
Leverkusen lässt Leipzig links liegen: Drei Punkte, zwei Premieren, ein Zeichen
Beim letzten Auftritt des Jahres nochmals ein Ausrufezeichen setzen? Das ist Bayer 04 Leverkusen mit dem Sieg im Topspiel bei RB Leipzig prächtig gelungen. Durch das 3:1 in der sächsischen Metropole beendete die "Werkself" nicht nur eine beeindruckende Serie, ein Youngster der Rheinländer feierte darüber hinaus ein perfektes Debüt.
Wie nah Freud und Leid im Fußball beieinanderliegen, das hatte Bayer 04 Leverkusen in Leipzig deutlich vor Augen. Tief in der Nachspielzeit hatte der eingewechselte Youngster Montrell Culbreath vermeintlich den Deckel auf den Auswärtssieg bei zuvor zuhause verlustpunktfreien Sachsen gemacht, doch dann meldete sich der VAR. Gab es vor dem Tor im eigenen Strafraum ein strafbares Handspiel von Robert Andrich?
Auf bange Momente folgte dann der erneute Jubel – Schiedsrichter Benjamin Brand entschied nach Rücksprache mit den Kollegen aus Köln: Es gibt für die Leipziger nicht die Chance vom Punkt auf den Ausgleich, Culbreaths Treffer für die "Werkself" zählt. Der Abschluss des Jahres, er hätte für Bayer 04 im Topspiel am Samstagabend wahrlich nicht perfekter ausfallen können. Leverkusen feiert Weihnachten auf Platz drei – und ist auch in den anderen Wettbewerben noch bestens im Rennen.
Culbreath: "Das größte Geschenk überhaupt"
Über das ganze Gesicht strahlte nach dem Auswärtssieg der Rheinländer besonders einer: Montrell Culbreath genoss sein Bundesliga-Debüt in vollen Zügen – in der 77. Minute für Martin Terrier eingewechselt war es der 18 Jahre junge Nachwuchsspieler, der in der Nachspielzeit für die endgültige Entscheidung sorgte. Erstes Bundesliga-Spiel, erster Torschuss, erster Treffer: Besser kann ein Einstand wohl kaum laufen!
"Ich brauche definitiv keine Weihnachtsgeschenke mehr, das hier heute war das größte Geschenk überhaupt", schwärmte der junge Nachwuchsstürmer, der vor zweieinhalb Jahren aus der Jugend des 1. FC Kaiserslautern in die Nachwuchsabteilung der Leverkusener gewechselt war, im Anschluss: "Das Trainerteam, die Verantwortlichen, der Club - alle haben mir das Vertrauen gegeben. Ich bin sehr glücklich, dass ich ihnen etwas zurückgeben konnte. Es war unglaublich!"
Wirtz, Brandt, Havertz: Bayer-Youngster in prominenter Gesellschaft
Unglaublich wirken auch die Fakten hinter Culbreaths Debüttreffer, der in der Geschichte der Leverkusener eingeht. Große Namen der "Werkself"-Historie wie Ulf Kirsten, Paulo Sergio oder Andreas Thom waren bei ihrer Bundesliga-Premiere im Leverkusener Dress ebenfalls erfolgreich. Und es gibt bei Bayer 04 nur drei jüngere Torschützen als der 18-Jährige Shootingstar: Florian Wirtz, Julian Brandt und Kai Havertz!
Während Montrell Culbreath bei den Rheinländern also in prominenten Fußstapfen wandelt, ist sein Team nach schwierigem Saisonstart längst in ruhigem Fahrwasser angelangt. "Wir sind eine neue Mannschaft mit neuen Spielern und sind im Pokal und haben eine gute Perspektive mit 29 Punkten. Wir haben sehr viele Spiele gespielt und die Mannschaft hat sehr gut gearbeitet und es sehr gut gemacht", zieht Leverkusens Coach Kasper Hjulmand ein positives Fazit nach dem ersten Halbjahr.

Auch Rückstand schockt die "Werkself" nicht
Das liegt auch daran, dass der Däne der "Werkself" ihren Flow zurückgegeben hat – und sich Bayer 04 auch nicht von Rückschlägen beeindruckend lässt. Die Leipziger Führung durch Xaver Schlager (35.) konterte Leverkusen mit einem Doppelschlag: Martin Terrier, vergangene Woche im Nacbbarschaftsduell gegen Köln per Scorpion Kick erfolgreich, traf mit dem Kopf ähnlich sehenswert (40.), dann drehte Patrik Schick gegen sein Ex-Team die Partie komplett (44.)
Ein ebenfalls historischer Treffer, denn der Tscheche machte sich zum alleinigen ausländischen Rekordtorjäger in der Geschichte der "Werkself". Schick steht nun bei 70 Toren – eins mehr als Dimitar Berbatov. Die Weichen waren also noch vor der Pause gestellt, die perfekte Bilanz der Sachsen (sechs Heimspiele, sechs Siege) zu beenden und damit ein wenig zum "Grinch" für die Gastgeber zu mutieren.

Freud und Leid eng beieinander
Es folgten schwierige Phasen nach dem Wiederbeginn – und dann die alles entscheidenden Sekunden in der Nachspielzeit. Andrichs nicht strafbare Handspiel, Culbreaths Traumdebüt ("Ich habe nur noch das Tor gesehen und dann einfach geschossen. Hat ja geklappt!") und die für Leverkusen freudige Bestätigung des Treffers. Freud und Leid liegt im Fußball oft eng beieinander – doch am Ende hieß es für Bayer 04: Drei Punkte, zwei Premieren, ein Ausrufezeichen!
