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Schalke hat gegen Leverkusen mit einer geschlossenen Teamleistung überzeugt. Die Neuzugänge...
Schalke hat gegen Leverkusen mit einer geschlossenen Teamleistung überzeugt. Die Neuzugänge...

Der S04-Dampfer ist wieder auf Kurs

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München - Dass auf Schalke die Uhren ein bisschen anders ticken ist bekannt. Ein besonderer Club - mit einem empfindlichen Umfeld - braucht manchmal auch besondere Maßnahmen. Als die Transferbemühungen eigentlich abgeschlossen sind und prompt die ersten Ausfälle das Schiff ins Wanken bringen, reagierte Sportdirektor Horst Heldt schnell und genial.

Hätte man vor zwei Wochen Trainer Jens Keller noch prophezeit, dass die Champions-League Qualifikation klar gemacht wird und gegen Überflieger Leverkusen der erste Heimsieg bevorsteht, hätte der Coach nach dem Stolperstart (ein Punkt nach drei Spielen) wohl schnell abgewunken. Doch da hatte er auch noch nicht die Neuverpflichtungen Dennis Aogo und Kevin-Prince Boateng in seinen Reihen.

Späte Transfers gleichen Schwächen im Kader aus

Die Gründe für die Schalke Wiederbelebung liegen auf der Hand, Manager Heldt möchte sich aber nicht so recht festlegen: "Es ist wohl eine Mischung aus dem Weiterkommen in der Champions League, den neuen Spielern und der guten Stimmung im Stadion", so der Schalker Sportdirektor. Die Verpflichtungen von Boateng und Aogo haben Schalke förmlich reanimiert und beim sofort eingeschlagen.

Die personellen Schwächen in der Breite des Kaders wurden nach den zahlreichen Ausfällen auf einen Schlag offengelegt, was auch die Verantwortlichen überrascht haben muss und zu einer Blitzmaßnahme bewog. Sportdirektor Horst Heldt reagierte und schaffte es mit zwei kurzfristigen Transfers die klaffende Wunde in der Mannschaft langfristig zu versorgen. Vor allem Hoffnungsträger Julian Draxler profitierte davon enorm.

Wenn die Nummer zehn zu schwer wird

Der 19-jährige Spielmacher bekam mit seiner eindrucksvoll inszenierten Vertragsverlängerung schon vor der Saison einen schweren Rucksack aufgeladen. Die Rückennummer 10 setzte dem ganzen Spektakel noch einen drauf. Draxler sollte nicht nur das Spiel, sondern auch die Mannschaft führen. "Vom kleinen Jungen zum Leistungsträger" hat er sich am Tage seiner Vertragsverlängerung selbst beschrieben - ein Trugschluss, der sich relativ schnell offenbarte.

Draxler wirkte verkrampft und dem Druck offensichtlich nicht gewachsen. Dem Jungstar fehlt schlicht noch die körperliche Ausstrahlung und Robustheit, sich auf dem Platz durchzusetzen und beim Gegner Eindruck zu schinden. Seine hohen technischen Fähigkeiten schützen ihn nur bedingt vor harten Attacken und persönlicher Bewachung. Der 19-jährige leidet sehr darunter, hatte er die Zehnerposition doch als seine "Wunschposition" ausgerufen.

Dass mit Kevin-Prince Boateng nun ein potentieller Konkurrent um die zentrale Position hinzugekommen ist, verschafft dem Schalker Eigengewächs mehr Freiräume und eine gewisse mentale Entlastung. Boateng zieht die Aufmerksamkeit auf sich, ist durch seine sportliche Flexibilität ein Gewinn für die Offensivabteilung.

Horst Heldt: "Kevin-Prince ist ein absoluter Leader-Typ"

Neben seiner sportlichen Qualität bereichert der ghanaische Nationalspieler vor allem auch mit seinen Führungsqualitäten das Schalker Spiel. Eine Attitüde, die den "Königsblauen" vorher deutlich gefehlt hat. "Kevin-Prince hat einfach die Autorität, die Präsenz auf dem Platz, flößt dem Gegner Respekt ein und er reißt andere mit. Er ist ein absoluter Leader-Typ.", lobt Heldt den Neuzugang.

Boateng ist ein Führungsspieler, auch wenn er sich selbst nicht so beschreibt: "Ich sehe mich nicht als Leader, ich versuche nur, die Mannschaft zusammen zu halten." Genau das ist jedoch die Aufgabe eines "Leaders", nämlich für eine Einheit auf dem Platz zu sorgen. "Natürlich habe ich eine gewisse Verunsicherung in der Mannschaft gespürt", stellte Boateng fest und war sich seiner Rolle auf Anhieb bewusst: "Meine Aufgabe war es, die Mitspieler mitzureißen und deutlich anzusprechen. Angst sollte keiner bei uns haben. Angst kann dir ganz schnell das Genick brechen", erklärte der 26-jährige.

Dass ihm die Rolle des "Leaders" passt, weiß auch der zweite Neuzugang Dennis Aogo: "Ich kenne Kevin schon seit wir 16 Jahre alt waren, er hat schon in der Jugend mit seinem robusten Auftreten und seinem Selbstbewusstsein für Angst beim Gegner gesorgt", erinnert sich der Nationalspieler. Das ehemalige Hamburger Sorgenkind hat ebenfalls eindrucksvoll angedeutet, dass er die Probleme im Schalker Spiel lösen kann. Auch wenn er sich selbst "noch nicht bei hundert Prozent" sieht, ist Aogo mehr als nur eine Alternative auf der Linksverteidigerposition.

Das Schalker Selbstbewusstsein ist zurück und das nach dem ersten sportlich überzeugenden Spiel. "Ich habe die vergangenen Tage eine Mannschaft gesehen, die unbedingt gewinnen will. Das haben wir vergangenen Samstag gegen Leverkusen bereits gezeigt: In dieser Verfassung und Einstellung können wir jeden schlagen", sagt der heimliche Kapitän Boateng. In ruhige Fahrwasser möchte der Neuzugang seinen Kahn jedoch nicht führen, das weiß auch Marco Höger: "Ruhe und Schalke? Das passt jetzt nicht so ganz zusammen."

Yannik Schmidt