Der SC Paderborn feierte einen knappen 2:1-Heimerfolg gegen Aalen und durfte danach den ersten Bundesliga-Aufstieg der Vereinsgeschichte bejubeln
Der SC Paderborn feierte einen knappen 2:1-Heimerfolg gegen Aalen und durfte danach den ersten Bundesliga-Aufstieg der Vereinsgeschichte bejubeln

Aufstiegshelden bringen Paderborn zum Beben

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Paderborn - Es ist 17:19 Uhr, in der "Benteler Arena" ertönt der Schlusspfiff von Schiedsrichter Florian Meyer - alle Dämme brechen. Der SC Paderborn ist dank eines 2:1-Erfolgs über den VfR Aalen erstmals in die Bundesliga aufgestiegen. Es ist der größte Erfolg in der 107-jährigen Vereinsgeschichte. Dieser wurde anschließend gebührend gefeiert - und das schon bundesligareif.

Auf den Schock folgt die pure Freude

Kurz nach dem Abpfiff gab es kein Halten mehr. Die Spieler lagen sich in den Armen, Freudentränen flossen, der Jubel war überwältigend. Schnell fanden übergroße Biergläser den Weg auf den Platz, um dann in feucht-fröhlicher Tradition gleich wieder über Trainer und Reporter ausgeschüttet zu werden.

"Ich bin überglücklich, ich könnte weinen. Paderborn ist meine Heimat", sagte Torschützenkönig Mahir Saglik kurz nach dem Abpfiff. Ähnlich zielsicher wie bei Bierduschen präsentierte sich der 32-jährige Knipser auch im Spiel selbst. Er bereitete passgenau den Treffer zum 2:1 durch Mario Vrancic vor. Ein Tor, das dem Erzbistum Paderborn die vollkommene Erlösung brachte.

Denn die Mission Aufstieg drohte bereits nach neun Minuten zu kippen, als Aalens Joel Pohjanpalo zum frühen 0:1 einnetze. Von Flatter, Bammel oder gar kalten Füßen war bei den Ostwestfalen anschließend  jedoch nichts zu spüren. Im Gegenteil, während dem einen oder anderen Zuschauer im ausverkauften Rund kurzzeitig der Atem stockte, gaben ihre Lieblinge auf dem Feld Vollgas. "Nach dem 0:1 habe ich mir um mein Team überhaupt keine Sorgen gemacht. Das war natürlich kein optimaler Start. Aber die Jungs sind zurückgekommen, haben eine super Reaktion gezeigt und gekämpft wie die Löwen", sagte Coach Andre Breitenreiter gegenüber bundesliga.de.

Mannschaftskapitän Uwe Hünemeier hatte ebenfalls zu keinem Zeitpunkt Zweifel. "Wir hatten überhaupt kein Bammel. Dass wir das Spiel vor der Pause noch gedreht haben, zeigt den Charakter dieser Mannschaft", sagte der Innenverteidiger exklusiv im kurzen Gespräch mit bundesliga.de. Durch den Ausgleich von Mark Vucinovic und dem befreienden 2:1 von Vrancic schien der Aufstieg nun nur noch eine Frage der Zeit. Bis es soweit war, mussten Fans und Mannschaft noch eine nervliche Achterbahn überstehen.

Bis zum Schluss wurde gezittert, Aalen drückte aufs 2:2. Die Zuschauer zückten ihre Handys heraus, und wussten: Wenn Aalen trifft, dann war es das. Denn Verfolger Greuther Fürth lag zu diesem Zeitpunkt mit 2:0 vorne. Auf dem Feld herrschte jedoch Unwissenheit - mit Absicht: "Wir haben uns bewusst keine Informationen aus Fürth eingeholt, weil wir uns ausschließlich auf unsere Leistung konzentrierten wollten", verriet Breitenreiter.  Die Maßnahme griff und alles ging nochmal gut.

Gigantischer Empfang für die Helden 

Was sich danach in Paderborns Innenstadt abspielte, dürfte ein ganz besonderes Kapitel in den Geschichtsbüchern der Stadt bekommen. Die Innenstadt platzte aus allen Nähten, gefühlt die ganze Stadt nahm die Mannschaft in Empfang. Über 20.000 Fans warteten bei strömenden Regen auf dem Rathausplatz vor dem historischen Rathaus auf ihre Helden - im Vorfeld hat man gerade mal mit halb so vielen Feierwütigen gerechnet.

Mit einem Planwagen machten sich die frischgebackenen Aufsteiger auf den Weg vom Stadion zur Partymeile. Mit etwas Verspätung wurden die Spieler dann von der Begeisterung der Menge förmlich überrollt (Ticker zur Paderborner Aufstiegsfeier). "Ich habe es mir nicht annährend so ausgemalt. Das ist einfach überragend. Paderborn ist Champions-League!", äußerte sich Siegtorschütze Mario Vrancic völlig baff, der seinen Vertrag beim SCP um zwei Jahre verlängert hat und damit in der Menge nochmal für weitere Jubelstürme sorgte.

"Es gibt nur ein Gas, und das ist Vollgas"

Auch Kapitän Hünemeier traute seinen Augen kaum. "So was kann man sich nicht vorstellen. Das muss man miterlebt haben. Das übertrifft alle Erwartungen", sagte der gebürtige Gütersloher, der sich in der kommenden Saison vor allem "auf Borussia Dortmund freut, weil ich dort zehn Jahre meiner Karriere verbracht habe".

Bis kurz vor Mitternacht feierte die Mannschaft auf einer eigens errichteten Bühne vor dem Rathaus gemeinsam mit ihren Anhängern die absolute Fußballsensation. Nicht auszuschließen, dass der 11. Mai nun zum gesetzlichen Feiertag in der Stadt erklärt wird.

Kurz vor Mitternacht begab sich dann das komplette Team in einen Club in der Paderborner Innenstadt. Wann dort der Schlusspfiff ertönte und ob es überhaupt einen gab, ist nicht überliefert. Torwart Lukas Kruse fasste es jedenfalls passend zusammen: "Es gibt nur ein Gas, und das ist Vollgas. Die nächsten drei Tage werden härter als die komplette Saison."

Aus Paderborn berichtet Yannik Schmidt

Hier geht's zum Exklusiv-Interview mit Marvin Bakalorz