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Uwe Seeler war der erster Torschützenkönig der Bundesliga 1963/64 mit 30 Toren
Uwe Seeler war der erster Torschützenkönig der Bundesliga 1963/64 mit 30 Toren

"Der HSV spielt wieder oben mit"

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Mit neun Jahren begann Uwe Seeler, beim Hamburger Sportverein Fußball zu spielen. Das war 1946. Von 1963 bis 1972 stürmte er für den HSV in der Bundesliga, bestritt insgesamt 239 Spiele und schoss 137 Tore.

1960 wurde er mit dem HSV Deutscher Meister und drei Jahre später Pokalsieger. Im Europapokal erzielte Seeler 21 Tore in 29 Spielen. Damit ist er bis heute der erfolgreichste Torschütze des HSV.

Uwe Seeler ist seinem Verein immer treu geblieben und war auch Präsident des Vereins. Im Interview mit bundesliga.de blickt er auf die neue Bundesliga-Saison.

bundesliga.de Was erwarten Sie vom Hamburger SV in dieser Saison?

Uwe Seeler: Hier in Hamburg hat man natürlich gewisse Ansprüche und hofft, dass der HSV wieder in den internationalen Wettbewerb kommt - am liebsten natürlich in die Champions League. Das wird sehr schwer und man muss die ersten Spiele abwarten, um zu sehen, wo die Mannschaft steht und was sie erreichen kann. Ich erwarte aber schon, dass man unter den ersten Fünf landet. Wünschen würde ich mir, dass der HSV den 3. Platz schafft.

bundesliga.de Kann sich die Doppelbelastung negativ auswirken?

Seeler: In der letzten Saison hat sich gezeigt, dass die Mannschaft besser gespielt hat, als sie auch unter der Woche im Einsatz war. Drei Spiele in der Woche sollte man den Spielern schon zumuten können. Es war auch in meiner Zeit schon so und ich habe immer lieber gespielt als trainiert. Wichtig ist, dass man vom Verletzungspech verschont bleibt.

bundesliga.de Welche Erwartungen haben Sie vom neuen Trainer Martin Jol?

Seeler: Ich kenne ihn und weiß, dass er in England gut gearbeitet hat. Aber auch er selbst muss erstmal abwarten. Der Ernst des Lebens beginnt erst mit dem Bundesliga-Start. Bei Freundschaftsspielen bin ich immer vorsichtig. Die sind nur zum Einspielen und um etwas auszuprobieren. Es haben schon viele Vereine eine gute Vorbereitung gespielt und, als es los ging, hat man gemerkt, dass es doch nicht so läuft wie man gedacht hat. Nach zwei, drei Spielen kann man erst sagen, wo man steht und was erreichbar ist. Der HSV hat eine gute Mannschaft und ich gehe davon aus, dass man oben mitmischt. Sicherlich kann man vorne noch einen guten Knipser gebrauchen, aber die liegen nicht einfach auf der Straße, sondern sind gut untergebracht und kosten viel Geld.

bundesliga.de Martin Jol setzt auf eine offensivere Taktik als sein Vorgänger Huub Stevens. Liegt das der Mannschaft mehr?

Seeler: Ein offensives Spiel ist für die Zuschauer das Beste, was es geben kann. Aber man muss die Spieler dafür haben und hinten trotzdem sicher stehen. Man sagt ja so schön: Wenn man hinten zu Null spielt, kann man nicht hoch verlieren. Aber Martin Jol wird merken, ob er auch auswärts offensiv spielen kann oder lieber etwas kontrollierter. Man braucht natürlich die Spitzen, die bei Gegenangriffen volle Wirksamkeit zeigen. Auswärts hat man weniger Torchancen und die muss man dann natürlich nutzen. Ich bin absolut dafür, wenn man nach vorne spielt. Fußball muss nach vorne gespielt werden und Tore sind die Würze des Spiels. Martin Jol wird wissen, wie er mit dem vorhanden Material spielen kann. Man kann ja nicht nur nach vorne spielen und hinten bekommt man den Laden voll. Das macht nicht lange Spaß. In der Bundesliga haben zwei Drittel der Vereine nicht die Möglichkeiten wie Bayern, Schalke oder der HSV. Wenn diese Teams eher defensiver spielen, kann man denen nicht böse sein. Dann muss man sehen, wie man die knacken kann. So einfach ist der Fußball.

bundesliga.de War der Verkauf von Rafael van der Vaart die richtige Entscheidung?

Seeler: Ich hätte auch so entschieden. Van der Vaart wollte weg. Wer gehen will, den sollte man nicht aufhalten. Der HSV konnte ihn nicht aufhalten. Jetzt ist im Verein und in der Mannschaft Ruhe eingekehrt. Man darf nicht vergessen, dass wir trotz von der Vaart letztes Jahr die Champions League verspielt haben. Er ist ein Ausnahmespieler und wir hätten ihn gerne behalten. Der HSV hatte keine Chance, ihn zu halten, aber jetzt hat man noch gutes Geld für ihn bekommen. Ich denke, so hat man die beste Lösung gefunden.

bundesliga.de Kann man van der Vaart ersetzen? Und vor allem wie?

Seeler: Wie haben das Spielermaterial, um weiterhin erfolgreich spielen zu können. Die Mannschaft hat schon gezeigt, dass sie ohne van der Vaart guten Fußball spielen kann. In der heutigen Zeit ist es eben so, dass häufiger der Verein gewechselt wird. Damit muss man leben. Es ist jetzt auch die Chance für andere Spieler, zu zeigen, dass sie die Mannschaft nach vorne bringen können.

bundesliga.de Bei Bayern München beginnt mit Jürgen Klinsmann eine neue Ära. Wie beurteilen Sie die Situation bei den Bayern und was erwarten Sie von Jürgen Klinsmann?

Seeler: Ich war auch überrascht und wollte es nicht glauben, was dort passiert. Die Bayern wissen, was sie machen, aber auch die müssen abwarten, wie es sich entwickelt. Jürgen Klinsmann weiß, dass es etwas ganz anderes ist, eine Mannschaft täglich zu trainieren, und drei Mal die Woche zu spielen, als in der Nationalmannschaft. Er hat eine erfahrene Mannschaft und ist auch clever genug. Man muss abwarten, was dabei heraus kommt.

bundesliga.de An welches Duell mit dem FC Bayern erinnern Sie sich am liebsten?

Seeler: Die Bayern waren schon zu meiner Zeit als Mannschaft meistens überlegen und das sind sie heute immer noch. Früher war der HSV vielleicht kaufmännisch zu hanseatisch und zu vorsichtig. Bayern München hat als erster im gesamten Verein professionell gearbeitet und dadurch haben sie bis heute einen Vorsprung, den sie auch verteidigen. Das machen sie sehr gut. Sollte mal etwas passieren, haben sie das Geld, um auch mal tief in die Tasche zu greifen. Deshalb kann man ihnen aber nicht böse sein, sondern sollte ihnen nacheifern und sagen, wir müssen das auch mit so viel Fachkompetenz machen wie die Bayern. Man kann ihnen nur gratulieren, denn sie haben schon seit Jahren diese Qualität.

Das Gespräch führte Mark Schnell