Der entscheidende Moment: Arjen Robben (M.) ist von Lukasz Piszczek (l.) nicht mehr zu bremsen und überwindet BVB-Towart Roman Weidenfeller zum 1:0
Der entscheidende Moment: Arjen Robben (M.) ist von Lukasz Piszczek (l.) nicht mehr zu bremsen und überwindet BVB-Towart Roman Weidenfeller zum 1:0

Der schnelle Mann für die großen Spiele

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Berlin - Das Olympiastadion ist ein inspirierender Ort für schnelle Männer, das war bei der Szene des Abends nicht zu übersehen. In irrwitzigem Tempo flitzte Arjen Robben über die blaue Tartanbahn, auf der Usain Bolt 2009 zum Fabelweltrekord gesprintet war, riss immer wieder die Arme in den Himmel und stellte sich genussvoll dem Jubel-Orkan, der aus der mit FCB-Fans besetzten Westkurve über ihn hereinbrach.

Vom Buhmann zum Helden

Augenblicke zuvor hatte der Niederländer den Ball in die Maschen des BVB-Tores gedrückt. Es war der befreiende Führungstreffer in der Nachspielzeit eines dramatischen Pokalfinales, das die Bayern am Ende mit 2:0 nach Verlängerung gewannen. Es heißt, große Spiele werden von großen Spielern entschieden. Sollte das stimmen, darf sich der Niederländer als solcher fühlen.

Robben schlüpfte wieder einmal in einem Endspiel in die Rolle des Matchwinners - und schrieb erneut Geschichte. Er ist der erste Spieler in der Historie des Pokalwettbewerbs, der in drei verschiedenen Endspielen getroffen hat. Einen Platz in den Albträumen der Dortmunder Fans dürfte er ebenfalls sicher haben. Schon 2013 hatte er im Finale der Champions League mit seinem Tor den Ausschlag gegeben - und die Borussen ins Jammertal gestürzt. Ist er nun der BVB-Schreck?

"Kann sein", sagte der 30-Jährige breit grinsend, als er weit nach Mitternacht in Richtung Mannschaftsbus spazierte, eine rot-weiße Mütze mit Fußballmuster auf dem Kopf, den glänzenden Pokal im rechten Arm. "Das sind die schönsten Spiele", meinte er, "dafür arbeitet man das ganze Jahr."

Robben versteht es, die schönen Momente auszukosten. Denn er hat am eigenen Leib erfahren, wie schnell die Stimmung kippen kann. 2012 war er der Buhmann nach dem verlorenen "Finale dahoam" gegen Chelsea, abgestempelt als Egomane, ausgepfiffen vom eigenen Anhang. Damals hatte er in der Verlängerung einen Elfmeter verschossen.

Lohn für ein enormes Pensum

Nun also wieder die Heldenrolle. Die ist ihm keineswegs zugeflogen, er hat sie sich erarbeitet. In den letzten Jahren - und jetzt im Speziellen in Berlin. Ganz vorne im ungewohnten 3-4-2-1-System dribbelte er unermüdlich gegen die robusten BVB-Abwehrspieler an, streute Haken und Finten ein und scheute keinen Zweikampf (Einzelkritik).

Mehrmals scheiterte er nur knapp mit Schüssen am überragenden BVB-Keeper Roman Weidenfeller (die Bilder des Spiels). Auf den Lohn für sein irres Pensum musste er bis zur Nachspielzeit warten. "Er ist ein absoluter Vollprofi", schwärmte Bayerns Sportvorstand Matthias Sammer.

Für den FC Bayern kam Robbens heroischer Auftritt zur rechten Zeit. Zu ernüchternd verliefen die letzten Monate. Seinem Verein hat er einen ruhigen Sommer beschert. Hätte der FCB das Double verpasst, wäre viel in Frage gestellt worden - trotz Märzmeisterschaft, trotz Rekorden am Fließband.

"Nach dem Ausscheiden im Champions-League-Halbfinale gab es Kritik, deshalb freue ich mich noch mehr, dass wir gewonnen haben", sagte der Mann des Abends. "Ich weiß, was los gewesen wäre, wenn wir es nicht getan hätten." Arjen Robben darf man das getrost glauben.

Aus Berlin berichtet Andreas Messmer