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Charly Körbel leitet die Fußballschule von Eintracht Frankfurt
Charly Körbel leitet die Fußballschule von Eintracht Frankfurt

"Die Bundesliga knüpft an die gute alte Zeit an"

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München - Die jungen Talente lernen bei Eintracht Frankfurt von einem alten Hasen. Bundesliga-Rekordspieler Karl-Heinz "Charly" Körbel leitet die Eintracht Frankfurt Fußballschule. Im Interview spricht er über nachhaltige Talent-Entwicklung und Erinnerungen an die goldene Bundesliga-Vergangenheit im Europacup.

bundesliga.de: In der aktuellen Saison haben die sieben Bundesligavereine, die auf internationaler Ebene im Einsatz sind, bemerkenswerte Leistungen gezeigt und sich allesamt für die K.-o-Phase qualifiziert. Glauben Sie, dass dies nur eine Momentaufnahme ist, oder besteht die Chance, dass auch in den kommenden Jahren die Bundesligisten in Europa durchmarschieren?

Karl-Heinz Körbel: Die Mannschaften sind mittlerweile alle besser aufgestellt, das zeigt am besten das Beispiel Borussia Dortmund. Die Erfolge in Europa sind das Spiegelbild der Bundeliga, die viel ausgeglichener geworden ist. Wir haben mittlerweile sehr gute Trainer, tolle Spieler und eine herausragende Jugendarbeit - all das macht sich jetzt auch international bemerkbar.

bundesliga.de: Das heißt, die Bundesliga knüpft an die "gute, alte Zeit" der 70er- und 80er Jahre an, oder?

Körbel: Genau so ist es. Ich kann mich noch gut erinnern, als wir 1980 vier deutsche Mannschaften im Halbfinale des Uefa-Pokals hatten - und heutzutage sind wir auf einem guten Wege. Wir haben eine tolle Nationalelf, starke Jugendmannschaften und brauchen uns vor niemandem mehr zu verstecken.

bundesliga.de: Worauf basierte in den 70er Jahren die Stärke der deutschen Vereine?

Körbel: Da war es ähnlich. Die Eintracht hatte damals eine tolle Mannschaft, genauso wie beispielsweise Gladbach, gegen die wir im Finale gewannen. Wenn ich mir überlege, wen wir damals aus dem Weg geräumt haben, ob es Aberdeen oder Rotterdam war. Insgesamt war die Bundesliga in dieser Saison in der Lage, den Uefa-Cup unter sich auszumachen.

bundesliga.de: Konnte man es damals auf dem Platz spüren, dass die ausländischen Vereine einen großen Respekt vor den Bundesligisten hatten? Und ist es heute wieder ähnlich?

Körbel: Das geht immer mit den Ergebnissen einher, damals wie heute. Wenn du Erfolge nachweisen kannst, hat der Gegner automatisch größeren Respekt vor dir. Jahrelang war es doch so, dass die Bundesligavereine mit zitternden Knien nach Madrid oder Marseille fuhren und nur darauf aus waren, dort keine Packung zu bekommen. Heute fahren die Mannschaften dorthin und wollen gewinnen. Das hat sich in den letzten Jahren grundlegend geändert. Beim Gegner ist es mittlerweile auch angekommen, dass die deutschen Teams absolut konkurrenzfähig sind. Und sogar der FC Barcelona ist für die Bayern und Dortmund jetzt schlagbar. Der BVB fährt zu Manchester City und macht ein unglaublich starkes Spiel. Das hat auch nichts mit Glück zu tun. Mein Fazit ist, dass wir mittlerweile mit diesen Mannschaften spielerisch und taktisch mithalten können. Da haben wir einen riesigen Schritt nach vorne gemacht.

bundesliga.de: Nachdem in den 90er Jahren der deutsche Fußball einiges von seiner Vorherrschaft eingebüßt hatte, ging es ab 2001 mit der Einführung der Leistungszentren los, Sie selbst haben ebenfalls in dieser Zeit eine Fußballschule gegründet. Aus welchen Überlegungen heraus?

Körbel: Wir haben gemerkt, dass sich etwas ändern muss. Und wenn ich sehe, dass 55 Spieler aus unserer Fußballchule mittlerweile in der Bundesliga spielen, 15 davon bei Eintracht Frankfurt, neun in Hoffenheim und acht in Mainz - dann sieht man, dass es sich lohnt, diese Ausbildung durchzuziehen. Die Fußballschule beeinflusst maßgeblich den Erfolg der Talente. Wenn ich bei uns in Frankfurt sehe, wie die Jugendlichen parallel mit der ersten Mannschaft trainieren können, die ja eine besondere Vorbildfunktion hat, dann muss ich sagen, dass es genau der richtige Weg der Jugendarbeit ist.

bundesliga.de: Mittlerweile sprießen wieder zahlreiche Talente aus den verschiedenen Leistungszentren hervor. Hat der deutsche Fußball damit alles richtig gemacht?

Körbel: So kann man es sagen. Ich kann mich noch daran erinnern, wie Dietrich Weise die Stützpunkte gründete und damit den Grundstock legte. Das ging dann so weiter mit Matthias Sammer, der das Profihafte in die Jugend- und Talentförderung reinbrachte und unsere U 19, U 20 und U 21 förderte. Natürlich war es wichtig, dass die Leistungszentren eingeführt wurden und für alle Bundesligaclubs verbindlich vorgeschrieben wurden. Und es macht sich ja bezahlt, wenn man sich die ganzen Jugendclubs anschaut. Wir hatten auf internationaler Ebene noch nie so große Erfolge wie in den letzten Jahren.

bundesliga.de: Glauben Sie, dass die Bundesliga mittelfristig wieder ähnlich dominant in Europa auftreten wird wie in den 70er und 80er Jahren?

Körbel: Wir sind schon so weit! Ich bin davon überzeugt, dass ein Bundesligist in dieser Saison schon einen Titel holen kann - sei es in der Champions League oder in der Europa League. Das einzige I-Tüpfelchen, das dann noch fehlt, wäre dann der Weltmeister-Titel.

Das Gespräch führte Johannes Fischer


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