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"Der Mainzer Erfolg hat System"

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Leverkusen - Auch nach sieben Spieltagen ist der Blick auf die aktuelle Bundesliga-Tabelle immer noch gewöhnungsbedürftig. Der 1. FSV Mainz 05 führt mit Startrekord vor Borussia Dortmund und Hannover 96.

Grund genug, einmal bei Hanno Balitsch nachzufragen, einem etablierten Bundesliga-Spieler, der schon für zwei der drei führenden Teams (Mainz und Hannover) selbst kickte und mit seinem Verein Bayer Leverkusen in dieser Saison bereits gegen Dortmund gewinnen konnte.

Im exklusiven Gespräch mit bundesliga.de spricht der frühere Nationalspieler über die Stärken und Schwächen der Teams und die neuen Stars der Bundesliga.

bundesliga.de: Herr Balitsch, alle Welt staunt über den Mainzer Höhenflug. Was steckt Ihrer Meinung nach dahinter?

Hanno Balitsch: Die schwimmen auf einer absoluten Euphoriewelle, die sie sich selbst erarbeitet haben. Sie haben schon namhafte und starke Gegner geschlagen und es geschafft, mit ihrem Konzeptfußball durchzukommen. Deswegen sind sie so erfolgreich. Sehr stark macht sie, dass sie über die mannschaftliche und taktische Geschlossenheit kommen. Sie bestreiten ihre Spiele sehr aggressiv und taktisch diszipliniert. Damit kann man es in der Bundesliga mit den Siegen und der Euphorie sehr weit bringen.

bundesliga.de: Wenn man die Medienberichte so verfolgt, könnte man meinen der Mainzer Trainer Thomas Tuchel habe mit seinem "Matchplan" und der Rotation den Fußball neu erfunden. Steckt da wirklich viel dahinter oder wird maßlos übertrieben?

Balitsch: Das kann ich nicht beurteilen, dafür bin ich zu weit weg. Ich weiß nicht, was hinter dem "Matchplan" des Herrn Tuchel steht. Er scheint aber nicht so schlecht zu sein. Wenn ich Woche für Woche taktische und personelle Dinge ändere und es ist ja gravierend, auf vier oder fünf Positionen die Spieler auszuwechseln und die Mannschaft trotzdem das gleiche Gesicht zeigt, dann hat das System. Das Konzept scheint zu funktionieren.

bundesliga.de: Auch der BVB eilt derzeit von Sieg zu Sieg. Ist Borussia Dortmund auf lange Sicht gefährlicher als Meisterschaftsanwärter einzuschätzen als Mainz?

Balitsch: Bei Mannschaften wie Mainz oder Hannover muss man abwarten, wie es die Welle aushält, wenn der eine oder andere Schlüsselspieler einmal ein bisschen länger ausfällt oder die eine oder andere Niederlage kommt und das Selbstvertrauen nicht mehr ganz so da ist. Dann muss man gucken, wie sich die Mannschaften dann präsentieren. Ich denke, dass Dortmund da aufgrund der Qualität, die es im Kader hat, perspektivisch schon deutlich gefährlicher ist als Hannover und Mainz.

bundesliga.de: Sie haben noch in der letzten Saison den nervenaufreibenden Abstiegskampf in Hannover selbst mitgemacht. Sind Sie überrascht, wie gut Hannover aus den Startlöchern gekommen ist?

Balitsch: Ja, das hat mich gerade nach dem Ausscheiden im Pokal sehr überrascht. Es war nicht damit zu rechnen, dass sie so gut in die Bundesliga starten. Mich freut es für die Jungs, weil sie dadurch einmal in ruhigeren Gefilden sind und nicht gleich nach unten gucken müssen. Das ist sicher sehr angenehm für die Leute, die dort arbeiten.

bundesliga.de: Was macht Hannover besonders gut?

Balitsch: Die spielen hinten sehr kompromisslos aus einer sehr starken, konzentrierten Defensive heraus. Sie haben vorne zwei brandgefährliche Stürmer. Das hat die Mannschaft ausgezeichnet. Jetzt gab es gegen St. Pauli den ersten kleinen Dämpfer. Jetzt haben sie personelle Probleme. Man wird sehen, wie es da weitergeht.

bundesliga.de: Sind Hannover und Mainz Kandidaten für die Europa League?

Balitsch: Mainz würde ich es ehrlich gesagt zutrauen, gerade weil sie viel verändern und viel rotieren und trotzdem Erfolg haben. Hannover wird sich irgendwann in den Mittelfeldregionen einpendeln.

bundesliga.de: Gibt es nach den ersten sieben Spieltagen Spieler, die Sie besonders beeindruckt haben?

Balitsch: Die Mainzer sind mit Lewis Holtby und Andre Schürrle schon in aller Munde. Das muss man ganz klar so sehen. Aber auch ein Klaas Jan Huntelaar auf Schalke, der mit seiner Mannschaft nicht so erfolgreich ist, trifft und trifft. Oder auch ein Ruud van Nistelrooy, die sich ihren Starstatus in der Bundesliga schon erarbeitet haben.

bundesliga.de: Welche Mannschaften, die schlecht gestartet sind, erwarten Sie schon in Kürze deutlich besser platziert?

Balitsch: Das ist ganz schwer zusagen, weil die Bundesliga sehr ausgeglichen ist. Ich warte Spieltag für Spieltag darauf, dass sich die Stuttgarter stabilisieren und da unten rauskommen. Aber die tun sich sehr schwer. Das macht die Bundesliga so interessant.

bundesliga.de: Und Bayer Leverkusen? 12 Punkte, Platz 4. Ist die Mannschaft im Soll?

Balitsch: Wir hätten gerne ein paar Punkte mehr. Das Unentschieden gegen Nürnberg und die heftige Niederlage gegen Mönchengladbach hängen uns noch ein bisschen nach. Dafür sind wir die einzige Mannschaft, die Dortmund geschlagen hat. Aber mit der Mehrfachbelastung können wir insgesamt zufrieden sein.

Das Gespräch führte Tobias Gonscherowski