- © DFL Deutsche Fußball Liga
- © DFL Deutsche Fußball Liga
60 Jahre Bundesliga

60 Jahre Bundesliga: Der Deutschen liebstes Kind feiert Geburtstag

xwhatsappmailcopy-link

Heute feiert die Bundesliga ihren 60. Geburtstag! Mit der Saison 1963/64 nahm die Erfolgsgeschichte ihren Anfang - eine Story, die seit jeher verlässlich für Begeisterung sorgt.

Erst im Mai sorgte das äußerst spannende Titelrennen zwischen dem FC Bayern München und Borussia Dortmund, das erst in der 89. Minute zugunsten des Rekordmeisters entschieden wurde, für Furore - Extase auf der einen Seite, Trauer auf der anderen. Doch nicht nur an der Tabellenspitze wurden Geschichten geschrieben, die für die Bundesliga so typisch sind.

Der Grundstein dafür wurde schon 1962 gelegt: Am 28. Juli 1962 beschlossen die 129 Delegierten auf dem DFB-Bundestag in Dortmund mit 103 zu 26 Stimmen die Einführung der eingleisigen Bundesliga zur Saison 1963/1964. "Das Ja zur Bundesliga! Ab August 1963!", lautete die damalige Schlagzeile des "kicker"-Fachmagazins nach der Marathon-Sitzung im Dortmunder Goldsaal.

Denn so selbstverständlich und so beliebt, wie die Bundesliga mittlerweile als höchste deutsche Spielklasse daher kommt, war sie zu Beginn der sechziger Jahre keinesfalls. Nach hitzigen Debatten wurde aber schlussendlich die Profiliga in Deutschland beschlossen – mit 16 Vereinen, die ab August 1963 den Deutschen Meister ausspielen sollten. Der Deutschen liebstes Kind: Es war aus der Taufe gehoben worden!

Auch weil Fürsprecher wie Sepp Herberger und DFB-Präsident Hermann Neuberger den Ideen folgten, die Franz Kremer, Präsident des 1. FC Köln, vorgebracht hatte. Prominente Namen, die vor allem vom Weltmeister-Titel 1954 noch im Gedächtnis eines jeden Fußball-Fans sind, waren von Beginn an dabei: Helmut Rahn, Siegtorschütze beim "Wunder von Bern", war für den Meidericher SV ebenso dabei wie Max Morlock beim 1. FC Nürnberg oder Hans Schäfer, der seinen 1. FC Köln in der Premierensaison zum souveränen Titel führte.

Die "Geißböcke", seinerzeit fast so etwas wie das Maß aller Dinge, waren 1963/64 einfach nicht zu toppen. Mit 30 Treffern wurde Uwe Seeler (Hamburger SV) erster Torschützenkönig der eingleisigen Bundesliga, die von den Fans direkt bestens angenommen wurde. Fast 28.000 Zuschauern fanden im Schnitt pro Spiel den Weg in die Stadien.

Ein Verein war damals noch nicht dabei, der sich aber alsbald anschickte, die Geschehnisse in der Bundesliga entscheidend zu prägen: Der FC Bayern München konnte sich nicht für die Premierensaison der Beletage des deutschen Fußballs qualifizieren, erst ab der Spielzeit 1965/66 war der spätere Rekordmeister Teil der höchsten Spielklasse.

Direkt spielten der Club aus der bayerischen Landeshauptstadt oben mit – 1969 war dann der erste von mittlerweile 32 Meistertiteln in der Bundesliga (eine Meisterschaft feierte der FCB bereits 1932) fällig, zugleich das erste Double der Bundesliga-Historie. Schon zuvor hatten die Münchener 1966 und 1967 den DFB-Pokal gewinnen können – zudem sicherten sich Franz Beckenbauer, Gerd Müller und Co. 1967 auch den Europapokal der Pokalsieger, den ein Jahr zuvor bereits Borussia Dortmund nach Deutschland geholt hatte.

Die Bundesliga entwickelte sich nach gewissen Kinderkrankheiten (und schwereren Problemen) prächtig - und wurde in den siebziger Jahren endgültig zum fußballerischen Schwergewicht in Europa. Auch weil sich national legendäre Duelle geliefert wurden: Der FC Bayern, Borussia Mönchengladbach, der Hamburger SV oder der 1. FC Köln – sie alle waren in diesem Jahrzehnt hochklassig unterwegs.

Das setzte sich in der Dekade danach ebenso fort, mit teils anderen Top-Teams wie dem SV Werder Bremen oder dem VfB Stuttgart. Immer wieder wurde heftig um die Spitzenplätze in der Bundesliga gekämpft: Borussia Dortmund feierte in den Neunzigern eine Renaissance mit zwei Titeln, der 1. FC Kaiserslautern, ebenfalls Doppel-Meister in diesen Jahren, schrieb derweil eine ganz besondere Geschichte: Die "Roten Teufel" wurden 1998 als erster Aufsteiger Deutscher Meister.

