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Ein neuer Star, viele Möglichkeiten. Wie sieht Thiagos neue Rolle bei Bayern aus?
Ein neuer Star, viele Möglichkeiten. Wie sieht Thiagos neue Rolle bei Bayern aus?

Achter? Sechser? Wohin mit Thiago?

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München - "Diesen Spieler - oder keinen", hatte Pep Guardiola gesagt. Fünf Tage ist das her. Noch nie hatte ein neuer Bayern-Trainer einen "Wunschspieler" so offensiv eingefordert. Gewünscht, getan: Thiago ist da.

Drei Tore als Achter im U21-Finale

Guardiola wollte Thiago unbedingt, und Thiago Alcantara do Nascimento wollte unbedingt wieder zu Guardiola. "Wir kennen uns schon eine lange Zeit. Er war sicherlich auch ein wichtiger Grund für mich, nach München zu wechseln", sagt der 22-Jährige über seinen Mentor.

Die Idealkonstellation ist also gefunden. Und das zum Schnäppchenpreis: 25 Millionen Euro kostet Bayerns neue Nummer 6, die fixe Ablöse von 90 Millionen griff nicht, weil Thiago in Barcelona zu wenig spielte. Und eines dürfte sich von selbst verstehen: Guardiola hat seinen Zögling sicher nicht nach München gelotst, um ihn auf die Bank zu setzen. "Er ist ein Trainer, der mir großes Vertrauen schenkt", sagt der neue Star. Und deswegen wechselte er auch - in Barcelona sah er keine Perspektive auf einen Stammplatz. "Beim FC Barcelona fehlte nichts, ich wollte nur eine neue Herausforderung", meinte Thiago vielsagend bei seiner Vorstellung. Doch wo reiht er sich ein? Was ist seine Idealposition?



"Er kann im Mittelfeld überall spielen", sagt Guardiola. Sechser, Achter, Zehner, Außenbahn: Egal. Thiago kann alles. Seine besten Spiele machte er jedoch als Achter, auf der Xavi-Position. Seine meisten Torbeteiligungen in der Primera Division schaffte er so beim 3:0-Sieg in Saragossa (ein Tor, zwei Vorlagen). Und auch bei der U21-Europameisterschaft glänzte er als Hirn des Spiels im Team der Spanier. Als Leader und Kapitän diktierte er das Spiel - und erledigte im Finale (4:2) mit drei Toren auch noch Italien im Alleingang.

Die Acht also - die es bei Bayern im Vorjahr eigentlich gar nicht gab. Die Münchner agierten im 4-2-3-1-System, der offensive Part der Sechs käme einer Acht noch am nächsten. "Wir brauchen Thiagos Qualitäten im Mittelfeld", sagt Guardiola. Schneidet der Coach das Bayern-Spiel also auf den Neuzugang zu? Thiago hat das 4-3-3 Barcelonas im Blut, jahrelang spielte er im Jugendinternat La Masia und auch bei den Profis nichts anderes. Ein Systemwechsel würde einigen Bayern-Profis vielleicht Schwierigkeiten bereiten - Thiago nicht. Für ihn wäre eher das bisherige System eine Umstellung. "Seit 14 Jahren", wie Karl-Heinz Rummenigge sagt, spielt er dieses ununterbrochen.

Thiago könnte der Pionier des Barca-Systems bei Bayern sein, Guardiolas Fleisch gewordenes Wort auf dem Platz. Mit einem Thiago in der Mannschaft, der sich in diesem System blind zurechtfindet, fiele vielleicht auch den anderen Spielern die Umstellung leichter. Franck Ribery bezeichnete das 4-1-4-1, das der neue Coach in Testpartien spielen ließ, schließlich schon als "komisch". Das 4-1-4-1 ist lediglich die Variante ohne Ballbesitz, in der sich die Außenstürmer zurückfallen lassen.

Einer muss weichen - mindestens



Ob oder wie schnell die Umstellung auch erfolgt - klar ist, dass für Thiago einer der etablierten Bayern-Stars weichen muss. Doch wer ist verzichtbar? Nach der Triple-Saison haben alle Konkurrenten des Guardiola-Schülers, der von Barcelonas Ersatzbank kommt, die Argumente eigentlich auf ihrer Seite.

Javier Martinez und Bastian Schweinsteiger bildeten das Herzstück im Mittelfeld, der kampfstarke Spanier hielt Taktgeber Schweinsteiger den Rücken frei. Linksaußen Franck Ribery wurde von den Bundesliga-Profis im "Kicker" zum besten Spieler der Saison gewählt und hat gute Aussichten bei der Wahl zum Weltfußballer, ebenso wie Topscorer Thomas Müller. Oder Arjen Robben, der für die entscheidenden Momente und letztlich den Champions-League-Titel sorgte. Oder sogar Toni Kroos. Der spielte bis zu seiner Verletzung seine bisher beste Bayern-Saison, selbst Robben kam an ihm nicht vorbei. Oder Laufwunder Mario Mandzukic, der Stamm-Stürmer Mario Gomez vergessen machte. Oder Königstransfer Mario Götze, für den ebenfalls noch Platz sein soll. Unverzichtbar sind eigentlich alle - und doch wird Thiago spielen.

Gibt Thiago den Busquets?



Auf der einzigen Sechs, bei Barca die Busquets-Position, könnte Thiago das Spiel wohl am besten lenken. Bastian Schweinsteiger käme auf der Acht dann eine offensivere Rolle zu, Martinez würde in die Innenverteidigung rücken. Ein Kandidat für die zweite Acht wäre Kroos - diese Dreier-Konstellation wäre wohl die spielstärkste Variante und stünde dem Barca-Trio Busquets/Xavi/Iniesta kaum nach.

Als Achter wäre Thiago torgefährlicher und könnte mit Schweinsteiger gemeinsam die Angriffe initiieren. Für die Sechs wäre Abräumer Martinez dann der Idealkandidat - oder Schweinsteiger als Thiagos Schattenmann, als offensivste Variante.

Außenbahn: eher unwahrscheinlich



Eher unwahrscheinlich ist jedoch, dass Thiago auf der Außenbahn beginnt, auch wenn er im fluiden Offensiv-Gebilde, das es bei Barca gab, durchaus dorthin ausweichen konnte. Bei den Katalanen spielte er nur sporadisch auf Linksaußen den Lückenfüller. Guardiola würde die Spielintelligenz seines Lieblingsschülers ungern verschwenden.

Sechser, Achter, Außenbahn, oder doch Zehner im bisherigen System - Thiago wird seinen Platz finden. Oder die Bayern um ihn.

Christoph Gschoßmann