Die Frankfurter feiern ausgelassen den Einzug ins Finale des DFB-Pokals - © IMAGO/Pressefoto Rudel/Robin Rudel/IMAGO/Sportfoto Rudel
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Eintracht Frankfurt beweist Moral im DFB-Pokal

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Eintracht Frankfurt steht erneut im DFB-Pokalfinale! Für die Hessen ist es das dritte Finale in den vergangenen sieben Jahren. Im Halbfinale bewies die Mannschaft von Trainer Oliver Glasner Moral und spielerische Klasse.

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Eintracht Frankfurt dürfte sich nach gerade mal 19 Minuten im Halbfinale des DFB-Pokals wie im falschen Film vorgekommen sein: Der VfB Stuttgart, der in der Bundesliga gegen den Abstieg kämpft, ging nach einer blitzschnellen Kombination in Führung. Waldemar Anton schickte rechts Josha Vagnoman in die Tiefe. Der deutsche Nationalspieler zog den Turbo, kam bis zur Grundlinie und bediente dann im Rückraum Tiago Tomas, der trocken ins rechte untere Eck vollendete.

Eine kalte Dusche für den amtierenden Europa-League-Sieger, bei dem es in den vergangenen Wochen nicht gerade so lief, wie gewünscht. Nach dem Triumph in Sevilla, einer bärenstarken Hinrunde mit 31 Zählern und dem Einzug ins Achtelfinale der Champions League schien es eine rosige Saison für die SGE zu werden. Doch weil der Eintracht immer wieder wichtige Akteure wie beispielsweise Jesper Lindström fehlten, kam sie aus dem Tritt: In der Rückrunde holte Frankfurt erst zwölf Punkte in der Bundesliga, wartet dort seit Mitte Februar, also seit neun Spielen auf einen Sieg. In der Champions League war man in Hin- und Rückspiel gegen den designierten italienischen Meister SSC Neapel chancenlos (0:2 und 0:3).

Der einzige Lichtblick im Kalenderjahr 2023: der DFB-Pokal. Im Achtelfinale setzte man sich souverän gegen den Tabellenführer der 2. Bundesliga, den SV Darmstadt 98, durch. Auch Union Berlin, aktuell Dritter und im April Gegner im Viertelfinale, hatte keine Chance gegen die Mannschaft von Oliver Glasner.

Tiago Tomas bringt den VfB früh in Führung - IMAGO/IMAGO/ActionPictures

Deutliche Steigerung in der zweiten Halbzeit

Doch all das schien nach 19 Minuten bei wieder erstarkten Stuttgartern verspielt zu werden. Frankfurt tat sich im ersten Durchgang schwer, erst in der 33. Minute hatte Sebastian Rode eine passabel herausgespielte Möglichkeit, die er allerdings vergab. In der Nachspielzeit hatten die Hessen sogar Glück, dass Tomas den Abraller vom Vagnoman-Schuss nicht an Kevin Trapp vorbei ins leere Tor schieben konnte und nur das Außennetz traf (45.+2).

Nach der Pause zeigten die Hessen dann aber ein ganz anderes Gesicht, agierten zielstrebiger und drängten auf den Ausgleich. "In die zweite Halbzeit sind wir leidenschaftlich reingekommen", befand der Frankfurter Vorkämpfer Rode nach der Partie. Schon in der 51. Minute glich die SGE aus. Randal Kolo Muani legte eine Kopfballverlängerung von Stuttgarts Anton überragend direkt ins Zentrum ab für Evan Ndicka, der wuchtig zum 1:1 einschoss.

"So ein Tor wie das 1:1 war der Dosenöffner, den es manchmal braucht. Wir haben auch richtig gut verteidigt und Umschaltaktionen gehabt", sagte Rode. Gerade mal vier Minuten nach dem Ausgleich dribbelte Daichi Kamada drauf los, zog von links nach innen und schloss aus 17 Metern mit rechts ab: Unten links schlug es ein. "Ich habe gestern erst zusammen mit Daichi ein Video von all seinen Toren in dieser Saison angesehen. Alle Treffer von ihm sind nach Schüssen aus 14 bis 18 Metern Entfernung gefallen. Ich habe ihm gesagt, dass er einfach wieder öfter abziehen muss", erklärte Oliver Glasner nach der Partie.

Matchwinner der Eintracht: Randal Kolo Muani - Christian Kaspar-Bartke/Getty Images

Kolo Muani macht den Deckel drauf

In der 75. Minute stellte die SGE die Weichen endgültig auf Sieg: Die Hessen konterten Stuttgart eiskalt aus, Kamada dribbelte halbrechts auf den Strafraum der Hausherren zu, legte nach links zum mitgelaufenen Kolo Muani, der von Fabian Bredlow dann zu Fall gebracht wurde – Elfmeter. Der Gefoulte trat selbst an und verwandelte eiskalt unten rechts zum 3:1. Für den Franzosen war es das sechste Tor in dieser Pokal-Saison. Kein anderer Akteur kommt auf mehr Treffer in diesem Wettbewerb.

Stuttgart ließ sich nicht hängen, schaffte durch einen abgefälschten Ball, geschossen von Enzo Millot, noch den Anschlusstreffer (83.). Auch in Unterzahl blieben die Schwaben weiterhin gefährlich, doch schafften es nicht mehr, die Verlängerung zu erzwingen. "Am Ende war es ein brutaler Pokal-Fight, mit etwas Glück auf unserer Seite", freute sich Rode. "Nach den schwierigen Wochen ist das Finale Balsam für die Seele. Wir arbeiten auf ein absolutes Highlight hin", sagte der Kapitän der SGE.

"Ich bin sehr erleichtert und wahnsinnig stolz", sagte Glasner, der seinen Hut vor den Spielern zog. "Am Ende bin ich wahnsinnig froh über den Sieg und die Willensleistung. Kompliment an die Jungs, dass wir im zweiten Jahr zum zweiten Mal in einem Finale stehen. Das zeigt, was für eine geile Truppe wir sind."

Oliver Glasner ist der Stolz auf seine Mannschaft deutlich anzusehen - IMAGO/Pressefoto Rudel/Robin Rudel/IMAGO/Sportfoto Rudel

"Ein grandioses Finale"

Im Endspiel wartet RB Leipzig auf die SGE: Die Sachsen zerlegten im anderen Halbfinale förmlich den Sport-Club Freiburg und gewannen 5:1. Es ist das dritte Finale in Serie für die Messestädter, das vierte innerhalb der vergangenen fünf Jahre. "Es wird sicherlich ein grandioses Finale", ist sich Djibril Sow sicher. Auch wenn Titelverteidiger Leipzig wohl als Favorit im Endspiel gelten wird: "Titel bleiben in Erinnerung, das ist das Ziel. Wenn wir das wieder schaffen können, wäre das grandios", sagte Sow.

Für die Eintracht gilt in den kommenden Wochen nun, wieder in den Flow zu kommen. Fünf Punkte beträgt der Rückstand auf den Sechsten Leverkusen, der Siebte aus Wolfsburg ist nur drei Zähler entfernt. Sollten die Hessen in der Tabelle nochmals klettern können, würde das durchaus Selbstvertrauen für das Endspiel am 3. Juni geben.