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BVB-Star Julian Weigl: "Haben uns das Glück erarbeitet"

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Dortmund - Zweiter Sieg unter Peter Stöger, endlich mal wieder Zuhause erfolgreich – mit dem 2:1-Sieg über die TSG Hoffenheim hat Borussia Dortmund rechtzeitig vor dem Pokalspiel beim FC Bayern München wieder Selbstvertrauen getankt. Das glaubt auch Julian Weigl, der sich nach der Partie dem Interview stellte und über glückliche Momente, eine veränderte Taktik und die Aufgabe in München sprach.

Frage: Julian Weigl, ist das Glück mit dem Last-Minute-Sieg über Hoffenheim zum BVB zurückgekehrt?

Julian Weigl: In diesem Spiel haben wir auf jeden Fall Glück gebraucht. Wir haben es uns auch ein stückweit erarbeitet durch die letzten Wochen, in denen wir es einfach nicht auf unserer Seite hatten. Die ersten 20 Minuten gegen Hoffenheim waren ganz gut. Da hatten wir die Führung auf dem Fuß und hatten ein, zwei Situationen, in denen wir es nicht konsequent genug gespielt haben. Dann waren die Hoffenheimer besser im Spiel und haben ihre Qualitäten im Ballbesitz richtig gut ausgespielt. Wir haben es nicht geschafft, zu stören. So haben sie die Überhand bekommen und hätten nach der Führung in der zweiten Halbzeit den Sack schon zumachen können. Da hatten wir das Quäntchen Glück auf unserer Seite.

Frage: Und auch genügend Selbstvertrauen, einen Rückstand drehen zu können?

Weigl: Es war ganz wichtig für uns, dass wir nach dem Rückstand nicht zusammengefallen sind oder total verunsichert waren. Wir haben auch nach Stockfehlern oder Ballverlusten nicht aufgesteckt und trotzdem weitergespielt. Dafür wurden wir am Ende belohnt. Vor dem Spiel hätten wir das gerne so unterschrieben, dass wir das Heimspieljahr mit einem 2:1-Erfolg abschließen.

Frage: Hoffenheim hatte zwischenzeitlich 65 Prozent Ballbesitz. War das der Plan?

Weigl: Es hat sich ein stückweit so ergeben. Hoffenheim spielt ein sehr gutes Ballbesitzspiel, sie lassen den Ball  gut laufen. Sie haben unheimlich passsichere Spieler, sowohl hinten als auch im Mittelfeld. Das war für uns schwierig zu verteidigen. Für uns war es wichtig, dass sie keine gefährlichen Bälle hinter unsere Kette spielen. So haben wir ihnen den Ball teilweise gegeben. Die Phasen, in denen wir sie gepresst und zum langen Ball gezwungen haben, waren natürlich besser. Wir mussten auch pressen, weil wir dieses Spiel auf keinen Fall verlieren wollten. Unterm Strich steht ein glücklicher Sieg, und den nehmen wir alle gerne mit.

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Frage: In dieser Woche konnte der BVB unter Peter Stöger in zwei Spielen zwei Siege feiern. Was hat sich verändert, seit der neue Trainer da ist?

Weigl: Der Trainer konnte in der kurzen Zeit noch nicht alles von links auf rechts drehen. Wichtig ist, dass wir defensiv stabiler stehen. Wir ziehen das hohe Pressing nicht mehr immer durch. Natürlich wollen wir auch mal hoch pressen und gerade bei einem Rückstand wie gegen Hoffenheim müssen wir den Gegner auch unter Druck setzen. Aber wir stehen dabei stabiler und rücken die hintere Kette nicht mehr ganz so weit raus. Das gibt uns im Moment Stabilität und Sicherheit. Wir sollen nicht in jeder Situation aggressiv nach vorne pressen. Das hat uns Peter Stöger mit auf den Weg gegeben.

"Der Trainer konnte in der kurzen Zeit noch nicht alles von links auf rechts drehen" Julian Weigl (Borussia Dortmund)

Frage: Wie fühlt es sich auf dem Platz an? Merken Sie direkt, dass sich die Mannschaft damit wohler fühlt?

