Luka Jovic (l.) steht mit seinen zwölf Treffern exemplarisch für die tolle Entwicklung des Frankfurter Offensivspiels in dieser Saison - © Alex Grimm/Bongarts/Getty Images
Luka Jovic (l.) steht mit seinen zwölf Treffern exemplarisch für die tolle Entwicklung des Frankfurter Offensivspiels in dieser Saison - © Alex Grimm/Bongarts/Getty Images
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Die Hinrunden-Bilanz von Eintracht Frankfurt: Starke Entwicklung dank Hütter, Jovic und Co.

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Frankfurt - Für Niklas Süle war’s ja ein Heimspiel. Der Verteidiger vom FC Bayern München ist in Frankfurt geboren und kickte in der Jugend auch vier Jahre bei der Eintracht. Samstagabend erzählte er im Ausgehanzug der Münchner in den Katakomben der Commerzbank Arena, dass er als Kind "Eintracht-Fan durch und durch" gewesen sei und bei Heimspielen im Waldstadion in der Kurve gestanden habe. Das ist lange her, Süle, 23, ist längst zum Nationalspieler aufgestiegen, der sich nach dem 3:0-Auswärtssieg mit dem FC Bayern in der Heimat locker leisten konnte zu sagen. "Es gibt keine besseren Fans, als die der Eintracht."

Und diese Fans feierten ihre Mannschaft nach dem Abpfiff minutenlang, als habe diese gerade einen Pokalsieg errungen und nicht eine bittere Heimniederlage erlitten. Doch die Eintracht-Anhänger ließen sich die Freude über eine insgesamt starke Vorrunde und das tolle Jahr 2018 mit dem Pokalsieg durch die Pleite zum Vorrundenabschluss nicht verderben. Festspiele in der Europa-League und 27 Punkte in der Liga mit mutigem Offensivspiel prägen das Bild in dieser Runde.

Hütter gratuliert seinem Team

Auch deshalb wollte Trainer Adi Hütter seine Elf nicht kritisieren nachdem der Rekordmeister zum zweiten Mal eine Nummer zu groß war. Vor der Saison hatten die Bayern die Frankfurter im Supercup schon einmal mit 5:0 im eigenen Stadion demontiert. Aber dazwischen liegen fünf Monate, in denen die Eintracht die Erwartungen übertraf und Hütter nun konstatierte: "Ich habe der Mannschaft in der Kabine zu einer unglaublich tollen Hinrunde gratuliert." Dazu gab es auch allen Grund.

Die Frankfurter haben den Umbruch nach den Weggängen von Leistungsträgern wie Boateng, Wolf, Hradecky und Mascarell sowie dem Trainerwechsel von Niko Kovac zu Hütter bravourös gemeistert. Und das liegt zu einem großen Teil an dem neuen Trainer aus Österreich. Hütter, 48, mit Trainerstationen in Salzburg und Bern, wo er die Young Boys zuletzt überraschend zur Meisterschaft geführt hatte, hat die anfängliche Scheu vor der größeren Bundesliga längst abgelegt. Sein Mut und die offensive Herangehensweise haben sich auf die Mannschaft übertragen.

Adi Hütter hat Filip Kostic erfolgreich zu einem offensiven Außenverteidiger umgeschult - Lukas Schulze/Bundesliga/DFL

Eintracht mit anderer Spielphilosophie als unter Kovac

Die größte Differenz zu Vorgänger Kovac beschrieb Mittelfeldspieler Jonathan de Guzman so: "Früher anzugreifen, statt abzuwarten – darin besteht der größte Unterschied zur letzten Saison." Geblieben aus der Zeit von Kovac aber ist die robuste Spielweise, die in engen Spielen wie zuletzt gegen die talentierten Leverkusener (2:1) den Unterschied macht. Gegen die Eintracht zu spielen tut weh. Und um die drei Stürmer Luka Jovic, 20, der die Torjägerliste mit zwölf Treffern gemeinsam mit BVB-Star Paco Alcacer anführt, sowie Sebastien Haller, 24, und Ante Rebic, 25, wird der Club mittlerweile beneidet.

Hütters gepflegter Stiernackenfußball funktioniert mit allen drei Ausnahmekönnern vorne oder nur mit zwei. Mit einem personellen Kniff und der Umstellung auf eine Dreierkette in der Abwehr früh in der Saison bewies Hütter zudem Flexibilität. Den ehemaligen Offensivspieler Filip Kostic funktionierte er nach seiner Verpflichtung von Absteiger Hamburg zu einem rasenden Linksverteidiger um. Mit Anlauf ist der Serbe durch seine Schnelligkeit in der Offensive kaum zu stoppen, ähnlich wie sein Pendant auf der rechten Seite, Danny da Costa. Den hochaufgeschossenen da Costa brachte Sportvorstand Fredi Bobic jüngst für eine Nominierung für die deutsche Nationalmannschaft ins Gespräch.

Fans geben Frankfurt Energie

"Es begeistert mich, wie die Mannschaft sich auch in dem Spiel gegen Bayern präsentiert hat, das macht Hoffnung für die Zukunft", sagt Hütter. Gegen die Münchner fehlten Leistungsträger wie Rebic, Makoto Hasebe und David Abraham verletzt. Hütter genoss den Moment nach dem Abpfiff vor der Kurve, er sagte: "Die Fans haben uns unheimlich toll unterstützt, es war wichtig, dass die Mannschaft diese positive Energie gespürt hat." Hütter, und darauf ist er stolz, hat sich als Trainer in der Bundesliga etabliert. Bleibt die Elf von Verletzungen verschont, ist mit der Eintracht auch in der Rückrunde im oberen Tabellendrittel zu rechnen.

Tobias Schächter