Die Enttäuschung steht Clemens Fritz (2.v.l.) und seinen Kollegen ins Gesicht geschrieben
Die Enttäuschung steht Clemens Fritz (2.v.l.) und seinen Kollegen ins Gesicht geschrieben

"Wir müssen den Abstiegskampf annehmen"

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Köln - Werder Bremen steckt mitten im Abstiegskampf. Beim Mitkonkurrenten 1. FC Köln gingen die Hanseaten weitgehend chancenlos mit 0:3 unter und präsentierten sich dabei über weite Strecken nicht bundesligatauglich.

Seit drei Monaten hat Werder auswärts inzwischen nicht mehr das Tor getroffen und in den letzten fünf Gastspielen bei 0:15-Toren nur einen Punkt ergattert.

Der Vorsprung auf den Relegationsplatz 16 ist auf vier Punkte zusammengeschmolzen, das Torverhältnis bereits jetzt das drittschlechteste der Bundesliga. Die Zahlen sind alarmierend und erschreckend. Immerhin ist die Botschaft bei den Spielern angekommen.

Im Interview macht sich Werders Rechtsverteidiger Clemens Fritz Sorgen um den Zustand der Mannschaft. "Für das, was wir abgeliefert haben, müssen wir uns entschuldigen", sagte der 30-jährige Nationalspieler selbstkritisch in Richtung der Fans.

Frage: Clemens Fritz, nach dem Sieg gegen Hoffenheim herrschte in Bremen letzte Woche so etwas wie Aufbruchstimmung. Jetzt ist wieder Ernüchterung angesagt. Wie überrascht sind Sie, dass es so schnell wieder in die andere Richtung ging?

Clemens Fritz: Ich bin sehr überrascht. Wir haben in der letzten Woche einen guten Start hingelegt und uns den gegen Köln wieder kaputtgemacht. Wir haben die Woche gut gearbeitet, gut trainiert. Der Trainer hat uns die Stärken und Schwächen der Kölner aufgezeigt und uns gesagt, was wir verbessern müssen. Aber wir haben das alles nicht umgesetzt.

Frage: Muss einem nach der Niederlage Angst und Bange um Werder werden?

Fritz: Wenn wir so auftreten, muss uns allen Angst und Bange sein. Keiner ist annähernd an sein Leistungspotenzial herangekommen. So dürfen wir natürlich nicht auftreten.

Frage: Man kann die Niederlage nicht an einer Person festmachen. Die Mannschaft hat als Kollektiv nicht funktioniert. Wie kann man das schnell ändern?

Fritz: Wir müssen so auftreten wie in der letzten Woche gegen Hoffenheim. Die Kölner haben uns das vorgemacht. Die haben uns nicht ins Spiel kommen lassen, uns überlaufen und überrannt. Wir haben defensiv schlecht gestanden und uns vorne keine Torchancen erarbeitet.

Frage: Was sagen Sie den vielen Werder-Fans, die eine lange Anfahrt nach Köln auf sich genommen haben?

Fritz: Für das, was wir abgeliefert haben, müssen wir uns entschuldigen. Die fahren extra am Samstagabend nach Köln und unterstützen uns hervorragend. Und dann präsentieren wir uns dann so.

Frage: Inwiefern ist die Mannschaft nicht reif für den Abstiegskampf?

Fritz: Wir müssen den Abstiegskampf sicherlich annehmen. Wer auf die Tabelle schaut, der sieht, um was es geht. Letzte Woche haben wir es gut gemacht, diesmal schlecht. Es kann nicht sein, dass das für uns eine Achterbahnfahrt wird. Wir müssen den Kampf annehmen und dürfen uns nicht so präsentieren wie heute.

Frage: Fällt es Werder denn leichter, nächste Woche gegen Bayern München zu spielen als gegen den Abstiegskandidaten und Mitkonkurrenten 1. FC Köln?

Fritz: Wir haben keine leichten Spiele. Uns fehlt im Moment die Leichtigkeit in unserem Spiel. Wenn die Punkte fehlen, ist die Brust nicht gerade breit so wie beispielsweise bei den Dortmundern. Wir haben viele schwierige Spiele vor uns und müssen sehen, dass wir Punkte holen.

Aufgezeichnet von Tobias Gonscherowski