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Der Traum dauerte elf Minuten

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Hamburg - Fast genau vor 33 Jahren, am 3. September 1977 wurde Franz Gerber zur Legende. Der Angreifer des FC St. Pauli erzielte das 1:0 beim 2:0-Erfolg über den Hamburger SV. Es war das erste Duell der beiden Lokalrivalen in der Bundesliga und ist bis heute das einzige Derby, dass die "Braun-Weißen" gewinnen konnten.

Gerber kennt noch heute jeder Fan, selbst wenn er damals noch gar nicht geboren war. Der Schütze des 2:0 ist in etwa so bekannt wie die Schützen, die im WM-Finale 1954 die 2:0-Führung der Ungarn egalisierten, bevor Rahn aus dem Hintergrund schoss und Deutschland zum Weltmeister machte.

Petric zerstört den Traum

In der 77. Minute war es Fabian Boll der aus dem Hintergrund schoss und den FC St. Pauli beim ersten Derby am Millerntor seinen Club mit 1:0 in Führung brachte. Tor, Tor, Tor - der Schütze lief wie aufgedreht Richtung Spielertunnel, als ob er die Partie am liebsten sofort beendet hätte.

Elf Minuten dauerte der Traum vom Sieg über den großen Nachbarn - dann traf elf Minuten später zwei Minuten vor Spielende Mladen Petric zum 1:1-Endstand.

Nah an der Sensation

"Voll bitter. Ich muss mich richtig zwingen, mich über den Punkt zu freuen." So wie Florian Bruns war allen "Kiez-Kickern" zumute. Waren sie doch so nah dran an der Sensation.

"Spielerisch war es nicht unsere beste Leistung", gab Deniz Naki zu. "Aber wir haben gekämpft und Leidenschaft gezeigt. Und dann macht Petric mit einem Sonntagsschuss den Ausgleich. Ich kann es immer noch nicht glauben."

"Wir haben dem HSV alles abverlangt. Der hat keine Torchance erspielt", konnte auch Matthias Lehmann den späten Ausgleich nicht fassen.

"Nicht lange grübeln"

"Wir haben ganz klar zwei Punkte verloren. Wenn man in der 77. Minute in Führung geht, muss man auch die Punkte mitnehmen", ärgerte sich Gerald Asamoah.

"Auf dem Spiel müssen wir aufbauen. Gut, dass am Mittwoch gegen Mönchengladbach schon weitergeht. Da kommen wir gar nicht lange ins Grübeln", blickte der Ex-Schalker nach vorn, ehe er sich eilig verabschiedete. "Ich will mir das Spiel gegen Dortmund ansehen." - Da dürfte sich der Ex-Nationalspieler dann noch einmal so richtig geärgert haben.

Kein Kommentar vom Torschützen

Torschütze Boll war für die Dopingkontrolle ausgelost worden. Wurde dem Kriminaloberkommissar beim Warten klar, wie nah er dran war, eine Legende zu werden, in über 30 Jahren noch immer in Erinnerung der Fans zu sein - so wie Franz Gerber?

Eine Antwort gab der 31-Jährige nicht. Boll ließ Pressesprecher Christian Bönig ausrichten, dass er für Fragen "heute nicht zur Verfügung" stehe.

Auf St. Pauli träumt man weiter vom zweiten Derby-Sieg. Im Rückspiel Anfang Februar können Boll und seine Mitspieler erneut versuchen, Geschichte zu schreiben. Um lange im Gedächtnis der Fans zu bleiben, wäre es auf jeden Fall besser, das 1:0 wie damals Gerber zu erzielen oder das entscheidende Tor wie Rahn. Denn Wolfgang Kulka, der 1977 das 2:0 erzielte oder Max Morlock, der den 1:2-Anschlusstreffer gegen Ungarn erzielte sind nur noch Experten ein Begriff.

Jürgen Blöhs