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Dortmund und drei "ungewohnte" Gesichter

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Köln - Schnell ist es gegangen - wieder einmal. Der Saisonbeginn im August scheint gar nicht so lange her, doch tatsächlich sind seitdem bereits 17 Spieltage voller Spannung und Dramatik, Siegen und Niederlagen, Höhen und Tiefen gespielt worden. Nach dem Achtelfinale des DFB-Pokals am vergangenen Dienstag und Mittwoch rastet nun die Bundesliga und genießt die wohlverdiente Winterpause.

Doch wie ist die Saison für die einzelnen Clubs bislang verlaufen? Wer kann sich ganz entspannt zurücklehnen und das Weihnachtsfest in aller Ruhe genießen und wer blickt bereits jetzt sorgenvoll auf den Rückrundenstart am 14. Januar? bundesliga.de zieht Bilanz für die 18 Bundesligisten und startet diese Woche mit den Vereinen aus der oberen Tabellenhälfte.

Dortmund überragend - Mainz überraschend

Die größte Überraschung der Hinrunde findet sich auch direkt ganz vorne in der Tabelle: Spitzenreiter Borussia Dortmund. Die Mannschaft von Jürgen Klopp hat die erste Hälfte der Saison dominiert wie kaum ein Team zuvor. 43 Punkte holte der BVB aus den 17 absolvierten Spielen und verpasste damit den historischen Hinserien-Rekord des FC Bayern München aus der Spielzeit 2005/06 nur um einen Zähler. Die "Schwarz-Gelben" starteten zwar mit einer 0:2-Heimniederlage gegen Bayer Leverkusen in die Saison, setzten dann aber zu einem atemberaubenden Lauf an. 15 Spiele in Folge blieben sie ungeschlagen und wurden erst am 17. Spieltag von Eintracht Frankfurt erneut besiegt. Dabei begeisterten Lucas Barrios, Nuri Sahin und Co. einerseits mit schnellem Offensivfußball. Andererseits war auch die Defensivleistung der Mannschaft top. Zehn Gegentore machen die Abwehr des BVB zur besten der gesamten Bundesliga.

Die zweitbeste Defensive folgt auf Rang 2 und gehört dem 1. FSV Mainz 05 - der zweiten faustdicken Überraschung der Hinrunde. Die Rheinhessen mischten die Liga in den ersten Wochen ordentlich auf und waren an den ersten neun Spieltagen fünf Mal Tabellenführer. Auffällig war dabei, wie flexibel Trainer Thomas Tuchel auf das System des jeweils nächsten Gegners reagierte und seine Startelf dementsprechend umbaute. Ende Oktober schien Mainz jedoch in ein Leistungsloch zu gefallen zu sein, holte das Team aus sieben Spielen doch nur sechs Punkte (fünf Niederlagen). Mit dem 4:2-Erfolg am 17. Spieltag beim FC St. Pauli beendete Mainz, für das Andre Schürrle mit neun Treffern zum herausragenden Akteur aufstieg, die Talfahrt und schaffte wieder den Sprung auf den 2. Platz.

Souveräne "Werkself"

Den Mainzern dicht auf den Fersen ist Bayer Leverkusen, das nur ob der einen Treffer schlechteren Tordifferenz auf Rang 3 liegt. Die "Werkself" erlebte zwar mit nur einem Sieg aus den ersten vier Partien (fünf Punkte) einen durchwachsenen Start, fand aber bald zu seiner Stärke und lag seit dem 11. Spieltag immer auf den Plätzen 2 oder 3. Und das, wo Trainer Jupp Heynckes über die gesamte Hinrunde mit großen Verletzungssorgen zu kämpfen hatte. Michael Ballack verletzte sich am 3. Spieltag und fällt seitdem aus. Ähnlich erging es Stefan Kießling, der sich am 4. Spieltag das Syndesmose-Band riss und erst vergangenes Wochenende gegen Freiburg sein Comeback feierte. Simon Rolfes, Sami Hyypiä, Renato Augusto oder Patrick Helmes absolvierten aufgrund von Verletzungen jeweils maximal 13 Partien.

Getragen wurde Bayer während dieser Zeit von Arturo Vidal (acht Treffer) und Neuzugang Sidney Sam (sechs), die bislang beide die beste Bundesliga-Saison ihrer Karriere spielen. Dass Leverkusen trotz aller personellen Probleme hinter Borussia Dortmund den zweitbesten Angriff der Liga stellt, deutet das enorme Potenzial an, das in dem Kader steckt.

Aufstrebende Niedersachsen

Dass in der Mannschaft von Hannover 96 das Potenzial steckt, um auf dem 4. Platz zu überwintern, hätten vor der Saison wohl die wenigsten gedacht. Doch das Team hat sich unter Trainer Mirko Slomka gut entwickelt. Während Didier Ya Konan (neun Tore) an die starken Leistungen der vergangenen Saison anknüpft, haben sich Neuzugänge wie Mohammed Abdellaoue, Manuel Schmiedebach oder Emanuel Pogatetz gut integriert und sind schnell zu Leistungsträgern avanciert.

So spielte das Team von der Leine von Beginn an um die vorderen Plätze mit, wobei Rang 10, am 11. Spieltag, die schlechteste Platzierung der Hinrunde bedeutete. Somit sind die "Roten", die vergangene Saison erst am letzten Spieltag den Klassenerhalt sicherstellten, die dritte positive Überraschung der laufenden Spielzeit.

