
Urs Fischer soll den 1. FSV Mainz 05 wieder ins ruhige Fahrwasser führen
Der 1. FSV Mainz 05 hat einen neuen Trainer verpflichtet. Mit Urs Fischer schlagen die Rheinhessen einen anderen Weg ein und wollen so wieder zurück auf Kurs finden.
Die jüngsten sportlichen Erinnerungen an den 1. FSV Mainz 05 dürften für Urs Fischer eigentlich gute sein. Zumindest startete der Schweizer in die Spielzeit 2023/24 mit einem 4:1-Sieg gegen die Rheinhessen - damals noch als Trainer vom 1. FC Union Berlin. Ein verheißungsvoller Start in eine Spielzeit, die für die Eisernen sensationell die Teilnahme an der Champions League bereit hielt. Doch trotz des hohen Erfolgs blickte Fischer sachlich auf das Spiel, das Ergebnis, sein Team. "Es gibt noch viel zu tun", erklärte der Coach ruhig.
Es ist nicht davon auszugehen, dass dieser 20. August maßgeblich zu der Verpflichtung des neuen Mainzer Trainers geführt hat - es ist sogar sehr unwahrscheinlich. Nur zeigt alleine dieses Szenario deutlich, warum sich die Vereinsführung der 05er für den 59-Jährigen als neuen Trainer entschieden hat, warum Urs Fischer der richtige Mann für Mainz sein kann.
"Wer definiert, was attraktiv ist?"
Nach der Entlassung von Bo Henriksen will man am Bruchweg nun offensichtlich einen anderen Kurs einschlagen. "Bo ist ein spezieller Typ, der alles auf den Kopf gestellt hat. Jetzt brauchen wir einen Trainer, der mit Ruhe draufschaut", hatte Sportvorstand Christian Heidel am Freitag erklärt. Auf den Anpeitscher und Stimmungsmacher Henriksen folgt der pragmatische Ruhepol. "Er soll der Mannschaft wieder Sicherheit geben", ergänzte Sportdirektor Niko Rungert und forderte Struktur, "die für Selbstvertrauen sorgt".
Ein Aufgabenprofil, das auf Fischer maßgeschneidert scheint. Der 59-Jährige gilt als analytischer Trainer, der seine Aufgaben rational und in Ruhe angeht. Der Schweizer steht für eine strukturierte Defensive. Vorwürfe über eine fehlende Attraktivität lässt der Coach so nicht stehen. "Wer definiert, was attraktiv ist? Für mich ist entscheidend, dass man seine Idee nicht aufgibt, nur weil es nach außen falsch wahrgenommen wird. Ich sage ganz klar: Ich brauche Spieler, die meine Idee mittragen", sagte Fischer unlängst gegenüber transfermarkt.de.
Fischer ist bereits hochdekoriert
Und der Erfolg gibt dem Trainer recht. Fischer feierte mit dem FC Basel zwei Meistertitel und einen Pokalsieg. Anschließend führte der Schweizer Union Berlin in die Bundesliga und mit Weitsicht in kleinen Schritten über die Conference League in die Europa League und schließlich bis hin in die Champions League. Als größten Erfolg bei Union bezeichnete der Trainer aber stets den Klassenerhalt mit den Eisernen im ersten Jahr. Um nichts anderes geht es nun bei den Rheinhessen.
"Urs Fischer hat als Trainer bei allen Stationen im Profibereich eindrucksvoll bewiesen, dass er Mannschaften strukturieren, entwickeln und darüber hinaus mit seiner ruhigen, aber empathischen Art jede Kabine gewinnen kann", sagte Heidel bei der Verpflichtung des Schweizers und nannte einen der Erfolgsschlüssel des Coachs. Denn für Fischer ist der Zusammenhalt der Mannschaft, eine fuktionierende Kabine die Basis für eine erfolgreiche Zusammenarbeit.
Fokus liegt auf der Kabine
"Natürlich sind die sportlichen Fähigkeiten und die individuelle Qualität jedes einzelnen Spielers sehr wichtig; das muss einfach stimmen", sagt Fischer. "Aber genauso entscheidend ist, dass aus all diesen Spielern eine Einheit entsteht. Dafür ist nicht nur der Trainer verantwortlich, sondern das gesamte Konstrukt rund um die Mannschaft." Der Trainer spielt dabei eine nicht unwesentliche Rolle.
Und auch wenn das Ziel für die Rheinhessen der Klassenerhalt ist, wird man bei der Wahl des Trainers auf die mittelfristige Zukunft geschaut haben. Denn Fischer ist ein Coach, der entwickelt. Spieler wie Nico Schlotterbeck oder Robert Andrich empfahlen sich dank des Schweizers für höhere Aufgaben. Aber auch die Mannschaft und die Spielkultur treibt der Trainer voran. "Ich will keinen Stil erzwingen, der mit den vorhandenen Spielern nicht funktioniert, aber wenn man mir die richtigen Mittel und Personen gibt, dann strebe ich immer nach Spielentwicklung, nach attraktivem Fußball und nach klarer Handschrift", sagt Fischer.

"Es gibt keine einfachen Aufgaben"
Der Auftakt könnte für den neuen Coach wohl nicht schwerer sein. Auf das Conference-League-Spiel bei Lech Posen am Donnerstag folgt am Sonntag das Auswärtsspiel beim FC Bayern München. "Es gibt keine einfachen Aufgaben im Fußball, aber genau das macht es auch interessant", wird Fischer auf der Vereins-Homepage zitiert. "Ich freue mich auf die Herausforderung und bin davon überzeugt, dass wir das Ruder als Team rumreißen werden“, so Fischer. Auch jetzt gibt es für den 59-Jährigen also wieder "viel zu tun".
Simon Bartsch
