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"Auf Biegen und Brechen kämpfen"

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Gelsenkirchen - Mit der 0:1-Niederlage gegen Leverkusen geht die Schalker Talfahrt weiter - momentan auf den vorletzten Tabellenplatz. Ob die Mannschaft aber für einen Abstiegskampf im wahrsten Sinne des Wortes gerüstet ist, daran hat sogar der Trainer seinen Zweifel.

Bei allen Siege und Erfolgen, die den FC Schalke in der Vorsaison bis auf Rang 2 geführt hatten, hatte Felix Magath eines stets kritisiert - die Spielweise seiner Mannschaft. Zu viel Kampf, zu wenig Offensivgeist und zu wenig Spielkultur, lautete das regelmäßige Fazit.

Abwehrschwäche und Heimmisere

Genau das wollte Magath ändern, als er in der Sommerpause Spieler wie Christoph Metzelder und Klaas-Jan Huntelaar, vor allem aber Raul und Jose Jurado verpflichtete. Der Versuch, eine offensiv- und spielstarke Mannschaft zu formen, gestaltet sich aber schwieriger als vermutet. Zum einen offenbart die Abwehr nach ihrem Radikalumbau regelmäßig eklatante Mängel. Die Null steht auf Schalke schon lange nicht mehr sicher - in der Bundesliga in dieser Saison erst ein Mal.

Zum anderen bildet in der Offensive Kombinationsfußball mit gepflegtem Kurzpassspiel bislang die Ausnahme - und eigene Tore fallen in überschaubarem Ausmaß. Nur zehn Treffer stehen nach zehn Spielen zu Buche. Gegen Leverkusen ließ Schalke immerhin zeitweise Spielkultur und geordnetes Angriffsspiel erkennen. Was fehlte, war in diesem Fall auch etwas Glück - drei Aluminium-Treffer sprechen eine deutliche Sprache. Das sah auch Felix Magath so: "Der spielerische Moment war da. Wir hatten auch gute Aktionen."

Metzelder: "Situation ist dramatisch"

Dumm nur, dass ausgerechnet jetzt spielerische Stärke auch bei Magath nicht mehr hoch im Kurs steht. Angesichts von sechs Zählern aus zehn Partien, dem fünften Heimspiel ohne Sieg in Serie und dem Sturz auf Rang 17 läutet der Trainer unmissverständlich das Ende der spielerischen Wende ein:

"Die spielerische Seite haben wir versucht in den ersten Wochen - und wir haben es in der Bundesliga nicht geschafft. Wir können nach so einer Niederlage wie gegen Bayer nicht über ein gutes Spiel sprechen. Wir hätten die Punkte gebraucht. Wir haben aber zu wenig gekämpft. Das ist es, was wir verinnerlichen müssen: Wir müssen auf Biegen und Brechen jetzt um Punkte kämpfen!"

Auch wenn Magath das Wort Abstiegskampf vermeidet - am Ernst der Lage lässt er keinen Zweifel: "So schnell kommen wir da unten nicht raus." Eine Einschätzung, die Christoph Metzelder mit deutlichen Worten teilt. "Die Situation ist dramatisch und die Lage prekär. Man muss sich Sorgen machen." Zumal auch Kapitän Manuel Neuer vermeldet, "dass uns manchmal vielleicht der nötige Biss fehlt."

Können die Kreativen kämpfen?

Bedeutet das also das Ende der Spielkultur auf Schalke und ein bedingungsloses Bekenntnis zu Kampf und Einsatz? Es stellt sich die Frage, ob die Mannschaft dies überhaupt so umsetzen könnte. Selbst Magath scheint daran Zweifel zu hegen: "Die Spieler vor allem aus dem offensiven Bereich haben natürlich gerade im spielerischen Bereich ihre Stärken. Sie sind nicht geholt worden, um zu kämpfen."

Die Zweikampfbilanz gegen Leverkusen gibt dem Trainer recht - und den Skeptikern. Nur 40 Prozent aller Duelle konnten die "Knappen" für sich entscheiden. Magath selbst trug seinen Teil dazu bei, indem er nach dem Ausfall von Lukas Schmitz Offensivmann Ivan Rakitic in die Linksverteidigerposition beorderte - und der beim Gegentor durch Sidney Sam entscheidend patzte. Magath kommentierte das gewohnt lakonisch: "Ivan ist halt kein Außenverteidiger."

"Bundesliga deutlich wichtiger als Europacupspiel"

Wie der Trainer das Dilemma um diejenigen lösen will, die sein sollen, was sie vielleicht gar nicht sein können, hat er noch nicht verraten. Nur an einem lässt er in diesen Tagen keinen Zweifel: "Es geht jetzt einzig und allein darum, Punkte zu sammeln!"

Die nächste Gelegenheit dazu bekommen seine Spieler am Freitag, wenn der FC St. Pauli in die Veltins-Arena kommt. Das zwischenzeitliche Spiel in der Champions League, mit dem der Club bei Hapoel Tel Aviv das Tor zum Achtelfinale ganz weit aufstoßen kann, hat auch bei Magath an Bedeutung merklich eingebüßt: "Die Aufgabe in der Bundesliga ist jetzt deutlich wichtiger als das Europapokalspiel."

Aus Gelsenkirchen berichtet Dietmar Nolte