Weigl: Ich denke schon, dass wir uns damit ein stückweit wohler fühlen. Man darf nicht vergessen, dass das hohe Pressing unter Peter Bosz zu Beginn auch sehr gut funktioniert hat. Die Spieler haben sich darauf eingestellt und dann war es speziell für unsere Verteidiger sehr schwierig, abzuwägen, wann man raus geht und wann nicht. Das gibt der Mannschaft jetzt diese Sicherheit, dass wir dieses hohe Pressing nicht mehr so intensiv spielen müssen bzw. sollen. Wenn du keinen Druck auf den Gegenspieler bekommst, haben die Verteidiger die Sicherheit, sich einfach fallen lassen zu können und auf Unterstützung zu warten. Das ist schon ein Schlüssel, der uns im Moment gut tut.

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Frage: Und wie gut tut Ihnen selbst die neue, alte Rolle?

Weigl: Vor allem haben wir so zwei Siege geholt, da ist meine Person zweitrangig. Aber mir macht’s auf jeden Fall Spaß. Bei Peter Bosz hatte ich eine klare Aufgabe, die auch nicht schlecht war. Aber ich habe mich schwer getan, mich darin zu entfalten. Da bin ich jetzt ein stückweit freier. Ich soll trotzdem zwischen den Ketten sein, das gehört zu meinem Spiel dazu. Aber mir ist es wichtig, dass ich auch die Freiheit habe, die Bälle auch hinten abholen zu können, um ständig im Spiel zu sein. Wenn ich der Mannschaft so am meisten helfen kann, wie ich es in den letzten zwei Jahren auch konnte, dann tut das beiden Seiten gut.

Frage: Teilweise wirkte das Spiel des BVB etwas hektisch. Woran liegt’s?

Weigl: Das hat auf jeden Fall etwas mit der Verunsicherung aus den letzten Wochen zu tun. Dass wir das Ballbesitzspiel ähnlich beherrschen wie Hoffenheim, das haben wir schon bewiesen. Das weiß auch jeder. Aber die letzten Wochen waren auch durch den Erfolg in Mainz nicht gleich weg aus dem Kopf, obwohl uns dieser Sieg schon etwas Selbstvertrauen zurückgegeben hat. Da passieren einfach Fehler, die dir zu Saisonbeginn nicht passiert sind, als wir jeden Gegner weggefegt haben. Das ist doch ganz normal. Aber das wird von Sieg zu Sieg besser.

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Frage: Ist mehr Ruhe im eigenen Spiel der Schlüssel für erfolgreicheren Fußball?

Weigl: Auf jeden Fall! Wir haben die entsprechenden Spieler. Die Selbstverständlichkeit muss wieder zurückkommen, dass wir die Bälle halten können. Wenn es über die eine Seite nicht funktioniert, müssen wir uns eben durchkombinieren auf die andere Seite. Aber das wird alles wiederkommen, da bin ich mir ganz sicher.

"Die Selbstverständlichkeit muss wieder zurückkommen" Julian Weigl (Borussia Dortmund)

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Frage: Wie schnell kann das funktionieren?

Weigl: Wir haben jetzt noch ein echtes Highlight in München. Da wollen wir schon das Bestmögliche rausholen und das wäre natürlich die nächste Runde im Pokal. Da müssen wir auf jeden Fall defensiv noch besser stehen als gegen Hoffenheim. In der Vorbereitung auf die Rückrunde können wir dann noch spezifischer arbeiten und dann die Rückserie mit neuem Elan angehen.

Frage: Ist das Pokalspiel bei den Bayern für den BVB jetzt sogar besonders einfach, weil man als klarer Außenseiter dort hinfährt?

Weigl: Einfach ist es in München nie, ob du Außenseiter bist oder nicht. Aber ich weiß gar nicht, wann die Bayern das letzte Mal verloren haben. Sie gehen auf jeden Fall als Favorit in dieses Spiel. Aber wir werden uns unseren Plan überlegen. Und wir haben im letzten Jahr gesehen, dass man im Pokal dort gewinnen kann, auch wenn es schon 2:1 für die Münchner steht. Mit diesem Gefühl werden wir in das Spiel gehen. Wir haben den Pokal in der letzten Saison gewonnen und wissen, was für ein tolles Gefühl das ist. Also werden wir bestimmt nicht nach München fahren und sagen, die Bayern sind so gut drauf, da haben wir gar keine Chance. Wir wissen, dass wir eine Chance haben. Für einen Sieg muss vieles zusammen kommen. Aber wir fühlen uns dieser Aufgabe gewachsen.

Aufgezeichnet von Dietmar Nolte