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Joshua Kimmich vom FC Bayern München: "Ich will immer gewinnen - seit meiner Kindheit"

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Kaum ein Spieler des FC Bayern verkörpert die Münchner Siegermentalität so wie Joshua Kimmich. Im Interview mit bundesliga.de spricht der Anführer des Rekordmeisters über seinen Drang zu gewinnen, die großen Talente im aktuellen Kader und Phänomen Robert Lewandowski.

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bundesliga.de: Ihr herausragender Treffer per Heber gegen Dortmund aus der vergangenen Saison, der für die Meisterschaft zugleich sehr wichtig war, ist vielen Fans noch allgegenwärtig. Sie sind mittlerweile einer, wenn nicht sogar DER "Go-to-Guy" in Ihrem Team. Woher kommt Ihre Mentalität, der pure Wille zum Gewinnen?

Kimmich: Ganz ehrlich? Ich weiß es nicht. Der Wille ist bei mir schon seit der Kindheit vorhanden. Nicht nur beim Fußball, sondern auch bei anderen Sportarten und Spielen, will ich immer gewinnen - das macht mir eben mehr Spaß. Wann das genau losging, kann ich nicht sagen.

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bundesliga.de: Wie hat sich diese Mentalität in den vergangenen Jahren gezeigt und verändert?

Kimmich: Einen bestimmten Moment gab es glaube ich nicht, ich bin heute der gleiche Mensch wie vor zehn Jahren. Ich wollte schon immer vorangehen, auch schon in meiner Jugendzeit. Und jetzt mache ich eben so weiter.

bundesliga.de: Gegen den FC Augsburg haben Sie Ihr fünftes Spiel seit Ihrer Knie-Verletzung absolviert. Auf welchem Level sehen Sie sich aktuell? Wie konnten Sie Ihrem Team in den Wochen zuvor neben dem Platz helfen?

Kimmich: Ja, es ist schwer, wenn du verletzt bist: Du bist etwas vom Team isoliert. Dennoch habe ich immer wieder versucht, mit meinen Mitspielern zu reden. Oder manchmal schreibt man ihnen einfach schnell per WhatsApp. Am Anfang habe ich mich aber vollkommen auf meine Reha fokussiert, um dem Team so schnell wie möglich wieder helfen zu können. Von der Couch aus lässt sich es eben nicht so gut helfen.

Joshua Kimmich ist unumstrittener Anführer beim FC Bayern München - Lukas Schulze/Bundesliga/Bundesliga Collection via Getty Images

bundesliga.de: Alphonso Davies, Robert Lewandowski und Sie selbst sind die FIFPro World 11 gewählt worden. Außerdem sagen viele Experten, dass Sie sowohl in der Defensive, als auch in der Offensive zur Weltklasse zählen. Sie gelten als sehr ehrgeizig: Wo sehen Sie persönlich denn noch Potenzial, um besser zu werden als sie es ohnehin schon sind? Wo wollen Sie sich noch verbessern?

Kimmich: Ich kann mich in jedem Punkt noch verbessern. Ich könnte mehr Tore schießen, könnte mehr Bälle im Mittelfeld gewinnen, um so dem Team noch mehr zu helfen. Ich kann meine Physis auch noch ausbauen - meine Entwicklung ist noch nicht vorbei.

bundesliga.de: Robert Lewandowski hat einen neuen Rekord aufgestellt: Er hat 22 Tore in der Hinrunde erzielt. Was glauben Sie: Kann er den ewigen Rekord von Gerd Müller, 40 Tore in einer Saison, brechen?

Kimmich: Am wichtigsten ist, dass er fit bleibt und dann denke ich, ist es gut möglich, dass er den Rekord brechen kann. Ich hoffe immer, dass er ein oder zwei Mal pro Spiel trifft, weil das auch gleichzeitig gut für uns als Mannschaft ist. Ich hoffe für ihn, dass er den Rekord bricht.

bundesliga.de: Im Mittelfeld der Bayern zeigt sich in dieser Saison ein neues, großes Talent: Jamal Musiala. Wie schätzen Sie seine Entwicklung ein und was ist noch für ihn möglich?

Kimmich: Jamal ist für sein Alter schon unglaublich weit. Er hat eine starke Technik und ist klar im Kopf. Er hat immer gute Laune und er will immerzu von uns lernen. Er kann den Ball gut halten, er kann gut dribbeln, er schießt Tore: Wenn er weiterhin zu vielen Einsätzen kommt, wird er aufgrund seines großen Potenzial besser und besser werden. Ich hoffe, dass wir - und insbesondere ich, ihm helfen können, ein großer Spieler für Bayern München zu werden.

bundesliga.de: Was ging Ihnen eigentlich am 1. Spieltag gegen Schalke durch den Kopf, als Sie die starke Vorlage für Leroy Sane gegeben haben?

Kimmich: Zuerst wollte ich den Ball einfach nicht verlieren, bei zwei Gegenspielern war das gar nicht so einfach. Es war ein bisschen Glück dabei, dass ich den Raum und Leroy gesehen habe. Dann habe ich den Ball eben da rein gespielt.

bundesliga.de: Wie schwer ist es, unter so viel Raum-, Zeit-, und Gegnerdruck ruhig zu bleiben?

