuft. "Ich bin für alles offen."
"Ich möchte, dass Konny noch sehr, sehr lange beim FC Bayern bleibt", entgegnete Sportdirektor Christoph Freund darauf. Und genau, weil Laimer "für alles offen" ist, möchten die Bayern, dass der vor zweieinhalb Jahren aus Leipzig gekommene Österreicher seinen Weg in München fortsetzt.
Die ersten zwei Saisons rückte Laimer mal in die Startelf, dann war er wieder draußen. Doch diese Saison hat sich seine extreme taktische Flexibilität ausgezahlt und ihm einen Stammplatz in der Startelf von Cheftrainer Vincent Kompany eingebracht. Denn während Philipp Lahm und Joshua Kimmich zu ihrer Zeit bei den Bayern vom Außenverteidiger zum Mittelfeldspieler wurden, ging Laimers Geschichte in die umgekehrte Richtung.
Dabei besonders beeindruckend: Der 28-Jährige kann mittlerweile beide Seiten gleichermaßen bespielen. Das zeigt eine seltene Allrounder-Qualität auf Spitzenniveau, wie man sie seit David Alaba nicht mehr gesehen hat.

"Seine Energie und sein Hunger zeichnen ihn aus"
Der frühere Bayern-Star ist Laimers Nationalmannschaftskapitän beim ÖFB und fand im Oktober selbst lobende Worte: "Er ist sehr wichtig für uns und hat auch beim FC Bayern eine wichtige Rolle eingenommen. Seine Mentalität, seine Einstellung und seine Professionalität sind einzigartig. Er gibt wirklich alles und geht in jedem Training und jedem Spiel bis an seine Grenzen. Außerdem hat er die Qualität, auf mehreren Positionen zu spielen."
Das ist auch Kompany aufgefallen: Der Bayern-Coach hat sein Schweizer Taschenmesser bisher in neun der zehn Bundesliga-Spiele in der Startelf auflaufen lassen, ihm zehnten kam er von der Bank. Dabei agierte Laimer fünfmal als Rechtsverteidiger - und ebenso häufig auf der linken Seite.
"Seine Energie und sein Hunger zeichnen ihn aus", erzählte Kompany lobend zu Saisonbeginn. "Diese Energie, die er mitbringt, hilft der Mannschaft. Wir haben viel Qualität, aber man brauch auch Energie, das ist sehr wichtig für uns." Das Gleiche gilt für Laimers bedingungsloses Vertrauen in die Anweisungen des Chefs.
"Ich musste ein bisschen schmunzeln, als der Trainer die Aufstellung aufgezeigt hat", erklärte der Österreicher nach dem Linksverteidiger-Einsatz in der Champions League gegen Club Brügge. Das besondere: Linksfuß Raphaël Guerreiro begann dabei auf der rechten Seite. "Der Trainer sagte, dass das einen taktischen Grund hat. Den hat er aber nicht verraten. Ich habe auch nicht gefragt."
Besondere Dinge dank Kompany
Sowohl Laimer als auch die Presse vor Ort verfiel in Gelächter. "Er ist der Boss", erklärte Laimer. "Sowohl Ich als auch Rapha sind nicht hier, um seine Entscheidungen in Frage zu stellen. Es ist cool, links zu spielen, auch wenn es für mich als Rechtsfuß etwas anders ist. Ich spiele schon etwas lieber rechts, aber wenn ich links nach vorne gehe, kann ich einige interessante Dinge anstellen."
Es waren besondere Dinge: Zwei Vorlagen steuerte Laimer zum 4:2-Sieg gegen die Belgier bei - in einer Rolle, die noch wenige Jahre vorher niemand von ihm erwartet hätte. Aber genau darin liegt Laimers größter Wert für die Bayern: Er bringt eine konstant gute Leistung, egal auf welcher Position.
