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Bum-Kun Cha war der erster südkoreanische Spieler in der Bundesliga. Er gewann 1980 mit Frankfurt und 1988 mit Leverkusen den UEFA-Pokal (© imago)
Bum-Kun Cha war der erster südkoreanische Spieler in der Bundesliga. Er gewann 1980 mit Frankfurt und 1988 mit Leverkusen den UEFA-Pokal (© imago)

Bum-Kun Cha: "Es werden noch viel mehr Asiaten kommen"

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Frankfurt - Spieler aus Südkorea mischen derzeit die Bundesliga auf: Dong-Won Ji und Jeong-Ho Hong in Augsburg oder Ja-Cheol Koo und Joo-Ho Park in Mainz sowie Heung-Min Son in Leverkusen machen mit hervorragenden Leistungen zunehmend auf sich aufmerksam. Pionierarbeit leistete bereits in den 1980er-Jahren Bum-Kun Cha.

Asiens "Spieler des Jahrhunderts" bestritt von 1979 bis 1989 für Eintracht Frankfurt und Bayer Leverkusen 307 Spiele in der Bundesliga und gewann mit beiden Vereinen den UEFA-Cup. Im Interview mit bundesliga.de spricht der heute 61-Jährige über die heutige Generation südkoreanischer Spieler und den Stellenwert der Bundesliga in Asien. 

bundesliga.de: Herr Cha, Südkoreaner spielen in der Bundesliga eine immer größere Rolle. Was sind aus Ihrer Sicht die Stärken Ihrer Landsmänner?

Cha: Sie sind sehr fleißig, anpassungsfähig und spielen mannschaftsdienlich. Genau das, was man heute im modernen Fußball braucht. Außerdem tanzen sie nicht aus der Reihe und hören auf den Trainer.

bundesliga.de: Wie erklären Sie sich, dass die südkoreanischen Spieler inzwischen eine größere Rolle im internationalen Fußball spielen? Was hat sich in den letzten Jahren geändert?

Cha: Das einschneidende Erlebnis für die jungen Spieler von heute war die WM 2002 im eigenen Land, bei der unser Team bis ins Halbfinale gekommen ist. Das hat die damaligen Kinder geprägt und ihnen gezeigt, dass sie mit den Europäern und Südamerikanern mithalten können. Es hat das Selbstbewusstsein dieser Generation gestärkt. Sie haben keine Angst mehr ins Ausland zu gehen und fühlen sich gut genug in Europa mitzuhalten.

bundesliga.de: Welche Rolle spielt die Bundesliga in Südkorea? Ist Deutschland ein begehrtes Ziel junger Spieler?

Cha: Die deutschen Erfolge in der Champions League und das Auftreten der Nationalmannschaft haben in Asien viele beeindruckt. Die jungen deutschen Spieler kommen hier sehr gut an. Außerdem sieht man, dass sich viele asiatische Spieler in Deutschland durchsetzen können. Erst die Japaner, jetzt auch mehr und mehr die Südkoreaner. Dadurch haben sich die Ziele verändert.

bundesliga.de: Empfehlen Sie Koreanern, nach Deutschland in die Bundesliga zu gehen?

Cha: Ja, das mache ich. Die Spielweise passt zu asiatischen Spielern. Bis vor ein paar Jahren war die Premier League das begehrteste Ziel für koreanische Spieler. Park in Manchester war das Vorbild für eine Karriere dort. In den letzten Jahren hat die Bundesliga aber aufgeholt und ist inzwischen eine der besten Ligen der Welt.

bundesliga.de: Besonders Koreaner, die zu zweit in einem Verein spielen, steigern sich. Ist das ein Zufall oder ist es für Ihre Landsleute hilfreich, wenn sie zu zweit in einem Verein sind?

Cha: Es ist auf jeden Fall positiv und führt in den meisten Fällen zu einer Leistungssteigerung. Es hat nämlich eine große Bedeutung, dass man außerhalb des Platzes jemanden zum Unterhalten hat und der einen nach einem schlechten Spiel wieder aufbaut. Das gilt aber auch für andere Nationalitäten. Ein Beispiel aus meiner Zeit sind Matthäus, Brehme und Klinsmann bei Inter Mailand oder die Holländer-Fraktion beim AC Mailand. Das hat den Spielern bestimmt auch geholfen.

bundesliga.de: Wird es Ihrer Meinung nach in Zukunft noch mehr koreanische Spieler in der Bundesliga geben? Wie ist das Potenzial des Nachwuchses?

Cha: Nicht nur koreanische Spieler. In den nächsten Jahren werden insgesamt noch mehr asiatische Spieler in die Bundesliga kommen. Die sehen ja Woche für Woche, dass sich Japaner und Koreaner auch in Spitzenmannschaften durchsetzen können. Das macht sie noch selbstbewusster und sie träumen davon in Europa zu spielen. Stark genug sind sie dafür. 

bundesliga.de: Sie gelten als Vorbild und Inspiration für junge Fußballer, die in die Bundesliga gehen. Welche Ratschläge können Sie geben?

Cha: Das Wichtigste ist, ein gutes Verhältnis zu seinen Mannschaftskameraden zu haben. Nur wer gute Freunde in der Mannschaft hat und auch neben dem Platz den Kontakt sucht, kann auch auf dem Platz harmonieren. Man sollte sich auf keinen Fall isolieren, sondern auch mal zusammen essen gehen.

bundesliga.de: So haben Sie es bei Ihren Stationen in Deutschland auch gemacht?

Cha: Ja, ich hatte zum Beispiel bei Eintracht Frankfurt zu meinen Mitspielern Bernd Hölzenbein, Bernd Nickel und Charly Körbel ein sehr gutes Verhältnis. Wir haben viel zusammen gemacht. In einer Saison hat man auch mal schlechte Spiele, da braucht man Kollegen, die einen wieder stark reden.

bundesliga.de: Welche Unterschiede gibt es aus Ihrer Sicht zwischen Ihrer Zeit in Deutschland und für heute aktive Spieler? Was ist einfacher und was schwerer geworden?

Cha: Es ist für die Spieler einfacher geworden. Zu meiner Zeit durften nur zwei Ausländer in einer Mannschaft spielen, dadurch war der Konkurrenzkampf größer. Außerdem konnte ich mir damals die europäischen Ligen nicht im Fernsehen anschauen und Europa war eine fremde Welt. Heute sind die Unterschiede der verschiedenen Länder nicht mehr so groß und die Anpassung in der neuen Umgebung fällt leichter. Die Jungs wissen heute viel besser worauf sie sich einlassen. In der Bundesliga wird man in den nächsten Jahren jedenfalls noch viele starke asiatische Spieler sehen.

Das Interview führte Alexander Dionisius