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Gelungener Einstand in Gelsenkirchen: Kevin-Prince Boateng (l.) hat sich in seinem ersten Spiel für den FC Schalke 04 nicht nur gut eingefügt, sondern ist gleich vorneweg marschiert
Gelungener Einstand in Gelsenkirchen: Kevin-Prince Boateng (l.) hat sich in seinem ersten Spiel für den FC Schalke 04 nicht nur gut eingefügt, sondern ist gleich vorneweg marschiert

Der Boateng-Effekt auf Schalke

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Gelsenkirchen - Vom einstigen "Bad Boy" der Nation zum "königsblauen Prinzen", so schnell kann es im Fußball gehen. Zwei Tage nach seinem Wechsel vom AC Mailand hat Kevin-Prince Boateng die Herzen der Schalker Fans bereits im Sturm erobert.

Präsenz flößt Respekt ein

Im Revier kommen sie traditionell gut an, die etwas anderen Typen mit Ecken und Kanten. Besonders dann, wenn sie ihren starken Sprüchen auch starke Leistungen folgen lassen. "Ich habe den Jungs gesagt, lasst uns laufen, bis wir kotzen. Das haben alle gemacht. Nur so gewinnst du Spiele", sagte Kevin-Prince Boateng nach dem gegen das zuvor mit drei Siegen perfekt in die Saison gestartete Bayer Leverkusen. Die Ansage hat gewirkt, denn Schalke präsentierte sich im Gegensatz zu den zuletzt pomadigen Auftritten plötzlich viel selbstbewusster und aggressiver.



Allen voran der neue Stareinkauf. Bereits in seinem ersten Spiel deutete der 26-Jährige an, worauf sich die Fans künftig freuen dürften. Dynamisch, zweikampfstark und mit guter Spielübersicht zog er wie selbstverständlich im zentralen Mittelfeld die Fäden.

Auch das Zusammenspiel mit Julian Draxler, der auf die linke Seite rückte, und Jefferson Farfan wirkte bereits recht ansprechend. Allein die Präsenz des 1,85 Meter großen Kraftpakets schien der zuletzt arg kritisierten Mannschaft eine ganz neue Stabilität zu verleihen und nebenbei dem Gegner Respekt mächtig einzuflößen.

"Sehe mich nicht als Leader"



"Er ist ein echter Anführer, einer der die Mannschaft mitreißt. Ein Glücksgriff für uns", schwärmte Sportvorstand Horst Heldt. "Sie stufen mich hier als Leader ein. Aber ich sehe mich selbst nicht so. Ich will einfach nur Leistung bringen und den jungen Spielern helfen. Das ist meine Aufgabe", hielt Boateng bescheiden dagegen. Überhaupt wurde im Mixed-Zone-Talk mit den Journalisten deutlich, dass von seinem Image vergangener Tage nicht mehr viel übrig zu sein scheint.

Einst der Problemfall zu Herthaner Zeiten, später der Treter, der Michael Ballack 2010 um die WM-Teilnahme brachte, präsentiert sich der gebürtige Berliner am Samstagabend ganz gentleman-like. Ruhiger und fokussierter sei er geworden. Trotz oder gerade wegen seines steinigen Werdegangs avancierte er zuletzt beim AC Mailand, mit dem er 2011 die Meisterschaft holte, zu einem der besten Mittelfeldspieler Europas.

"Bin immer wieder aufgestanden"



"Man muss Ecken und Kanten haben, das bringt dich nach vorn. So bin ich halt. Die Tiefen haben mir geholfen und mich stärker gemacht. Ich bin danach immer wieder aufgestanden", sagte der Großneffe von 1954er Weltmeister Helmut Rahn.

Sein erster Einsatz im "königsblauen" Trikot endete bei seiner Auswechslung in der 84. Minute mit Standing Ovations der über 60.000 begeisterten Fans in der Veltins Arena. Ganz anders übrigens als sein letzter Auftritt in der Bundesliga, als er im Mai 2009 - damals in Diensten von Borussia Dortmund - beim VfL Wolfsburg bereits neun Minuten nach seiner Einwechslung für ein grobes Foulspiel mit Rot vom Platz flog.

Schalke der neue Lieblingsverein



Obwohl er nur sechs Monate für Schalkes Erzrivalen gespielt hat, habe diese Zeit bleibenden Eindruck bei ihm hinterlassen, wie er noch vor wenigen Wochen sagte. "In dieser Zeit ist eine besondere Bindung entstanden." Zu einigen Spielern habe er immer noch Kontakt, ebenso zu Trainer Jürgen Klopp, der ihm nach Bekanntgabe seines Wechsels zu S04 verwundert eine SMS mit dem Inhalt "Schalke??????" geschickt hatte.

"Ich habe die SMS gelesen, aber noch keine Zeit gehabt zu antworten", sagte Boateng schmunzelnd. Das mit Dortmund habe sich seit drei Tagen ohnehin erledigt. Schalke sei nun sein neuer Lieblingsverein. "Das ist alles, was zählt."

Riesenschritt für Aogo



Bei aller Euphorie um den neuen Hoffnungsträger geriet der zweite Transfercoup der Schalker fast in den Hintergrund. Dennis Aogo, vom Hamburger SV ausgeliehen, lieferte als Linksverteidiger eine nicht weniger beeindruckende Premiere im Dress der "Knappen" ab.

Der Wechsel von der Elbe zum Champions-League-Teilnehmer sei ein "Riesenaufstieg", so Aogo, der sich vom Potenzial der Mannschaft beeindruckt zeigte. Nun gilt es, diese Qualität, die sich mit der Rückkehr des derzeit verletzten Torjägers Klaas-Jan Huntelaar noch erhöhen wird, konstant abzurufen, um nach mäßigem Saisonstart mit vier Punkten aus vier Spielen den Blick wieder nach oben zu richten.

Glücklich getwittert



Mit den Transfers von Boateng und Aogo hat Schalke laut Trainer Jens Keller "zwei gute Griffe getan". Die Wende ist geschafft, die Weichen für eine erfolgreiche Saison scheinen gestellt, wie Boateng via Twitter freudig mitteilte.

"A big hello from Germany, happy about our 3 points yesterday", bekamen seine rund 900.000 Follower in aller Welt zu lesen. Eine Zahl, die bald in die Höhe schießen dürfte, wenn sich der neue "königsblaue Prinz" weiter so in die Herzen der Fans spielt.

Aus Gelsenkirchen berichtet Markus Hoffmann