
Eine Reise durch legendäre Bayern-Trikots aus 125 Jahren
Trikots sind mehr als nur Sportbekleidung – sie erzählen Vereinsgeschichte. Seit 1900 hat der FC Bayern München zahlreiche Designs getragen, die fest verbunden sind mit den größten Momenten und tiefsten Enttäuschungen.
bundesliga.de präsentiert eine Auswahl an den kultigsten Bayern-Trikots aus 125 Jahren Vereinsgeschichte.
1900: Von wegen Rot-Weiß!
Als bei seiner Gründung am 27. Februar 1900 der FC Bayern München erstmals zu einem Fußballspiel antrat, waren die Trikots noch blau und weiß, inspiriert von den bayerischen Landesfarben. Dieses Farbschema wurde vom Verleger Alfred Walter Heymel finanziert, der zu den frühen Förderern des Vereins gehörte. Damals waren die Bayern also noch sehr weit weg von den "die Roten". Fünf Jahre lang blieben die bayrischen Farben bestehen, dann kam aus recht pragmatischen Gründen das heute von den Anhängern stets vehement eingeforderte Rot ins Spiel.
1906–1908: Fusion und neue Farben
Das Maß aller Dinge war "der Stern des Südens" anfangs nicht. Am 1. Januar 1906 fusionierte man sogar mit dem Münchener Sport-Club (MSC), um dessen größeres Stadion nutzen zu können. "Schuhschachtel" hieß dessen Holz-Tribüne im Volksmund, die immerhin 200 Gästen Platz bot, insgesamt fasste die neue Arena 1.000 Zuschauer, was allerdings auch nicht lange reichte. Als Bedingung für die Fusion verlangte der MSC, dass die Fußballabteilung in den MCS-eigenen Vereinsfarben Rot und Weiß aufläuft. So wechselten die Bayern zu weißen Hemden und weinroten Hosen, die zudem mit schicken Gürtelschnallen versehen waren. Damit käme heute kein Bayern-Spieler am vierten Offiziellen vorbei. Dieses Farbkonzept legte den Grundstein für die bis heute bestehende Assoziation des FC Bayern mit der Farbe Rot. Am 15. September 1907 weihten die Bayern ihre neue Spielstätte an der Leopoldstraße ein, die erste in München mit überdachter Tribüne. Vom MSC geblieben ist nur die Farbe rot.
1931/32: Der erste Meistertitel im "Wiener Modell"
Anfang der 1930er Jahre führte der FC Bayern München das sogenannte "Wiener Modell" ein – ein Trikot mit weinroten Ärmeln und silbergrauer Vorderseite sowie rundem Halsausschnitt. Dieses Design wurde erstmals 1931 getragen und erlangte besondere Bekanntheit durch den Gewinn der ersten deutschen Meisterschaft im Jahr 1932. Bemerkenswert ist, dass dieses Trikot bis in die 1960er Jahre hinein getragen wurde. So existieren Fotos von 1965, auf denen der junge Franz Beckenbauer in diesem Trikot zu sehen ist, kurz bevor der FC Bayern in die Bundesliga aufstieg. Am 8. März 2020, anlässlich des 120. Vereinsjubiläums, wurde das "Wiener Modell" im Spiel gegen den FC Augsburg erneut gewürdigt. In der ausverkauften Allianz Arena liefen die Münchner in weißen Retro-Trikots und roten Hosen auf – eine Hommage an den ersten Meisterschaftstriumph von 1932.
1983/84: Das "Betzenberg-Glückstrikot"
Ungewöhnliche Trikotfarben sind beim FC Bayern eher selten – doch in der Saison 1983/84 wagte der Rekordmeister eine ziemlich ungewöhnliche Ausnahme. Erstmals liefen die Münchner in einem gelb-blauen Auswärtstrikot auf, das optisch an die brasilianische Nationalmannschaft erinnerte. Der damalige Präsident Uli Hoeneß wollte mit der Farbwahl eine jahrelange Negativserie auf dem Betzenberg brechen. Zwischen 1975 und 1982 hatten die Bayern nämlich in acht Bundesliga-Spielen beim 1. FC Kaiserslautern nur zwei magere Punkte geholt. Um das Blatt zu wenden, entschied man sich für das neue Trikot – wohl aus rein psychologischen Gründen, um den Spielern frischen Mut zu geben. Am 26. November 1983 beendete man so gekleidet tatsächlich die schwarze Serie. Klaus Augenthaler traf per Elfmeter zum erlösenden 1:0, der gleichzeitig auch den Endstand markierte. Ob er wohl auch in Rot getroffen hätte? Unklar.
Das als "Betzenberg-Glückstrikot" bekannte Jersey wurde in den späten 1980er-Jahren immer seltener genutzt, in der Saison 1993/94 tauchte diese Farbkombination jedoch noch einmal auf. In jener Saison kehrte das Dress als offizielles Auswärtstrikot letztmals zurück. Bish heute bleibt es ein außergewöhnliches Kapitel in der Trikotgeschichte der Bayern. Wobei: Wer weiß, auf welche Idee die Club-Verantwortlichen des FCB kommen, sollte es in der Zukunft eine ähnliche negative Serie wie die gegen den FCK geben.
