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Panonios Athen ist die bislang sechste Trainerstation von Ewald Lienen
Panonios Athen ist die bislang sechste Trainerstation von Ewald Lienen

"Aus der Distanz brandgefährlich!"

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Werder Bremen will sich in der Champions-League-Partie bei Panathinaikos Athen (Mi., ab 20:30 Uhr im Live-Ticker) revanchieren. 2005/06 verlor Werder mit 1:2 bei den Griechen.

"Bremen muss seine Offensivkraft in die Waagschale werfen und am besten gleich mehrfach treffen", rät Ewald Lienen.

"Trainer des Jahres 2007"

Seit 2006 trainiert er Panionios Athen, 2007 wurde er sogar zum "Trainer des Jahres" gewählt. Der Griechenland-Experte kennt den Bremer Gegner bestens aus diversen Liga-Duellen. "Panathinaikos neigt dazu, mit knappen Ergebnissen zu überleben, weil das Team defensiv sehr stark ist", weiß Lienen.

Im Interview mit bundesliga.de erklärt der 54-Jährige die Stärken und Schwächen von Panathinaikos, spricht über den großen Druck für beide Teams und wünscht sich ein Torfestival.

bundesliga.de: Herr Lienen, Werder Bremen tritt im dritten Champions-League-Gruppenspiel am Mittwoch bei Panathinaikos an. Wer ist Ihr Favorit in dieser Partie?

Ewald Lienen: Es ist natürlich für beide Mannschaften ein ganz wichtiges Spiel. Werder hat bisher zwei Punkte geholt und würde Panathinaikos bei einer Niederlage an sich vorbeiziehen lassen. Athen wäre bei einer Pleite fast schon uneinholbar hinten. Panathinaikos darf auf keinen Fall den Anschluss verlieren, um zumindest - wenn sie nicht einen der ersten beiden Plätze belegen - im UEFA-Pokal überwintern zu können. Die Ausgangslage verspricht sehr viel Spannung und in der Gruppenphase geht es oft schon ans Eingemachte.

bundesliga.de: In der Bundesliga gilt bei Bremen derzeit ja ein bisschen das Motto "Vorne hui, hinten pfui". Haben Sie mit einer solch schwankenden Leistung in Athen eine Chance?

Lienen: In den vergangenen Jahren war Panathinaikos ligaweit die Mannschaft mit den wenigsten Gegentoren, sie waren sehr stabil. Sie haben zwar nur wenige Tore erzielt, aber auch nicht viele zugelassen. Unter der Voraussetzung muss Bremen unbedingt ein Gegentor verhindern. Panathinaikos neigt dazu, mit knappen Ergebnissen zu überleben, weil das Team defensiv sehr stark ist. Andererseits ist Bremen natürlich eine überragende Offensivmannschaft. Wenn Werder ins Rollen kommt, ist jedes Ergebnis möglich.

bundesliga.de: Was ist insgesamt die Stärke von Panathinaikos?

Lienen: Sie verfügen weniger über die absolute Dominanz in der Sturmspitze, sondern eher über eine große Qualität aus der zweiten Reihe. Im Mittelfeld lauern einige Leute, die aus der Distanz brandgefährlich sind. Und bei Standardsituationen muss Werder aufpassen, wenn die Innenverteidiger wie Ioannis Goumas, ein alter Stratege aus Otto Rehhagels Nationalmannschaft, oder Josu Sarriegi mit aufrücken und für Torgefahr sorgen.

bundesliga.de: Auf welchen Panathinaikos-Spieler muss das Team von Thomas Schaaf besonders aufpassen?

Lienen: Sie haben keinen Spieler, der alles überstrahlt, die Mannschaft ist insgesamt stark. Es sind einige neue Spieler an Bord wie Rodrigo Souza, ein großer Mittelstürmer, aber dennoch sehr beweglich. Cleyton ist ein weiterer Brasilianer - sehr dribbelstark und torgefährlich. Außerdem hat Panathinaikos einige Nationalspieler in seinen Reihen: Georgios Karagounis im offensiven Mittelfeld hat eine unglaubliche Freistoßstärke. Er provoziert auch gerne Freistöße, lässt sich fallen - das ist bekannt hier - und schießt dann selber. Dimitrios Salpingidis ist ein kleiner, schneller Mittelstürmer, der bei Otto Rehhagel aber auch öfters als Rechtsaußen spielt. Er sucht schnell den Abschluss und sorgt im Strafraum immer für Gefahr. Sie haben eine Reihe technisch sehr guter Spieler, auf den Außenbahnen noch links Nikos Spiropoulos und rechts Mikael Nilsson, schwedischer Nationalspieler. Nicht zu vergessen auch Andreas Ivanschitz, der tolle Standards schießt und torgefährlich ist.

bundesliga.de: Wo liegen die Schwächen des Teams aus der griechischen Hauptstadt?

Lienen: Panathinaikos hat rundum eine technisch gute Truppe, hat aber manchmal Probleme, selbst viele Tore zu erzielen. Bremen muss seine Offensivkraft in die Waagschale werfen und am besten gleich mehrfach treffen. Dann ist Panathinaikos nicht unbedingt die Mannschaft, die vier Tore schießt, wenn sie drei bekommt.

bundesliga.de: Der Trainer Henk ten Cate ist ein Mann mit internationaler Erfahrung. Was halten Sie von dem Niederländer?

Lienen: Als ich zu Beginn der 90er Jahre in Deutschland als Trainer angefangen habe, war er bei vielen verschiedenen Vereinen in seiner Heimat tätig. Er ist also ein sehr erfahrener Trainer aus der ersten holländischen Liga, der seinen Weg in Europa gemacht hat (Co-Trainer bei FC Barcelona und FC Chelsea, Anm.d.Red.), und übrigens ja auch kurz beim KFC Uerdingen war. Panathinaikos ist jetzt seine erste ganz große Cheftrainer-Stelle bei einem ausländischen Spitzenclub, aber er ist sehr erfahren.

bundesliga.de: Wie fällt Ihr Tipp für das Duell aus?

Lienen: (lacht) Ich tippe auf ein 5:4 für Werder. Die letzten Spiele der Bremer haben gezeigt, dass sie immer in der Lage sind, viele Tore zu erzielen, aber eben auch Gefahr laufen, viele Gegentreffer zu bekommen. Fürs Publikum wäre das natürlich überragend. Aber dass Panathinaikos vier Tore erzielt, würde mich doch sehr wundern. Auch ich erwarte das Spiel mit großer Spannung. Bremen hat eine große Chance, wenn es seine Offensivkraft durchsetzen kann.

Das Gespräch führte Tim Tonner