Die größten Comeback-Siege der Bundesliga-Geschichte
Gefühlsachterbahnen, Ketchup-Flaschen und ein sprachloser Kaiser. Wenn Mannschaften sich auch bei scheinbar aussichtslosem Rückstand weigern, die Niederlage zu akzeptieren, passieren gelegentlich kleine Wunder. Das sind die spektakulärsten und erfolgreichsten Aufholjagden der Bundesliga-Geschichte.
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Tore sind das Salz in der Suppe - wobei: Durch zu großzügige Beigabe "versalzen" kann man ein Fußballspiel eigentlich nicht. Werden die Treffer dann auch noch gleichmäßig verteilt, entsteht eine besondere Unterkategorie unvergesslicher Spiele: Das geglückte Comeback. Dem Gegner bleibt der voreilige Hohn im Halse stecken, weil die andere Mannschaft das scheinbar Unmögliche schafft und einen aussichtslosen Rückstand noch in einen Sieg verwandelt.
Am 5. Spieltag 2024/25 war es mal wieder soweit: Werder Bremen ließ seine Fans beim Auswärtsspiel gegen die TSG Hoffenheim zunächst tief in den Abgrund blicken, um sie am Ende mit extatischem Hochgefühl auf die Rückreise zu schicken. Und mit einer Geschichte, die noch Generationen von Enkelkindern erzählt werden wird...
TSG Hoffenheim - Werder Bremen 3:4: Bühne frei für Stage
Sechs Mannschaften feierten in der Geschichte der Bundesliga bislang einen zweistelligen Sieg. Am 5. Spieltag 2024/25 dürfte der ein oder andere Fan der TSG Hoffenheim schon mal überschlagen haben, ob das Team von Pellegrino Matarazzo an diesem Sonntag in diesen illustren Kreis eintreten könnte. Denn die TSG führte nach rekordverdächtigem Knallstart mit Toren von Doppelpacker Marius Bülter und Adam Hložek nach zwölf Minuten bereits mit 3:0 gegen den SV Werder Bremen.
Danish Dynamite: Bremens Stage wie einst Delaney
Nach 17 Minuten sorgte Stanley Nsoki für das nächste Highlight, erstmals aber zum Leidwesen der längst siegesgewissen Gastgeber: Nach Notbremse flog der Verteidiger mit glatt Rot vom Platz und das Spiel begann von Neuem. Drei Minuten später stocherte Julián Malatini den Ball nach einer Ecke ins Tor - in einem normalen Spiel nicht mehr als Ergebniskosmetik, doch in Sinsheim waren gerade einmal 21 Minuten gespielt: Werder blieben 70 Minuten in Überzahl. Und die sollten zur großen Jens Stage-Show werden...
Spätestens nach dessen perfekt gesetztem Kopfball zum Anschlusstreffer hatten sich Hoffnung und Vorahnung der Bremer in festen Glauben verwandelt: 2:3 nach 25 Minuten. Hoffenheim taumelte plötzlich im Fünf-Minuten-Tore-Takt und Mittelfeldspieler Stage egalisierte seine Torausbeute der kompletten Saison 2023/24 innerhalb von 23 Spielminuten: Linksschuss kurz vor und ein weiterer Kopfball kurz nach der Pause sorgten für den ersten Bundesliga-Hattrick des Dänen und für den frühen 4:3-Endstand - ein Comeback in Schweinsgalopp.
Eintracht Frankfurt - VfB Stuttgart 4:3: Das erste Comeback der Bundesliga-Geschichte
Ihre frühe Kindheit verlebte die 1963 gegründete Bundesliga ohne exzessive Wechselbäder der Torgefühle. Es dauerte bis zum 4. Spieltag der Saison 1973/74, da sie erstmals vom süßen Wahnsinn eines großen Comebacks kostete. Eintracht Frankfurt und der VfB Stuttgart lieferten sich ein Duell, das das Konzept Aufholjagd oder torreicher Unterhaltung im Allgemeinen albern und realitätsfremd erscheinen ließ: 0:0 nach 58 Minuten. Dann griff der Wahnsinn um sich.
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In einem unvermittelten Anfall von Torhunger schossen Dieter Brenninger (59.), Willi Entenmann (61.) und Johann "Buffy" Ettmayer (66.) den VfB innerhalb von sieben Minuten mit 3:0 in Führung. Den Frankfurtern gelang es anschließend als erster Bundesliga-Mannschaft, diesem überwältigenden Gefühl des plötzlich feststehenden Untergangs zu trotzen: Keine zwei Minuten nach dem 0:3 verkürzte Bernd Nickel, ehe Roland Weidle weitere acht Zeigerumdrehungen später das Unmögliche machbar erscheinen ließ.
