Mit vereinten Kräften: Exequiel Palacios und Florian Wirtz gegen Tammy Abraham - © IMAGO/RHR-FOTO/Dennis Ewert
Mit vereinten Kräften: Exequiel Palacios und Florian Wirtz gegen Tammy Abraham - © IMAGO/RHR-FOTO/Dennis Ewert
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Wieder gegen die AS Rom: Darum gelingt Bayer 04 Leverkusen die Revanche

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Zwei Spiele stehen noch aus, dann könnte Bayer 04 Leverkusen nach 2002 das nächste Finale im Europapokal erreichen: Im Halbfinale bekommt es die "Werkself" mit der AS Rom zu tun – wie bereits in der vergangenen Saison. bundesliga.de hat fünf Gründe, warum Xabi Alonsos Team sich dieses Jahr durchsetzen und eine Revanche gelingen kann.

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Den Bus vor dem eigenen Tor parken, ordentlich Beton anrühren und das eigene Tor zumauern, feinstes Catenaccio zelebrieren – es gibt viele Umschreibungen dafür, wenn Mannschaften hinten richtig dicht machen, konzentriert und kompakt verteidigen. Ein Trainer, der seinen Teams diese Spielweise perfekt einimpfen kann, also ein exzellenter Busfahrer beziehungsweise Maurermeister, ist José Mourinho. "The Special One" aus Portugal, der zahlreiche Top-Clubs wie Real Madrid, Inter Mailand, den FC Chelsea oder auch den FC Porto zu großen Erfolgen geführt hat.

Vor fast genau zwölf Monaten war der meisterhafte Mörtelmischer Mourinho Trainer bei der AS Rom. Mit den "Giallorossi" gewann der Portugiese 2022 die Europa Conference League und schickte sich im Jahr darauf, eben vor fast zwölf Monaten, an, sich mit der Europa League den nächsten Europapokal zu sichern. Im Halbfinale kam es aber knüppeldick für die Kicker der Capitale und den alten Taktikfuchs: Es wartete ein mittlerweile furios spielendes Bayer 04 Leverkusen. Das Hinspiel im Stadio Olimpico gewann Rom mit 1:0 –und im Rückspiel? Tja, da wurde dann ordentlich gemauert.

23:1 Torschüsse gab es in dieser Partie für Leverkusen, doch Alonsos Team biss sich an den Zeit schindenden und leidenschaftlich verteidigenden Römern die Zähne aus, es blieb beim 0:0. "Das Halbfinale in Rom war der Startpunkt für diese Saison. Da war eine unglaubliche Euphorie im Verein und bei den Fans. Und dann auch eine große Enttäuschung, dass wir es nicht bis ins Finale geschafft haben", erklärt Simon Rolfes, Geschäftsführer der "Werkself" die meisterhafte Saison 2023/24. Nun geht es kommenden Donnerstag und die Woche darauf wieder gegen die AS, wieder im Halbfinale der Europa League. Doch in dieser Saison ist Leverkusen besser gerüstet. Warum siegt die Werkself? Wir verraten es dir.

1) Heimmacht Leverkusen

Leverkusen ist international in dieser Saison eine absolute Heimmacht, alle fünf Partien im eigenen Stadion wurden gewonnen und das bei 19:4 Toren. Keine andere Mannschaft in der Europa League hat wie B04 zu Hause eine komplett weiße Weste und gewann alle Spiele. In jedem der fünf Heimspiele traf Bayer mindestens zwei Mal, drei Mal gelangen sogar mindestens vier Tore – insgesamt erzielte Leverkusen in dieser Europa-League-Saison die meisten Heimtore (19).

Der Deutsche Meister 2023/24 hat aktuell sowieso eine eindrucksvolle Heimserie vorzuweisen, feierte bis zum 2:2 gegen den VfB am vergangenen Samstag zuletzt neun Pflichtspielsiege in Folge im eigenen Stadion. Im Jahr 2024 wurden also nur die erste Partie (0:0 am 19. Bundesliga-Spieltag gegen Mönchengladbach) und die gegen Champions-League Kandidat Stuttgart nicht gewonnen. 

2) Leverkusen ist einfach nicht zu schlagen

Nicht nur in der BayArena, sondern auch außerhalb des eigenen Stadions gilt: Bayer 04 Leverkusen ist in dieser Saison einfach nicht zu bezwingen. 46 Pflichtspiele haben die Rheinländer 2023/24 absolviert, kein einziges davon wurde verloren. Unter Xabi Alonso haben sich die Spieler zu absoluten Mentalitätsmonstern entwickelt. Selbst bei Rückständen kommt die Werkself immer wieder zurück, wenn es sein muss auch erst spät in einer Partie: 29 Tore erzielte Alonsos Mannschaft nach der 81. Spielminute, davon 21 Tore nach der 86. Spielminute – elf dieser Tore fielen wiederum in der Nachspielzeit. 