1995/96: Historischer UEFA-Pokal-Triumph in Weiß
In der Saison 1995/96 entschied sich der FC Bayern München für ein weißes Auswärtstrikot mit einem roten und einem blauen senkrecht verlaufendem Streifen. Jürgen Klinsmann und Co. trugen es unter anderem beim Gewinn des UEFA-Pokals der Bayern gegen Girondins Bordeaux, was insofern besonders ist, als dass es nicht viele Titel gibt, die die Münchner nur ein einziges Mal gewonnen haben. Ausgangspunkt für den Triumph war die Vorsaison, in der die Bayern nur den sechsten Platz in der Bundesliga erreicht hatten und deshalb ungewohnterweise nur im UEFA-Pokal antraten, der mit der heutigen UEFA Europa League vergleichbar ist. Als unter ihrer Würde empfanden sie die zweithöchste europäische Spielklasse aber nicht, sie zeigten beeindruckende Leistungen und setzten sich im Finale sowohl im Hin- als auch im Rückspiel (2:0 und 3:1) gegen Bordeaux durch und durften somit den Pokal in Frankreichs Nachthimmel recken. Das silberne Logo auf dem weißen Trikot erinnerte an die Designs der 1960er und 1970er Jahre und symbolisierte eine Verbindung zwischen Tradition und Moderne.
1998/99: Das "Mutter aller Niederlagen"-Trikot
In der Saison 1998/99 trug der FC Bayern München ein spezielles Europapokaltrikot, das untrennbar verbunden ist mit einer der bittersten Niederlagen in der Vereinsgeschichte. Im Champions-League-Finale gegen Manchester United am 26. Mai 1999 führten die Bayern von Minute sechs bis Minute 90 dank eines Freistoßtores von Mario Basler, mussten jedoch in der Nachspielzeit zwei Gegentore hinnehmen und verloren das Spiel mit 1:2. Unwahrscheinlich, dass es von diesem Trikot eine Neuauflage im Retro-Look geben wird.
2011/12 und 2012/13: Ein verlorenes und ein gewonnenes CL-Finale im selben Dress
Für das "Finale dahoam" in der Saison 2011/12 präsentierte der FC Bayern ein klassisch rotes Heimtrikot mit goldenen Streifen, auf dessen Innenseite des Kragens erstmals der Schriftzug "Mia san Mia" zu finden war. Das Trikot hätte auch den Titel "Jetzt erst recht!" verdient gehabt, da die Bayern es in der folgenden Saison behielten. Wenn schon das Finale von 1999 als die "Mutter aller Niederlagen" in die Geschichte einging, war das verlorene Endspiel gegen den eigentlich haushoch unterlegenen FC Chelsea dann wohl die böse Stiefmutter. Es folgte das erste Triple in der Vereinsgeschichte, einschließlich des unvergessenen Kullertors durch Arjen Robben im Wembley-Finale gegen Borussia Dortmund.
2017/18: Immer wieder Blau
In der Saison 2017/18 präsentierte der FC Bayern München ein dunkelblaues Auswärtstrikot mit einem roten Querstreifen. Dieses Design war wiederum von den Trikots des Jahres 1998 inspiriert. Einige Fans äußerten jedoch wenig Verständnis, da die Farbkombination zu sehr an den Stadtrivalen TSV 1860 München erinnerte. Trotz dieser Kontroverse wurde das Trikot zu einem Symbol für eine typische Bayern-Saison, in der man das Double aus Meisterschaft und DFB-Pokal gewann.

2019/20: Das Sextuple-Trikot
In der Saison 2019/20 schwenkte der FC Bayern wieder um auf ein klassisches rotes Heimtrikot, das die leuchtenden Waben der Allianz Arena als Muster in sich trug. Dieses Trikot wurde zum Symbol für eine der erfolgreichsten Spielzeiten in der Vereinsgeschichte, in der die Münchner nach 2013 das zweite Triple gewannen. Unter dem damaligen Trainer Hansi Flick dominierte die Mannschaft sowohl national als auch international und stellte zahlreiche Rekorde auf. Sie gewannen alle ihre Champions-League-Spiele, was zuvor keinem Team gelungen war, und erzielten dabei ein beeindruckendes Torverhältnis von 43 zu 8. Insgesamt blieb der FC Bayern mit 29 Siegen und einem Unentschieden in 30 aufeinanderfolgenden Pflichtspielen ungeschlagen, mit einem Torverhältnis von 98 zu 22.
2025: Das Jubiläumstrikot zum 125-jährigen Bestehen
Zum 125-jährigen Vereinsjubiläums musste also einiges drauf- beziehungsweise reininterpretiert werden aus der langen Geschichte. Das Jubiläumstrikot ehrt nicht nur die drei historischen Heimspielstätten des Vereins, sondern ist auch eine Hommage an die Vereinslegende Franz Beckenbauer. Erstmals wurde die ikonische Rückennummer 5, die Beckenbauer trug, auf dem Trikot verewigt. Vergeben wird sie künftig ohnehin nicht mehr. Dezent aufgedruckt sind traditionelle Elemente und Logos und das alles schick in dunklem Rot. Das traf offenbar den Nerv der Fans. Die Server des Online-Shops waren zeitweise überlastet. Bleibt zu hoffen, dass die Spieler auch welche abbekommen haben. Denn die Mannen von Trainer Vincent Kompany sollen das Jubiläumstrikot am 8. März 2025 im Heimspiel gegen den VfL Bochum in der Allianz Arena tragen.

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