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Der 48-jährige Schweizer Marcel Koller leitet seit Sommer 2005 die sportlichen Geschicke des VfL Bochum
Der 48-jährige Schweizer Marcel Koller leitet seit Sommer 2005 die sportlichen Geschicke des VfL Bochum

"Einige sind an ihre Grenzen gegangen"

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So hat man den Chefcoach des VfL Bochum selten gesehen. Quasi vor seiner Haustür präsentierte sich Marcel Koller so gelöst wie noch nie. Am Ende des Trainingslagers in St. Gallen sprach der Schweizer über das besondere Erlebnis einer Bergtour, die Stimmung im Team und einen Testspieler.

Frage: Drei Testspielsiege, gute Trainingsbedingungen, klasse Stimmung und ein schönes Hotel: Das Trainingslager in St. Gallen ist nahezu perfekt gelaufen. Oder finden Sie ein Haar in der Suppe?

Marcel Koller Ich hatte zu wenig Zeit für mich. Ich war sehr in die Organisation eingebunden, und viele alte Freunde haben mich besucht. Das war natürlich auf der einen Seite schön, aber richtig durchatmen konnte ich eben nie.

Frage: Was ist bei Ihnen persönlich am meisten hängen geblieben?

Koller: Natürlich die Bergtour. Es war schon ein besonderes Erlebnis, mit 40 Personen auf den Säntis zu steigen. Auf den Schneefeldern am Ende sind einige an ihre Grenzen gegangen. Wenn man die Bilder sieht, hat man eher den Eindruck, wir hätten den Mount Everest und nicht den Säntis bezwungen. Im Berg haben sicherlich einige den Trainer verflucht, aber am Ende haben alle den Gipfel erreicht. So ein Erlebnis zeigt dir, dass man eigentlich fast alles zusammen schaffen kann.

Frage: Auch eine Nacht im Achter-Zimmer, ohne fließend Wasser, Klo auf halber Treppe und mit zwei Duschen für 40 Gäste.

Koller: Genau. Die Spieler sind sonst nur Vier- oder Fünf-Sterne-Hotels gewöhnt. Auf der Alp mussten sie auf Matratzen schlafen, die teilweise kürzer als sie selbst waren. Ich hatte schon meine Befürchtungen, doch die Jungs haben das sehr gut angenommen. Sie haben sich gefreut wie kleine Kinder.

Frage: Das scheint auch für Sie zu gelten. Wie ein stolzer Vater haben Sie Ihre Kinder auf den Berg geführt und den Speicher Ihrer Digitalkamera vollgeknipst. Haben wir hier in der Schweiz einen neuen Marcel Koller erlebt?

Koller: Ich habe mir im Urlaub viele Gedanken über die vergangene Saison gemacht. Was kann ich ändern? Was kann ich verbessern? Ich bin zu dem Schluss gekommen, mich mehr so zu geben, wie der Mensch Marcel Koller ist. Der ist nicht verbohrt und hat gerne Spaß. Natürlich werde ich als Cheftrainer keine Nachlässigkeiten dulden, aber ich versuche immer, mich als Mensch weiterzuentwickeln.

Frage: Haben Sie darüber auch mit der Mannschaft gesprochen?

Koller: Wir haben auf der Alp zusammengesessen und über viele Dinge geredet. Dort haben wir auch gemeinsam Ziele festgelegt. Wir haben 25 Spieler im Kader, somit bleibt es nicht aus, dass jeder mal auf der Bank oder der Tribüne sitzt. Ich habe Verständnis dafür, wenn dann Frust aufkommt. Allerdings sollte man in erster Linie sauer auf sich selbst sein. Als Trainer werde ich immer die Spieler aufs Feld schicken, bei denen ich das Gefühl habe, sie können das Spiel gewinnen. Danach hat jeder die Möglichkeit, mir im Training zu zeigen, dass es ein Fehler war, ihn nicht aufzustellen. Man muss die Enttäuschung in positive Energie umwandeln. Es geht nur um das Team und den Verein.

Frage: Im Trainingslager hat Omar Baljic drei Mal mit der Mannschaft trainiert und zudem beim 3:1 gegen den FC Wil mitgewirkt. Konnte sich der 18-jährige Angreifer für weitere Einsätze empfehlen?

Koller: Der Junge hat sicherlich gute Ansätze. Hier hat man aber gesehen, dass er im Juni nur für sich trainiert hat. Er ist nicht fit. Wir wollen ihn jedoch noch einmal nach Bochum einladen und dann genauer hinschauen. Seinen Vater kenne ich im Übrigen. Gegen ihn habe ich in der Schweizer Liga gespielt.