Vier auf einen Streich: Kurz vor Transferschluss schlug der FC Bayern vier mal zu - © DFL Deutsche Fußball Liga GmbH
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Choupo-Moting, Costa, Roca, Sarr: Die Last-Minute-Zugänge des FC Bayern im Check

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Der FC Bayern hat die XXL-Transferperiode voll ausgereizt und am "Deadline Day" noch vier Mal zugeschlagen: Eric Maxim Choupo-Moting, Douglas Costa, Marc Roca und Bouna Sarr verstärtken den Rekordmeister auf den letzten Drücker. bundesliga.de zeigt, welche Rolle die vier Neuzugänge im Team von Hansi Flick spielen sollen.

Hasan Salihamidzic darf zufrieden sein. Nach "Königstransfer" Leroy Sané hat der Sportvorstand des FC Bayern München dem Kader neben einem neuen Star nun auch die nötige Breite verliehen. Eric Maxim Choupo-Moting, Douglas Costa, Marc Roca und Bouna Sarr wechselten kurz vor Transferschluss zum Rekordmeister.

Eric Maxim Choupo-Moting

Nationalität: Kamerun (49 Länderspiele/14 Tore)
Alter:
 31
Position: Mittelstürmer
Zuletzt bei: Paris Saint-Germain

Sein Weg: Geboren und aufgewachsen in Hamburg, wurde der Sohn eines Kameruners und einer Deutschen beim Hamburger SV zum Profi. Den Bundesliga-Durchbruch schaffte er 2009/10 als Leihspieler beim 1. FC Nürnberg. Nach je drei Jahren in Mainz und auf Schalke wechselte er 2017 in die Premier League, wo fünf Tore und fünf Vorlagen in seiner Debüt-Saison Stoke City nicht vor dem Abstieg bewahren konnten. "Choupo" blieb der Gang in die Zweitklassigkeit erspart, stattdessen holte Thomas Tuchel, sein Förderer aus Mainzer Tagen, ihn zu Paris Saint-Germain. In zwei Jahren gewannen sie zusammen fünf nationale Titel. Sein auslaufender Vertrag wurde für das Champions League-Finalturnier verlängert, in dem er PSG als Joker ins Halbfinale schoss und im Finale den Münchnern unterlag. Die statteten den vertragslosen 1,91-Meter-Hünen nun mit einem Einjahresvertrag aus.

Seine Rolle: In der pandemiebedingten Terminhatz wirkt das Münchner Schreckensszenario bedrohlicher denn je: Was, wenn Robert Lewandowski länger ausfällt? Joshua Zirkzee schlug sich in der Rolle als Backup bisher beachtlich, dennoch holte der FCB den wuchtigen, technisch versierten Choupo-Moting. Sein entscheidendes Merkmal aber: Bei PSG glänzte er zuletzt in eben der Rolle, die die Münchner dringend besetzen wollten: Als verlässlicher Backup da sein, wenn die Stars im Angriff ausfallen oder eine Pause brauchen. Sein Last-Minute-Treffer zum CL-Halbfinaleinzug dürfte als Bewerbungsvideo gedient haben. Als unkomplizierter Charakter, der fließend Französisch spricht, könnte er außerdem als verbindendes Element zwischen deutscher und französischer Kabinenfraktion wertvoll werden.

Das sagen die Beteiligten: "Ich bin super happy, es ging alles sehr schnell. Es ist eine große Ehre für so einen großen Klub zu spielen", betont der neue Bayern-Stürmer. "Es gab Gespräche mit dem Coach, er hat mir klar signalisiert, dass er sich freuen würde, wenn ich komme. Über eine direkte Rolle spricht man nicht. Jeder weiß, dass der FC Bayern Robert Lewandowski vorne drin hat. Aber bei dem Programm ist jeder Spieler wichtig", so Choupo-Moting. Auch FCB-Sportmanager Hasan Salihamidzic freut sich über den neuen Angreifer: "Wie wichtig Maxim sein kann, haben wir schon in Lissabon gesehen. Ich weiß aus eigener Erfahrung, wie entscheidend es ist, viele gute Stürmer zu haben."

Marc Roca

Nationalität: Spanien (7 U21-Länderspiele, 2 Tore)
Position: defensives Mittelfeld
Alter: 23
Zuletzt bei: Espanyol Barcelona

Sein Weg: Der gebürtige Katalane verbrachte seine bisherige Karriere bei Jugendclub Espanyol Barcelona. Einigen Bayern-Fans dürfte sein Name schon ein Begriff sein: Bereits im Sommer 2019 wurde er in München als Kandidat für das zentrale Mittelfeld gehandelt. Seine erste Saison als Stammspieler hatte er damals gerade mit dem Gewinn der U21-EM (2:1 im Finale gegen Deutschland) gekrönt. Am Ende blieb Roca trotz internationalen Interesses in Barcelona, wo er Espanyols Abstieg in 35 Einsätzen nicht verhindern konnte. Mit einjähriger Verzögerung unterschrieb er nun einen Fünfjahresvertrag.