Fehlstart in München

Überrascht war sicherlich auch der FC Bayern München - wenn auch über einen Saisonstart, der so gar nicht den eigenen Vorstellungen und Ansprüchen entsprach. Am 14. Spieltag schaffte der amtierende Meister erstmals den Sprung unter die ersten fünf, zu denen er auch während der Winterpause gehört. Lange hatte die Mannschaft von Louis van Gaal mit ihrer Inkonstanz zu kämpfen. Besonders auswärts verschenkte der FCB immer wieder Punkte und erspielte bis dato erst zwei Siege auf fremden Plätzen.

Die Ursachen für die Schwankungen der Münchener waren zahlreich: Arjen Robben und Franck Ribery fehlten - teilweise immer noch - verletzungsbedingt und die WM-Teilnehmer schienen müde und mental noch nicht in der Bundesliga angekommen. Doch das war einmal, denn in den vergangenen Wochen scheint der Rekordmeister ins Rollen gekommen zu sein. Nur eine der vergangenen zehn Liga-Partien ging verloren (21 Punkte) und zuletzt demonstrierten die Bayern gegen den VfB Stuttgart durch die Siege in Liga (5:3) und Pokal (6:3) Spielfreude und Treffsicherheit. Doch diese Entwicklung könnte im Hinblick auf die Meisterschaft zu spät gekommen sein: 14 Punkte Rückstand auf den Tabellenführer zu diesem Zeitpunkt wurden noch nie aufgeholt.

"Raketenstart" in Freiburg

Den Bayern im Genick sitzt der SC Freiburg, der mit neun Siegen und insgesamt 28 Punkten eine sehr starke Hinrunde gespielt hat. Besonders die mentalen Fähigkeiten des Sport-Club scheinen überdurchschnittlich zu sein, denn nur ein Sieg - das 3:0 gegen Mönchengladbach - wurde mit mehr als einem Tor Differenz herausgespielt. Wichtigster Mann im Team von Robin Dutt ist Angreifer Papiss Demba Cisse. Der Senegalese ist mit beeindruckenden 13 Treffern zweiter der Torschützenliste und Hauptgarant für den starken Auftritt der Breisgauer. Nach der Saison 1995, die Freiburg auf dem 3. Platz beendete, könnte dies die beste Spielzeit der Vereinsgeschichte werden.

Die beste Hinrunde seit 17 Jahren spielte Eintracht Frankfurt, das mit 26 Punkten auf dem 7. Tabellenplatz überwintert. Die Hessen haben sich unter Michael Skibbe gut entwickelt und lagen für drei Spieltage sogar auf den Rängen 4, bzw. 5 und konnten, wie vergangenes Wochenende beim 1:0 über Borussia Dortmund, dem ein oder anderen "Großen" ein Bein stellen. Mit Theofanis Gekas, der momentan mit 14 Treffern die Torjägerliste anführt, hat das Team einen überragenden Knipser in seinen Reihen. Doch auch die Defensive, mit nur 21 Gegentoren die viertbeste der Bundesliga, kann sich sehen lassen. Pech hatte die Eintracht beim Ausscheiden im DFB-Pokal-Achtelfinale bei Zweitligist Alemannia Aachen, als man im Elfmeterschießen einfach nicht das nötige Quäntchen Glück hatte.

Mit etwas mehr Fortune und Abgeklärtheit hätte 1899 Hoffenheim sicherlich mehr Zähler auf dem Konto als "nur" 25. Bezeichnend für die Kraichgauer war in der Hinrunde ihr laxer Umgang mit herausgespielten Führungen. Insgesamt verschenkte die Elf von Ralf Rangnick schon 16 Punkte, zuletzt am 17. Spieltag in Wolfsburg. Dort ging man mit einem 2:0 in die Pause, musste sich am Ende jedoch mit einem 2:2-Unentschieden zufrieden geben. Dass das Potenzial zu Höherem da ist, hat die Mannschaft also fast durchgängig bewiesen, nur konnte sie es noch nicht immer über 90 Minuten abrufen. Das gibt doch Hoffnung auf eine abgeklärtere und bessere Rückrunde.

HSV hinkt hinterher

Auf eine erfolgreichere zweite Saisonhälfte hofft sicherlich auch der Hamburger SV. Das Bundesliga-Gründungsmitglied ist zwar mit einem 2:1-Sieg in Mönchengladbach in die Winterpause gegangen, doch 24 Punkte und Rang 9 nach 17 Spieltagen genügen den eigenen Ansprüchen nicht. Die Qualifikation für die Europa League soll her, doch die zu schaffen ist alles andere als leicht, wenn wichtige Stützen der Mannschaft verletzt sind.

Joris Mathijsen, Eljero Elia, Mladen Petric, Marcell Jansen und Dennis Aogo verpassten im Schnitt 8,6 Spiele - das ist die halbe Hinrunde. Genau dort, bei den verletzten Spielern, liegt auch die Hoffnung auf baldige Besserung. Aogo und Elia haben die letzten drei Partien vor der Winterpause wieder gespielt, Mathijsen, Jansen und Petric befinden sich im Aufbautraining. Mit diesen Kräften soll in der Rückrunde der Angriff auf die internationalen Plätze gestartet werden - getreu dem Motto: Neues Jahr, neues Glück.

Gregor Nentwig