"Laterkusen", "Neverlosen", "Last-Minute-Kusen" – diese Spitznamen sprechen für sich. Früher als ewiger Zweiter wie "Vizekusen" oder "Neverkusen" beschrien, zeichnet Leverkusen nun wie Amine Adli sagt "die Mentalität, die Einstellung, dass wir niemals verlieren wollen", aus.

Leverkusen verweigert die Niederlage

Dieser besondere Wille, so spät noch Spiele zu drehen, hat sich auch international herumgesprochen und erinnert an die großen Zeiten von Manchester United: Vor allem an 1999, als der FC Bayern München im Champions-League-Finale in der Nachspielzeit niedergerungen wurde und die "Red Devils" so das Triple gewannen. Man sprach immer von der "Fergie-Time", weil dem gewieften Trainer Sir Alex Ferguson immer noch ein Kniff einfiel, um sein Team zum späten Triumph zu führen. "Nach so vielen späten Toren können wir anfangen, von der Xabi-Time zu sprechen", sagte Adli nach dem 2:2 gegen Stuttgart, das in der sechsten Minute der Nachspielzeit erzielt wurde.

3) Xabi Alonsos Bilanz gegen Rom

Zwar verlor Leverkusens Meistermacher in der vergangenen Saison als Trainer im Europa-League-Halbfinale gegen mauernde Römer – wie das Team aus der ewigen Stadt zu besiegen ist, weiß er aber aus seiner Zeit als Spieler: In der Champions-League-Saison 2014/15 demütigte er mit den Bayern die Roma, siegte in Italien mit 7:1 (höher verlor Rom im Europapokal nie) und gewann mit den Münchnern dann auch zu Hause mit 2:1.  

Aufstellungen, Taktik und mehr – im Bundesliga-FAQ

4) Roms Auswärts-Bilanz gegen Bundesligisten

Die "Giallorossi" sind seit sechs Gastspielen bei Clubs aus der Bundesliga sieglos. Vier dieser sechs Partien wurden verloren, zwei Mal gab es ein Unentschieden. 41 Mal spielte die Roma insgesamt gegen deutsche Teams, 17 Mal verlor das Team aus der Capitale Italiens, fünf Unentschieden gab es. 19 Mal gewann aber Rom und hat deswegen eine leicht positive Bilanz gegen deutsche Clubs. 

Kreuzten im Mittelfeld einige Male die Klingen: Daniele de Rossi und Xabi Alonso - imago sportfotodienst

5) Roms neuer Spielstil liegt Leverkusen

Wie es Rom in der vergangenen Saison gegen die Rheinländer angegangen ist, wurde bereits beschrieben: sehr defensiv. Doch diese Spielweise gehört in der ewigen Stadt der Geschichte an, genauso wie José Mourinho, der Mitte Januar bei der AS entlassen wurde. Sein Nachfolger? Ein richtiger Roma-Riese: Daniele de Rossi. Als Spieler absolvierte der einst beinharte Mittelfeld-Stratege 614 Pflichtspiele für die Gelb-Roten. "Ich finde mit geschlossenen Augen zum Trainingsgelände und bin Eigentum der Romanisti", beschreibt sich der Weltmeister von 2006 selbst.

Unter de Rossi holt die Roma pro Spiel im Schnitt starke 2,15 Zähler, 13 der 20 Pflichtspiele unter "DdR" wurden gewonnen. Die Punkte werden nun aber nicht mehr hauptsächlich ermauert, sondern mit temporeichem Fußball erspielt. Lief Rom unter Mourinho gegen den Ball oft mit fünf Mann auf der letzten Linie auf, rückt de Rossi nur selten von seinem offensiver ausgerichteten 4-3-3 ab. Das heißt für Leverkusen: Es wird wohl eher einen Schlagabtausch und deswegen Räume für die Alonso-Elf geben. 

Leverkusen vs. Rom im Liveticker

"Rom ist eine komplett andere Mannschaft in diesem Jahr", weiß auch der Werkself-Anführer Granit Xhaka, der vergangene Saison noch nicht Teil von Bayer 04 war und deswegen sagt: "Wir sind aber auch eine andere Mannschaft." Eine, die in dieser Saison gegen mitspielende Teams wie Bayern, Leipzig, Stuttgart und West Ham durch die Bank sehr gut ausgesehen hat. Und: So gefestigt wie die ungeschlagenen, heimstarken und von Meistermacher Alonso gecoachten Leverkusener in dieser Saison drauf sind, würden sie aktuell wohl dennoch spät gegen Römer treffen, die mit dem Mannschaftsbus das Tor zuparken.

Patrick Dirrigl