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Die Suche nach dem "Wir-Gefühl"

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Stuttgart - Auf den VfB Stuttgart warten die Wochen der Wahrheit. Nach drei Niederlagen in Folgen befinden sich die Schwaben bereits in der Krise, nun folgen sechs Spiele in 18 Tagen. Schon das erste gegen Young Boys Bern in der Europa League (ab 20:50 Uhr im Live-Ticker) könnte richtungsweisend sein. Das wissen auch die Verantwortlichen.

Wer Christian Gross erlebt, sieht einen Mensch mit vielen Kanten. Der Trainer des VfB Stuttgart gilt als analytischer Arbeiter, der die Probleme gerne auf den Punkt bringt. Klare Ansprache und richtungsweisendes Arbeiten gelten als seine großen Stärken. Umso verwunderlicher war es deshalb, dass Gross am Montagmorgen, also nach dem Wochenende der dritten Niederlage im dritten Spiel, seinen Spielern kein strenges Straftraining auferlegte, sondern ihnen erheiternde Trainingsspielchen verordnete.

Die Verantwortlichen des VfB wissen, dass man mit den angeschlagenen Spielerseelen jetzt sensibel umgehen sollte. "Wir unterschätzen die Lage in keinster Art und Weise. Es braucht nur sehr wenig, eine Mannschaft auseinanderbrechen zu lassen", weiß auch Gross. Umso wichtiger sei es deshalb, "nicht in Panik zu verfallen." Auch Manager Fredi Bobic hält nichts davon, "die Mannschaft jetzt kaputt zu trainieren." Vielmehr müsse man versuchen, jetzt feinfühlig zu agieren. "Jeder Spieler hat im Moment viele Probleme mit sich selbst", so Bobic weiter.

Zusammen aus der Krise

Auch deshalb appelliert Gross jetzt an den Zusammenhalt. "Da müssen wir gemeinsam wieder raus", sagt er und hofft so, ein "Wir-Gefühl" zu entwickeln, was seiner Mannschaft bislang abhanden gekommen scheint. Nach wie vor befinden sich die Stuttgarter auf der fieberhaften Suche nach einem Führungsspieler, der die Fäden zwischen den Kollegen spinnt. Der Verlust der drei Anführer Sami Khedira, Jens Lehmann und auch Alexander Hleb wiegt schwer, das Vakuum, das die drei hinterlassen haben, ist noch lange nicht gefüllt.

Die Hoffnungen ruhen jetzt neben Cacau, der nach dem Spiel in Freiburg deutliche Worte fand, ganz besonders auf Matthieu Delpierre, der nach langer Verletzungspause gegen Bern wieder in die Startformation rücken soll. "Ich erwarte ihn sehnlichst zurück, er tut uns gut", sagt Gross.

Viele Spiele sind von Vorteil

Aber auch der italienische Ex-Weltmeister Mauro Camonaresi soll schnellstens in der internen Hierarchie nach oben steigen. Gross nahm ihn jedenfalls schon einmal in die Pflicht: "Er muss noch effizienter werden." Aber auch andere erfahrene Akteure sind gefragt: "Wir haben viele Spieler mit Persönlichkeit. Christian Gentner war schon zwei Mal Meister, Cacau ist geblieben, Ciprian Marica ist auch schon das vierte Jahr im Verein - nur um mal einige Beispiele zu nennen", macht auch Zdradko Kuzmanovic klar. Die Stuttgarter Spieler jedenfalls glauben weiter an sich.

Und auch die Verantwortlichen wollen von fehlendem Potenzial nichts wissen. "Es ist ein Vorteil, dass wir jetzt viele Spiele haben. So können sich Dinge automatisieren", erklärt VfB-Manager Fredi Bobic und könnte damit recht behalten.

Tasci ist fit

Allerdings haben die Stuttgarter mit einigen personellen Problemen zu kämpfen: So fehlt gegen die Young Boys neben den Neuzugängen Philipp Degen (Pfeiffersches Drüsenfieber) und Johan Audel (Sprunggelenk) auch der Gelb-gesperrte Timo Gebhart. Serdar Tasci ist nach kurzzeitigen Adduktoren-Problemen wieder fit. Gross scheint auf einen Überraschungseffekt zu setzen und hält "weitere Umstellungen für gut möglich."

Leicht wird es für die angeschlagenen Stuttgarter jedenfalls nicht. Zwar starteten die Young Boys in der heimischen Liga ebenfalls nicht sensationell, dafür schalteten sie in der Champions-League-Qualifikation Fenerbahce Istanbul aus und scheiterten erst an Tottenham. Im Kader von Trainer Vladimir Petkovic stehen immerhin neun Nationalspieler, die es dem VfB sicher schwer machen werden.

"Die Lust brodelt schon seit zwei Jahren"

Vorfreude und Motivation steigen indes beim BVB, je näher der Anpfiff des Auftaktspiels gegen Karpati Lwiw (ab 20:50 Uhr im Live-Ticker) rückt. "Die Lust brodelt schon seit zwei Jahren in uns, das soll man beim Spiel und auch an den Fernsehgeräten spüren", sagte Trainer Jürgen Klopp vor dem Flug in die 700.000-Einwohner-Stadt nahe der polnischen Grenze.

Vor zwei Jahren durften die Borussen kurz auf die Teilnahme an den Gruppenspielen des damaligen UEFA-Cups hoffen, bevor man Udinese Calcio im Erstrunden-Rückspiel unglücklich im Elfmeterschießen unterlag. Jetzt wollen die "Schwarz-Gelben" ernten, was sie sie sich mit Platz 5 in der vergangenen Bundesliga-Saison erarbeitet haben. Deshalb denkt niemand auch nur eine Minute weiter als an das Spiel in Lwiw - auch nicht an das Revier-Derby am Sonntag bei Schalke 04.

Vorzeichen sprechen für den BVB

"Wir haben uns so lange auf die Europa League gefreut, wir wären schön blöd, wenn wir uns nicht auf den Donnerstag konzentrieren würden", ergänzte der BVB-Coach, "zumal der Gegner schwer zu spielen ist. Lwiw ist wirklich gut, und das ist keine Phrase".

Fünf Siege aus den bisherigen sechs Pflichtspielen und die Tatsache, dass keines der bisherigen zwei Europacup-Spiele in der Ukraine verloren wurden, sprechen jedoch für den sechsmaligen deutschen Meister.

Jens Fischer