Ein schneller Doppelschlag von Bernd Hölzenbein (82., 84.) setzte einem Spiel der Marke "Ketchupflasche" die Krone auf und begründete die Tradition großer Aufholjagden in der Bundesliga.
1. FC Kaiserslautern - FC Bayern München 7:4: Dem Kaiser verschlägt's die Sprache
Dem Konzept der Ketchup-Flasche folgend, musste die Bundesliga nach ihrem ersten nicht lange auf das zweite Comeback warten. Keine zwei Monate nach dem Frankfurter Premierenstück war der kommende Europapokalsieger aus München auf dem Weg zu einem störungsfreien Auswärtssieg auf dem Lauterer Betzenberg: 3:0-Führung nach 36 Minuten dank Doppelpacker Bernd Gersdorff und Gerd Müller.
Etwaige Hoffnungskeime durch Josef Pirrungs 1:3 kurz vor der Pause wurden vom "Bomber" und seinem zweiten Tor nach 56 Minuten schnell zertrampelt, womit sich beim FC Bayern um Franz Beckenbauer eine gewisse Sorglosigkeit einstellte. Die nutzte Klaus Toppmöller, um noch in derselben Minute auf 2:4 zu stellen - die Initialzündung für eine der dunkelsten halben Stunden in der Geschichte des heutigen Rekordmeisters.
Pirrung besorgte mit seinen Treffern zwei und drei bis zur 73. Minute tatsächlich den Ausgleich. Kurz darauf sah Bayerns Doppeltorschütze Gersdorff die Rote Karte. Die Überzahl spielten die "Roten Teufel" clever aus: Ernst Diehl (84.) und zwei Mal Herbert Laumen (87., 89.) machten es in der Schlussphase sogar noch deutlich. 7:4 nach 0:3 - da fiel auch dem jungen "Kaiser" nichts mehr ein: "Ich war sprachlos - wie alle anderen auch."
VfL Bochum - FC Bayern München 5:6: die Mutter aller Comebacks
Noch mehr historische Bundesliga-Highlights
Drei Jahre und drei Europapokalsiege später - gewissermaßen auf dem Höhepunkt der bayrischen Herrlichkeit - kam denn auch der FC Bayern in den rauschhaften Genuss eines großen - nein: des größten Comebacks der Bundesliga-Geschichte. Im September 1976 lagen die Münchner, die in dieser Phase nur international brillierten und die Saison 1975/76 als Tabellenzehnter beendet hatten, auswärts beim VfL Bochum 1848 mit 0:4 hinten. Der Revierclub, der am Ende der Saison knapp die Klasse halten sollte, war sich nach den Toren von Harry Ellbracht (24., 43.), Josef Kaczor (38.) und Hans-Joachim Pochstein (53.) zur 4:0-Führung einer Sternstunde bereits gewiss.
Doch eine Woche nach einem 9:0-Kantersieg gegen TeBe Berlin erinnerte sich das Star-Ensemble von der Isar seiner Klasse und drehte das Spiel innerhalb von 20 Minuten auf links: Karl-Heinz Rummenigge (55.), Georg "Katsche" Schwarzenbeck (57.), Gerd Müller (63., 74.) und Uli Hoeneß (75.), machten aus dem 0:4 ein 5:4. Kaczors Ausgleich (80.) bot der Achterbahnfahrt im Ruhrstadion ein versöhnliches Ende an, doch Hoeneß (89.) lehnte mit dem Schlusspunkt zum 6:5 dankend ab und besiegelte den bis heute einzigen Bundesligasieg nach Vier-Tore-Rückstand.
Die größten Comeback-Siege der Bundesliga-Geschichte
Nach Vier-Tore-Rückstand:
FC Bayern München beim VfL Bochum 1848 - 6:5 nach 0:4 (18.9.1976)
Nach Drei-Tore-Rückstand:
Eintracht Frankfurt gegen VfB Stuttgart - 4:3 nach 0:3 (28.8.1973)
1. FC Kaiserslautern gegen FC Bayern München - 7:4 nach 0:3 (20.10.1973)
TSV 1860 München gegen Fortuna Düsseldorf - 4:3 nach 0:3 (25.10.1980)
FC Bayern München bei Bayer 04 Leverkusen - 4:3 nach 0:3 (21.5.1988)
VfL Bochum 1848 gegen Fortuna Düsseldorf - 4:3 nach 0:3 (31.5.1991)
1. FSV Mainz 05 beim VfL Wolfsburg - 4:3 nach 0:3 (28.8.2010)
Sport-Club Freiburg beim 1. FC Köln - 4:3 nach 0:3 (10.12.2017)
SV Werder Bremen bei der TSG Hoffenheim - 4:3 nach 0:3 (29.9.2024)
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