Kampf- und laufstark
Dass Kompany seinem Allrounder vollstens vertraut, spiegelt sich darin wieder, dass nur die beiden Superstars Luis Díaz und Harry Kane in dieser Saison mehr Bundesliga-Minuten abgespult haben als er. Und Laimer zahlt das in ihn gesetzte Vertrauen zurück.
"Ich bin gerne der 'aggressive Leader', das hat mich immer mehr interessiert, als ein Zauberer oder Künstler zu sein", erklärte Laimer einst. Und wie man es von einem solchen Spieler erwartet, sind seine kämpferischen Qualitäten ein wesentliche Faktor für Bayerns defensiven Erfolg: Mit nur sechs Gegentoren hat der FCB die stabilste Abwehr der Liga.
Er spult die dreizehntmeisten intensiven Läufe und die neuntmeisten Sprints der Bundesliga ab, nur Rechtsaußen Michael Olise ist bei den Münchnern noch laufstärker unterwegs. "Er ist einer der weltbesten Spieler, wenn es um die Rückeroberung von Bällen angeht", lobte ihn Österreichs Nationaltrainer Ralf Rangnick.
Laimer setzt die meisten Tacklings aller Bayern pro 90 Minuten, er liegt bei geblockten Abschlüssen auf dem geteilten zweiten Platz. Ligaweit belegt er zwar auch Rang 14 bei Fouls und sammelte schon vier Gelbe Karten - das gilt allerdings auch für Díaz.
"Man kann nie aufhören, zu lernen"
Überraschender ist hingegen, dass Laimer auch bei progressiven Läufen mit Ball, die zu Torchancen führen, auf einem Level mit dem Kolumbianer steht. Bei diesen Läufen mit Ball macht er die meisten Meter aller Bayern-Spieler gut. Und nur die Läufe Olise führten häufiger zum Torerfolg als die von Laimer.
Laimer bringt eine starke Passquote von 88,6 Prozent mit. Und das, obwohl er die drittmeisten erfolgreichen Pässe ins Angriffsdrittel spielt. "Er durchlebt eine fantastische Saison. Er ist einer dieser Spieler, der oft ein bisschen unter dem Radar fliegt, aber mit seinen Läufen und Assists eine sehr wichtige Rolle in unserem Angriff spielen", lobte ihn Stürmer Kane. "Wie er verteidigt, links oder rechts, ist hervorragend. Er leistet brillante Arbeit. Ich hoffe, dass er so lange wie möglich bei uns bleibt."
Der Österreicher wird derzeit mit Lob nur so überflutet. Doch der lässt sich davon nicht mitreißen: "Es bringt dich nicht weiter, wenn du zu viel scrollst und und liest", erklärte Laimer selbst. "Ich kann mit dem Ball noch besser werden, auch ohne den Ball im offensiven wie defensiven Umschaltaktionen. Man kann nie aufhören, zu lernen. Das ist meine Einstellung. Ich denke jeden Morgen darüber nach, wie ich besser werden kann. Die Dinge, die man gut kann, kann man immer noch besser machen."
Laimer spielt alles außer Stürmer
Fragt man Laimer selbst, dann besteht sogar die Möglichkeit, dass er sein Positionsprofil noch erweitert: "Es ist eine meiner Stärken, dass ich mich anpassen kann. Ich fühle mich in vielen Rollen wohl und habe jetzt die Gelassenheit, zu wissen, wie ich mich als Rechtsverteidiger verhalten muss. Ich traue mir auch zu, als Innenverteidiger zu spielen."
Eine Einschränkung gibt es dabei dennoch: "Vielleicht weniger als Stürmer", schmunzelte der Alleskönner. Dafür sind seine drei Tore für die Bayern (13 vereinsübergreifend in der Bundesliga) vielleicht auch nicht die beste Bewerbung. Am liebsten spielt der 28-Jährige ohnehin "auf jeden Fall im Mittelfeld". Wenn er es hinten weiter so gut macht, könnte es allerdings noch dauern, bis er wieder in der Schaltzentrale zum Einsatz kommt.
