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Pal Dardai, 34, bestritt in dieser Saison 17 Bundesligapartien für die Hertha
Pal Dardai, 34, bestritt in dieser Saison 17 Bundesligapartien für die Hertha

"Babbel braucht jetzt einen erfolgshungrigen Kader"

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Es war eine völlig verkorkste Saison für Hertha BSC. Vom 6. Spieltag an zierten die Berliner das Tabellenende. Nur am 1. Spieltag konnten sie vor heimischem Publikum gewinnen - 16 Heimspiele in Folge ohne Sieg bedeuten einen neuen Bundesliga-Rekord.

Nach dem fünften Abstieg der Vereinsgeschichte wollen die Berliner erstmals direkt wieder aufsteigen. Das ist ihnen in den vier Anläufen zuvor nicht gelungen. Sollte es nicht klappen, wäre das laut Pal Dardai aber auch kein Beinbruch.

"Wenn wir es erst in der Saison 2011/12 schaffen, dann wäre es das Ergebnis einer professionellen Arbeit und in meinen Augen genauso hoch zu bewerten", sagt der Hertha-Rekordspieler, der seit 1996 die Stiefel für die Berliner schnürt. Im bundesliga.de-Interview lässt der Ungar die vergangene Saison Revue passieren und blickt auf die neue Spielzeit voraus.

bundesliga.de: Herr Dardai, haben Sie den Abstieg der Hertha schon verarbeitet?

Pal Dardai: Wir müssen uns damit abfinden. Schließlich kam der Abstieg ja nicht aus heiterem Himmel. Aber das Schöne am Fußball ist: Wenn etwas kaputt geht, kann man es wieder aufbauen. Wir müssen jetzt zwar mit der Zweitklassigkeit vorlieb nehmen, aber mit einer neuen Mannschaft, einem neuen Trainer und einer guten Vorbereitung kehren wir vielleicht nach einem Jahr schon wieder zurück.

bundesliga.de: Sie haben aber erklärt, dass es nicht so einfach ist, sofort wieder aufzusteigen.

Dardai: Natürlich wird das sehr schwierig. Es werden wahrscheinlich viele neue Spieler kommen und da kann selbst der beste Trainer der Welt keine Garantie geben, dass es mit dem Wiederaufstieg klappt. Es ist ja nicht wie beim Kauf eines Laptops, wo man sich den schnellsten und besten ohne Probleme zulegen kann, um damit im Internet zu surfen.

bundesliga.de: Sie halten es also durchaus für möglich, dass Hertha länger als ein Jahr in der 2. Bundesliga spielt?

Dardai: Natürlich würde ich mich freuen, wenn wir sofort wieder in die Bundesliga aufsteigen würden. Das wäre wunderbar. Aber wenn wir es erst in der Saison 2011/12 schaffen, dann wäre es das Ergebnis einer professionellen Arbeit und in meinen Augen genauso hoch zu bewerten.

bundesliga.de: Ist Markus Babbel der richtige Mann für diese Aufgabe?

Dardai: Es ist nicht meine Aufgabe, das zu bewerten. Aber ich persönlich glaube, dass mit Markus Babbel ein namhafter Trainer zur Hertha kommt, der Ambitionen hat. Aber ein Trainer alleine kann nicht aufsteigen. Der erste Schritt ist getan, aber jetzt braucht er auch einen erfolgshungrigen Kader.

bundesliga.de: Lukas Piszczek hat in Dortmund unterschrieben. Spieler wie Arne Friedrich, Jaroslav Drobny und Goijko Kacar werden mit anderen Clubs in Verbindung gebracht. Die Leistungsträger stehen also vor dem Absprung.

Dardai: Wenn sie den Verein verlassen, dann ist das ein ganz normaler Vorgang im Profi-Geschäft. Es wäre natürlich schade, wenn diese Identifikationsfiguren gehen. Ich darf mich damit aber nicht beschäftigen. Es ist klar, dass die Mannschaft von Hertha BSC ein neues Gesicht bekommt.

bundesliga.de: Lassen Sie die abgelaufene Saison noch einmal Revue passieren: Was war am Ende ausschlaggebend für den Abstieg der Hertha?

Dardai: Die ganze Saison verlief für uns einfach nicht gut. Zuletzt haben wir auswärts noch ganz ordentliche Leistungen abgerufen. Aber das hat nicht gereicht. Die Hinrunde mit nur sechs Punkten war katastrophal. Wir haben immer wieder verloren und da musste man feststellen: Irgendetwas stimmt nicht. In der Rückrunde haben wir es dann etwas besser gemacht, mit den Verstärkungen Kobiashvili, Hubnik und Gekas. Unser Glück war, dass die Konkurrenten sehr schlecht gespielt haben und die Hoffnung bei uns immer am Leben blieb. Aber mehr als hoffen konnten wir dann nicht. Das war sehr, sehr bitter.

bundesliga.de: Die Kritiker haben es sich einfach gemacht und den Misserfolg darauf zurückgeführt, dass Hertha Spieler wie Marko Pantelic, Andreij Voronin und Josip Simunic nicht gehalten hat.

Dardai: Das sind einfach Sachen, bei denen Außenstehende sich nicht einmischen sollten, wenn sie die ganzen Zusammenhänge nicht kennen. Ich hätte zum Beispiel auch gedacht, dass Josip Simunic bis zu seinem Karriereende bei der Hertha bleibt und mich irgendwann als Rekordspieler ablöst. Aber er ist nach Hoffenheim gegangen. Das war für mich eine große Überraschung. Es ist manchmal nicht so einfach, wie es aussieht.

bundesliga.de: Dennoch hat Hertha ohne dieses Trio an Qualität verloren.

Dardai: Richtig ist natürlich, dass uns diese Spieler weitergeholfen hätten. Trotzdem hätte ich nie gedacht, dass wir absteigen könnten. Unser Kader war gespickt mit Nationalspielern, auch aus dem Nachwuchsbereich. Normalerweise hätte das Team auch ohne Trainer die Klasse halten müssen.

bundesliga.de: Wie konnten Sie als Routinier in dieser schwierigen Phase eingreifen?

Dardai: Ich hatte auch ein Seuchenjahr. Nach wenigen Spielen hatte ich mich verletzt und konnte dann viele Monate nicht spielen. Das hat mich richtig geärgert. Man ist dann zwar auch in der Kabine mit dabei und redet auf die jungen Spieler ein, aber so richtig einwirken kann man nur auf dem Platz.

bundesliga.de: War die Doppelbelastung mit den Spielen der Europa League zu viel für die Hertha?

Dardai: Nein, daran lag es nicht. Unsere Fitnesswerte waren schon immer gut. Die Doppelbelastung hat uns nichts ausgemacht.

bundesliga.de: Wie lautet jetzt das Ziel der Hertha für die anstehende Saison in der 2. Bundesliga?

Dardai: Natürlich müssen wir mit breiter Brust in die Saison starten. Das Ziel sollte schon der Aufstieg sein. Aber wir dürfen es nicht erzwingen. Das ist zumindest meine Sicht der Dinge. Die endgültige Marschroute gibt natürlich der neue Trainer an.

bundesliga.de: Und was wünscht sich Pal Dardai persönlich?

Dardai: Ich wünsche mir einen guten Saisonstart mit einer Mannschaft.

bundesliga.de: Mit Pal Dardai als Kapitän und Antreiber im Mittelfeld...

Dardai: ...Moment, Moment, da schauen wir doch erst einmal, was die Vorbereitung bringt. Ich will gesund bleiben und dann der Hertha so gut wie nur irgend möglich helfen.

Das Gespräch führte Michael Reis