Einst Fußball-Profi, nun Unternehmer: Rene Adler - © Jann Höfer
Einst Fußball-Profi, nun Unternehmer: Rene Adler - © Jann Höfer
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René Adler im Gespräch: "Es war wohltuend, den Geist für eine andere Sache zu öffnen"

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Hamburg – Schon während seiner Zeit als Bundesliga-Torhüter bildete René Adler sich weiter und begann ein Sportmanagement-Studium. Heute ist er an einer Torwarthandschuh-Marke beteiligt, tritt als Keynote Speaker auf und sucht immer wieder nach neuen, selbstbestimmten und spannenden Aufgaben. Über seinen Unternehmergeist spricht René Adler im Interview mit dem DFL MAGAZIN (Ausgabe 3/22).

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Herr Adler, Sie haben mit sechs Jahren beim VfB Leipzig in Ihrer Heimatstadt mit dem Fußballspielen angefangen. Schon als 15-Jähriger sind Sie ohne die Familie fortgezogen, um zu Bayer 04 Leverkusen zu wechseln. Wie kam es zu diesem Schritt?

René Adler: Maßgeblich dafür verantwortlich war Rüdiger Vollborn. Bei der deutschen U15 habe ich ein halbes Jahr unter ihm trainiert. Als er sein Engagement beim DFB beendet hat, um nur noch als Torwarttrainer bei Bayer 04 Leverkusen zu arbeiten, hat er mich einfach mitgenommen. Er hat mich herzlich in seiner Familie aufgenommen. Ich habe vier Jahr lang bei ihnen in der Wohnung unter dem Dach gelebt. Rüdiger wurde mehr als nur mein Mentor: Er behandelte mich fast wie einen eigenen Sohn.

Die frühe Förderung zahlte sich aus. 2007 wurden Sie die Nummer eins im Club und debütierten im Oktober 2008 in der Nationalmannschaft. Vollborn war nicht nur für Ihre Ausbildung verantwortlich, sondern teilweise auch für Ihre Erziehung. Was hat er Ihnen für das Leben mitgegeben?

Adler: Unter anderem dass sich harte Arbeit auszahlt. Ich war damals voll auf den Fußball fokussiert und ordnete dem alles unter. Von Rüdiger lernte ich aber auch, dass mit gegenseitiger Unterstützung und Teamwork viel mehr erreicht werden kann als mit Ellbogeneinsatz. Und sein vielleicht wichtigster Rat lautete: Rückschläge machen einen härter.

Der wohl bekannteste Rückschlag dürfte Sie vor der Weltmeisterschaft 2010 in Südafrika ereilt haben. Bundestrainer Joachim Löw hatte sich auf Sie im Tor festgelegt, ehe Sie wegen einer schweren Verletzung das Turnier verpassten und in der Nationalmannschaft von Manuel Neuer, bei Bayer 04 durch Bernd Leno ersetzt wurden. Was hat das mit Ihnen gemacht?

Adler: Ich habe zunächst sehr gelitten. Das sollte mein Turnier werden, mein nächster Schritt Richtung Weltspitze und womöglich hin zu einem noch größeren Verein. Für mich war diese Zwangspause aber auch lehrreich. Sie hat mir gezeigt, dass man schnell aus dem Fokus der Öffentlichkeit verschwinden kann. Das war schmerzhaft – ich habe mir auch deshalb Gedanken über das Leben nach dem Fußball gemacht. Als aufstrebender Profi hatte ich lange keine Zeit und nicht den Blick für echte Hobbys. Das war rückblickend vielleicht meine größte Schwäche.

Inwiefern?

Adler: Ich habe dazu geneigt, Dinge so krass zu wollen und alles dafür aufzuopfern, ohne nach links und rechts zu schauen. Mein Leben war sehr fokussiert und auf Erfolg gedrillt. Ich schob Extraschichten, wo es nur ging. Das Thema Work-Life-Balance stellte sich bei mir lange etwas anders dar als für viele. Ich machte in meinem Job das, was ich am meisten liebte. Aber was passiert, wenn ich meinen Job plötzlich nicht mehr ausüben kann oder darf? Ich habe angefangen, stärker zu reflektieren und zu hinterfragen.

Mit welchem Ergebnis?

Adler: Ich habe meinem Leben neue Facetten hinzugefügt, auch abseits des Fußballs. Ein Beispiel: Ich habe mich unter anderem mit Kunst beschäftigt und bin in Ausstellungen und Galerien gegangen. Bis heute habe ich mir diese Leidenschaft bewahrt. Es war wohltuend, den Geist für eine andere Sache zu öffnen. Genau wie der Austausch mit Leuten, die aus einem komplett anderen Umfeld kommen als ich.

Sie haben sich auch für ein Sportmanagement-Studium entschieden und dieses parallel zum Profidasein absolviert.

Adler: Tatsächlich forcierte ich dieses Thema in der Hochphase des Abstiegskampfes mit dem Hamburger SV, wo ich inzwischen spielte. Das Studium hat mir viel positive Energie und Erfolgserlebnisse gegeben, die ich als Führungsspieler mit ins Training und auf den Platz bringen konnte. Eine fertige Hausarbeit oder eine positive Bewertung haben mich damals genauso beflügelt wie ein gewonnenes Spiel. Das war eine enorm wichtige Erfahrung für die Zeit nach der Sportkarriere.

Karriere nach der Karriere: Rene Adler ist mittlerweile unter anderem als Keynote Speaker aktiv - Jann Höfer

Schon gegen Ende Ihrer Zeit beim HSV sind Sie bei der Torwarthandschuh-Marke T1TAN unternehmerisch aktiv geworden. War das der nächste logische Schritt?

Adler: Ich wollte das im Studium Erlernte in die Praxis umsetzen. Tatsächlich habe ich damals die Augen nach einem passenden Unternehmen offen gehalten. Mein Einstieg bei dem Start-up aus der Nähe von Freiburg ist dann relativ zufällig geschehen. Über eine Werbung bei Facebook bin ich auf das Unternehmen aufmerksam geworden und habe mir zunächst inkognito die Handschuhe für einen Produkttest bestellt.

Nach persönlichen Gesprächen mit den beiden Gründern Manuel Meier und Matthias Leibitz wurden Sie dann Gesellschafter. Sie haben direkt investiert. Mit welchem Ziel?

Adler: Mir war früh klar, dass ich nur dort unternehmerisch tätig werden will, wo ich etwas vom Geschäft verstehe. Ich habe aber gerade in den Anfängen auch in der Produktentwicklung aktiv mitgewirkt. Über meine eigenen Kanäle konnte ich die Handschuhe dann selbst promoten und in der Bundesliga tragen, um zu zeigen, dass sie dort auch tauglich sind. Durch mein Netzwerk in der Fußballbranche kann ich noch immer direkt zum Erfolg beitragen. Heute vertraut eine wachsende Zahl nationaler und internationaler Profis auf die Handschuhe.

In der aktuellen Ausgabe 3/22 des DFL MAGAZINS spricht der 37-Jährige auch darüber, wie er mit einer neuen App den Transfermarkt bereichern möchte und wie seine heutige Work-Life-Balance aussieht. Das gesamte Gespräch gibt es jetzt im kostenlosen ePaper.