Alles ist möglich in der Bundesliga: Das war die Botschaft, die die Mannschaft um Kult-Trainer Otto Rehhagel in die Welt aussandte. Der Betze brannte 1998 lichterloh – und ganz Deutschland guckte begeistert in die Pfalz. Dass es auch andersherum geht, musste der 1. FC Nürnberg fast 30 Jahre zuvor auf ganz bittere Art und Weise erfahren. Als amtierender Meister starteten die Franken in die Saison 1968/69 – und stiegen am Ende ganz knapp ab. "Der Club is a Depp" - auch diese harsche Einschätzung ist als Bonmot ein Teil der Bundesliga-Geschichte.

Wie natürlich Gerd Müller, der in nur 427 Spielen für den FC Bayern München satte 365 Tore erzielen konnte. Einen für ewig gehaltenen Rekord musste der "Bomber der Nation" allerdings kurz vor seinem Tod im August 2021 abgeben: Robert Lewandowski überbot Müllers 40 Treffer aus der Saison 1971/72 39 Jahre später um ein einziges Tor.

Das sind alles Geschichten, die – gemäß der Reporter-Floskeln – nur der Fußball schreibt. Und vor allem die Bundesliga: So existieren beispielsweise keine TV-Bilder vom allerersten Bundesliga-Treffer durch den Dortmunder Friedhelm "Timo" Konietzka, auch der Rekord-Sechserpack von Dieter Müller 1977 für den 1. FC Köln gegen Werder Bremen bleibt für immer ein nicht ausgestrahltes Mysterium.

Es gab Spielabbrüche, vergebene Elfmeter an den Pfosten, Vier-Minuten-Meisterschaften und Fehlschüsse aufs leere Tor. Kurzum: Genug Gesprächsstoff, um ganze Abende an den Stammtischen, Arbeitsplätzen und in den Wohnzimmern zu füllen. Legendäre Personen – auf und neben dem Platz. Gesichter, die uns allen vertraut sind wie beste Freunde. Zitate, die in den allgemeinen Sprachgebrauch übergegangen sind.

Der Deutschen liebstes Kind – es hat im Laufe der Zeit viele Schwierigkeiten überstehen müssen. Der Bundesliga-Skandal 1971 beispielsweise, als Horst-Gregorio Canellas, Präsident von Kickers Offenbach, Spielmanipulationen und Schmiergeldzahlungen im Abstiegskampf publik machte. Die Öffentlichkeit war erschüttert, doch die höchste deutsche Spielklasse kämpfte sich zurück in die Herzen der Fans.

Ob zwischenzeitlicher Zuschauerschwund aus verschiedenen Gründen, die Veränderungen auf den Tribünen und im TV, die Verwerfungen durch das Bosman-Urteil in den neunziger Jahren, sportliche Durststrecken oder zuletzt die Corona-Pandemie: Die Bundesliga ist keinesfalls ohne Kratzer und Schrammen durch die 60 Jahre gekommen, an der überwältigenden Liebe der Fußballfans in Deutschland konnte all das wenig ändern.

Wie groß die Zuneigung der Anhänger und Anhängerinnen ist, zeigte die vergangene Saison, als in der 60. Spielzeit der Bundesliga die endgültige Rückkehr der Fans auf die Tribünen der Republik gefeiert werden konnte: Nach den Corona-Jahren 2021/22 (6,4 Millionen) und 2020/21 (160.000) kehrte endlich wieder so etwas wie Normalität ein, über 13,1 Millionen Zuschauer sahen die 306 Spiele der Bundesliga in den Stadien. Mit durchschnittlich 43.019 Zuschauern pro Partie stieg der Andrang wieder auf das Level vor der Pandemie.

Volle Tribünen in den Stadien mit überragender Atmosphäre – das ist das Markenzeichen der höchsten deutschen Spielklasse, die aufgrund der Stehplatzränge und der 50+1-Regelung ein einzigartiges Biotop unter den Spitzenligen Europas darstellt. Mit dem 1. FC Heidenheim stößt in der kommenden Spielzeit der insgesamt bisher 57. Verein in die Beletage des deutschen Fußballs vor.

Und was für ein Spektakel dort auf dem Platz geboten wird: Die Bundesliga war 2022/23 DIE Tormaschine Europas. Es fielen insgesamt 971 Tore und damit 17 mehr als noch im Jahr davor. Im Vergleich mit den anderen Top-5-Ligen Europas wurden in der Bundesliga 2022/23 als einzige Liga mehr als 3,0 Tore pro Spiel geschossen - 3,17 um genau zu sein. Zweitstärkste Liga ist die Premier League mit 2,85 Treffern pro Partie.

Den Schnitt von über drei Toren pro Partie hält die Bundesliga nun seit fünf Jahren konstant. The trend is your friend: Das gilt in diesem Falle vor allem für die Zuschauer, die auch in der kommenden Jubiläumssaison fast schon garantiert viele Treffer genießen dürfen. Auch, aber keinesfalls deshalb ist die Bundesliga seit 60 Jahren und bleibt auch für die kommenden Jahre vor allem eines: der Deutschen liebstes Kind!