Kimmich: Wenn du nicht schnell in den Beinen bist, musst du eben schnell im Kopf sein. Einer dieser beiden Faktoren muss mindestens gegeben sein und ich denke, dass ich im Kopf noch schneller als in den Beinen bin.

bundesliga.de: Was ging Ihnen vor dem wichtigen Tor gegen Dortmund durch den Kopf?

Kimmich: Ich hatte den Ball im Mittelfeld gewonnen und habe wohl etwas zu früh zu Robert gepasst. Er konnte selbst nicht abschließen und musste nochmal zu mir zurückspielen. Ich habe den Ball mit rechts angenommen, obwohl es für den Abschluss mit rechts wohl besser gewesen wäre, ihn mit links anzunehmen. Mit meinem zweiten Kontakt habe ich aber zum Glück sehr schnell reagieren können. Ich habe nur gesehen, dass der Ball über den Keeper fliegt und habe währenddessen einfach nur gehofft, dass die Kugel ins Tor fällt und nicht drüber geht. Als all meine Mitspieler geschrien haben wusste ich, dass der Ball reingegangen ist.

bundesliga.de: Direkt nach der Bundesliga-Saison werden Sie wohl einige Ihrer Teamkollegen bei der Europameisterschaft wiedersehen: Mit Deutschland treffen Sie auf Frankreich mit unter anderem Kingsley Coman. Haben Sie direkt nach der Auslosung bereits darüber in der Umkleidekabine gesprochen? Freuen Sie sich auf dieses Duell?

Kimmich: Natürlich haben wir da direkt darüber gesprochen. Aber es sind ja noch einige Monate bis es soweit ist, darüber sprechen wir also nicht jeden Tag. Es wird eine große Herausforderung für beide Teams, weil beide es mit einer starken Mannschaft zu tun bekommen werden.

bundesliga.de: Wie kann man sich diese Gespräche vorstellen? Wie oft wird da gestichelt?

Kimmich: Nur ein bisschen, wir machen ein paar Späßchen. Wir machen uns ein bisschen lustig, aber es ist nie wirklich ernst gemeint.

bundesliga.de: Bei der EM haben Sie die Möglichkeit, eine Trophäe zu gewinnen, die Ihnen in Ihrer Sammlung noch fehlt. Welche Chancen hat Deutschland, zumal Sie ja in einer sehr starken Gruppe antreten müssen?

Kimmich: Es ist eine Hammer-Gruppe. Es wird nicht leicht, aber natürlich wollen wir auch weiterkommen. Wir haben noch sehr viel Arbeit vor uns, unsere letzten Spiele waren wirklich nicht gut. Wir wissen, dass wir besser spielen müssen - und das können wir auch. Wir haben die Qualität, um in die nächste Runde zu kommen.

Ins Restaurant, Café oder auch ins Stadion gehen: Joshua Kimmich wünscht sich wieder Normalität für alle - Simon Hofmann/Bundesliga/DFL via Getty Images

bundesliga.de: Es wird das erste Turnier sein, bei dem Sie als einer der Führungsspieler Deutschlands gesehen werden. Wie definieren und interpretieren Sie Ihre Rolle im Trikot des DFB?

Kimmich: Es ist ein bisschen anders als beim FC Bayern: Die Mitspieler wechseln immer wieder mal in der Nationalmannschaft, es kommen immer neue Spieler hinzu. Im Club hast du ungefähr eineinhalb Jahre die gleiche Gruppe um dich. In der Nationalmannschaft ist es etwas schwerer, seine Rolle im Team zu finden - vor allem für neue Spieler. Es ist schon ein bisschen anders ein Team anzuführen, das sich immer wieder ändert.

bundesliga.de: Vor der EM werden Sie in Berlin geehrt: Es wird eine Wachsfigur von Ihnen geben, Fans haben für Sie abgestimmt. Eine spezielle Ehre für Sie?

Kimmich: Es ist immer toll, wenn Fans für dich abstimmen und du merkst, dass es da draußen Leute gibt, die dich gut finden. Ich fühle mich geehrt.

bundesliga.de: Sie werden in einer sehr sportlichen Pose zu sehen sein - wie würde eine Statue in "privater Pose" bei Ihnen aussehen?

Kimmich: Die private Pose sollte dann aber auch nicht in der Öffentlichkeit gezeigt werden. Aber ich glaube, es würde eine Skulptur von mir auf der Couch mit meinen Kindern und meiner Freundin sein.

bundesliga.de: Auf was freuen Sie sich am meisten, sobald die Corona-Pandemie vorbei ist?

Kimmich: Jeder hofft auf ein baldiges Ende und ein unbeschwertes Leben ohne Corona: Einfach mal raus in die Stadt zu gehen, Menschen lachen zu sehen oder einfach mal in ein Restaurant oder Café zu gehen - jeder wünscht sich das. Auch, dass die Kinder zurück in die Kita können. Das ist zum einen gut für die Eltern, weil es zuhause wieder ruhiger wird, zum anderen ist es doch toll für die Kinder, wieder regelmäßig andere Kinder zu treffen und mit ihnen spielen zu können. Ein bisschen mehr von einem normalen Leben zu haben ist glaube ich das, auf das sich alle Menschen freuen.