Seine Rolle: Nachdem mit Thiago (FC Liverpool) und Mickael Cuisance (verliehen an Olympique Marseille) nun zwei zentrale Mittelfeldspieler den Club verlassen haben, klappte der Transfer im zweiten Anlauf. Rocas Physis (1,84 m) und Ballsicherheit erinnern im Gesamtbild weniger an Thiago als an Xabi Alonso. Dessen Rolle als zentraler Ballverteiler ohne viele Ausflüge ins Angriffsdrittel hatte der FC Bayern nach Alonsos Abgang 2017 nicht mehr besetzt. Ein solcher "Ankerspieler" erlaubt seinen Partnern in der Zentrale, ihren Offensivdrang auszuleben. Zwischen "Staubsauger" Javi Martínez und den Box-to-Box-Spielern Goretzka und Tolisso bietet er Flick eine Option, um Spiele zu beruhigen und zu kontrollieren.

Douglas Costa

Nationalität: Brasilien (31 Länderspiele, 3 Tore)
Position: Außenstürmer
Alter: 30
Zuletzt bei: Juventus Turin

Sein Weg: Zum zweiten Mal heuert Douglas Costa beim FC Bayern an. 2015 kam er als Nachfolgekandidat für Arjen Robben und Franck Ribery von Shakhtar Donezk in die Bundesliga. Nach einem Raketenstart unter Pep Guardiola (zehn Vorlagen in den ersten sieben Spielen) und dem entscheidenden Elfmeter zum DFB-Pokalsieg gegen den BVB 2016 lieferte der pfeilschnelle Dribbler mit dem linken Hammer als Starter oder Joker stets ordentlich. Im Sommer 2017 war das Angebot von Juventus Turin zu gut, als dass Bayern es hätte ablehnen können. In der Serie A war Costa alle 135 Minuten an einem Tor beteiligt. Sein gutes Standing bei den Kollegen von damals begünstigte seine Rückkehr nach München, die er via Twitter mit der Bildunterschrift "Zurück nach Hause" feierte. Er wird, wie zuletzt Ivan Perisic und Philippe Coutinho, zunächst für ein Jahr ausgeliehen.

Seine Rolle: Hansi Flick wollte nach dem Abgang von Perisic unbedingt noch einen vierten gestandenen Außenstürmer. Obwohl sein Name erst kurz vor Transferschluss aufpoppte, darf Costa als perfekte Ergänzung zum Flügel-Trio Gnabry-Coman-Sané angesehen werden: Er kennt den Verein, erfreut sich im Team bereits großer Beliebtheit, bringt (neben Sané) einen zweiten starken linken Fuß in die Offensive ein und kennt die Rolle als Backup und Herausforderer. Die Erfahrung und Lockerheit, die er seit 2015 gewonnen hat, werden ihn diese Position noch besser ausfüllen lassen, als während seiner ersten Periode in München.

Bouna Sarr

Nationalität: Frankreich
Position: Rechtsverteidiger
Alter: 28
Zuletzt bei: Olympique Marseille

Sein Weg: Sein Name dürfte nur Experten ein Begriff sein: Bouna Sarr wagt mit 28 Jahren erstmals den Schritt ins Ausland. In Frankreich stieg er 2014 mit dem FC Metz in die Ligue 1 auf, wechselte 2015 nach Marseille und wurde erst dort vom offensiven zum defensiven Flügelspieler umgeschult. Trainer Rudi Garcia ließ Sarr rechts verteidigen und setzte ihn damit in die Erfolgssspur. Zusammen erreichten sie das Europa League-Finale 2018. Plötzlich war Sarr ein Kandidat für die Nationalmannschaft. Und hier schließt sich ein Kreis: Benchmark in der Équipe Tricolore ist Benjamin Pavard, dessen Backup er nun in München werden soll. Sarr ist schnell und wendig, aber auch robust, und als ehemaliger Rechtsaußen ausgesprochen offensivfreudig: Ertrag seiner vielen Dribblings und Flanken in 181 Spielen für "OM" waren acht Tore und elf Vorlagen.

Seine Rolle: Weil Aushilfs-Verteidiger Kimmich im Mittelfeldzentrum zu wichtig ist, suchte Bayern dringend einen Ersatzmann und Konkurrenten für den rechts hinten gesetzten Pavard. Dieser spezielle "Vorgesetzte" dürfte Sarr besonders motivieren, da der Neue noch auf sein erstes Länderspiel für Frankreich wartet - Pavard wurde auf "seiner" Position Weltmeister. Im direkten Vergleich ist Sarr mit 1,77 m Körpergröße deutlich kleiner als der gelernte Innenverteidiger Pavard (1,86 m), besticht aber durch seine Dribbelstärke. Die macht Bayern im Vorwärtsgang auf rechts facettenreicher, schwerer auszurechnen. Sarr unterschrieb bis 2024.

Das sagen die Beteiligten: "Bouna hat Offensivdrang, er hat Tempo und ist super agil. Er ist auch in einem anderen System einsetzbar, er kann in der Dreierkette spielen", schwärmt FCB-Sportchef Hasan Salihamidzic über die Vorzüge des 28 Jahre alten Franzosen. "Ich freue mich sehr, hier zu sein", ließ Sarr auf der Vorstellungspressekonferenz verlauten: ""Das Freundschaftsspiel in der Vorbereitung war ein Schlüsselmoment für mich und ich bin sehr glücklich, hier zu sein. Ich bin toll empfangen worden und hoffe, dass wir viele Titel gewinnen können."

Tim Wichmann