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Peter Bosz: "Der Club will aktiven Fußball sehen – das will ich auch" - © Frank Hoermann/SVEN SIMON via www.imago-images.de/imago images/Sven Simon
Peter Bosz: "Der Club will aktiven Fußball sehen – das will ich auch" - © Frank Hoermann/SVEN SIMON via www.imago-images.de/imago images/Sven Simon
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Leverkusen-Trainer Peter Bosz im Interview: „Trainer Bosz würde Spieler Bosz nicht aufstellen“

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Peter Bosz hat seine ganz eigene Spielphilosophie in der Bundesliga geprägt: attraktiv und kontrollierend. Im Interview mit dem DFL MAGAZIN (Ausgabe 3|20) erzählt der Trainer von Bayer 04 Leverkusen, wie er seinen Stil über die Jahre entwickelt hat – im Leben wie im Fußball

Herr Bosz, was hätte der Trainer Bosz dem Spieler Bosz beibringen können? Hätte er ihn besser machen können?

Peter Bosz: Das glaube ich schon. Weil: Da war etwas zu verbessern. Aber ich muss auch sagen: Der Trainer Bosz würde den Spieler Bosz in seiner Mannschaft nicht aufstellen.

Warum?

Bosz: Weil ich ein verteidigender Mittelfeldspieler war, und weil ich auf dieser Position lieber einen kontrollierenden Mittelfeldspieler sehe. Fußballerisch war das, so wie ich es mir heute vorstelle, bei mir nicht gut genug. Klar, ich habe in einigen guten Mannschaften gespielt, aber wenn ich dann zur Nationalelf kam, dann habe ich schon gespürt, dass das noch einmal ein anderes Niveau war.

Trotzdem haben Sie acht Länderspiele gemacht.

Bosz: Ich war bestimmt zusätzlich 40 Mal dabei, wo ich nicht gespielt habe. Ende der Achtziger-, Anfang der Neunzigerjahre hatten wir allerdings auch keine schlechten Spieler in unserer Nationalmannschaft. Allein wie da trainiert wurde! Auf einem viel, viel höheren Niveau als in meinem damaligen Club Feyenoord Rotterdam.

Wir reden hier unter anderem von dem AC-Mailand-Trio Frank Rijkaard, Ruud Gullit und Marco van Basten. Oder von Ronald Koeman und Danny Blind.

Bosz: Die Spieler meiner Generation, ja. In dieser Zeit waren sie auf dem Höhepunkt ihrer Karriere. Sie hatten 1988 die Europameisterschaft gewonnen – und dann kam zwei Jahre später die Weltmeisterschaft, bei der es sehr viel Ärger gab: Die Spieler wollten Johan Cruyff als Trainer, aber den wollte Sportdirektor Rinus Michels nicht. Mit dem Ergebnis des Frustspiels gegen Deutschland, das Deutschland völlig verdient 2:1 gewann.

Ihre Fußballerzeit hat 18 Jahre gedauert und hat Sie jenseits von Holland an sehr verschiedene Ziele geführt: Toulon in Südfrankreich, Ichihara in Japan, Rostock in Mecklenburg-Vorpommern. Was ist Ihnen davon fürs Leben geblieben?

Bosz: Jede Station hatte ihre eigene Geschichte. Wenn ich an Toulon denke: Ich war 24, frisch verheiratet, unsere Tochter war acht Monate alt, für mich war das in Frankreich wie eine fremde Kultur. Hier bei Bayer 04 haben wir unseren Carlos Sobarzo, der für die ausländischen Spieler sorgt, sobald sie ankommen. In Toulon hat sich niemand um uns gekümmert. Ich wusste nicht, wohin ich musste, konnte kein Wort Französisch, Hochsommer, 40 Grad, das Kind auf dem Arm – na dann viel Glück. Und es kam noch dicker: Ich hatte von einem anderen Spieler ein Haus gemietet, aber kurz vor der Abfahrt bekam ich einen Anruf, dass er das Haus nun doch verkauft habe. So haben wir dann wochenlang in einem Hotel an der Autobahn gewohnt. Und trotzdem: Ich habe es geliebt in Toulon, diese drei Jahre waren traumhaft. Die Liga war großartig damals. Zinédine Zidane, Didier Deschamps, all diese Spieler waren meine Gegner, die besten Franzosen haben zu der Zeit noch alle im eigenen Land gespielt. In Japan habe ich später erlebt, was wirklich eine andere Kultur ist. Alles war anders als bei uns, aber ich war trotzdem begeistert von diesem Land.

Die Erfahrungen kommen Ihnen jetzt zugute?

Bosz: Absolut. Ein Beispiel: Der Umgang miteinander in Holland ist hart und direkt. Das ist oft gut, weil man weiß, woran man ist. Es hat aber auch Nachteile. Zu meiner Zeit als Spieler hat man seinem Konkurrenten im Team nicht geholfen. Er war fast wie ein Gegner. Als ich in Frankreich war, hat mich der Spieler, auf dessen Position ich gespielt habe, zu sich nach Hause eingeladen. Es gab ein Barbecue im Garten, und er hat sich erkundigt, ob ich mich wohlfühle. Da dachte ich: Wow! So geht es auch. Also zu Ihrer Frage: Es hat mir etwas gebracht, ich kann diese Erfahrungen jetzt auch als Trainer nutzen. Ich habe gelernt, dass man sich im Ausland anpassen muss. Bayer 04 Leverkusen hat mich als Trainer nach Deutschland geholt, weil ich bestimmte Ideen und Ansichten über den Fußball habe. Aber ich weiß auch, dass ich deswegen nicht von allen verlangen kann, sich mir anzupassen.

Galt das auch für Ihre Vorstellung vom Fußball, als Sie vor drei Jahren bei Borussia Dortmund anfingen?

Bosz: Das ist logisch. La Liga in Spanien ist anders als die Premier League in England, und die Bundesliga ist anders als die Eredivisie in Holland. Natürlich musste ich da etwas umdenken, aber ich finde, meine Vorstellungen sind nicht so weit entfernt von denen, die sie vor allem jetzt und hier in Leverkusen haben. Eigentlich ist es ja ganz einfach: Der Club will erfolgreich sein – das will ich auch. Der Club will aktiven Fußball sehen – das will ich auch.

In der aktuellen Ausgabe 3|20 des DFL MAGAZINS erklärt Peter Bosz, warum er in Interviews ab und zu feine Ironie einfließen lässt und wieso er seinen Profis nach jedem Spiel eine Note gibt. Das gesamte Gespräch gibt es in der kostenlosen ePaper-App für iOS (https://itunes.apple.com/de/app/dfl-magazin-e-paper/id1024562639?mt=8) und Android (https://play.google.com/store/apps/details?id=de.bundesliga.magazin&hl=de)