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Armin Veh wurde 2007 mit Stuttgart überraschend Meister. Im November 2008 musste er seinen Trainerstuhl räumen
Armin Veh wurde 2007 mit Stuttgart überraschend Meister. Im November 2008 musste er seinen Trainerstuhl räumen

Von Wahnsinn, Schwertern und "tödlichem" Ausgang

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In der Saison 2006/07 sicherte sich Trainer Armin Veh mit dem VfB Stuttgart durch einen sagenhaften Endspurt mit acht Siegen in Folge noch die Schale. Mittlerweile sorgt sein Nachfolger Markus Babbel als Teamchef bei den Schwaben ebenfalls für Furore und durch den 4:1-Sieg über Wolfsburg für Hochspannung im Titelrennen.

Im bundesliga.de-Interview bewertet Veh den Kampf um die Meisterschaft und erklärt, mit welchem Rezept man die Schale holen kann. Außerdem analysiert er die Lage im Tabellenkeller und sagt, wer für ihn die besten Aussichten im Kampf um den Klassenerhalt hat.

bundesliga.de: Herr Veh, als nicht unmittelbar Beteiligter können Sie sich genüsslich den Saisonendspurt anschauen. Wie lautet Ihr Meistertipp?

Veh: Den kann ich beim besten Willen nicht abgeben. Dafür ist das Rennen zu eng. Aber das ist ja auch gerade das unheimlich Interessante und Spannende daran. Für alle Teams kommt es im Titelrennen darauf an, die Ruhe zu bewahren. Wer die besten Nerven hat, wird den Endspurt für sich entscheiden. Das Schlimmste für die Kandidaten ist ja, dass jeder auch genauso gut nur Sechster werden kann - das ist ja das Wahnsinnige an der ganzen Geschichte. Für jeden Club, der dann Sechster wird, wäre das tödlich.

bundesliga.de: Was sind die Gründe dafür, dass es drei Spieltage vor Schluss noch so viele Titelkandidaten gibt?

Veh: Das ist schwierig zu sagen. Im Normalfall müssten die Bayern von ihrer Klasse her weiter oben stehen. Aber es ist ihnen nicht gelungen, dauerhaft ihr Potenzial abzurufen, da sind eben die anderen Mannschaften in die Bresche gesprungen. Auffällig ist, dass Vereine wie Wolfsburg und Stuttgart in der Rückrunde Riesenserien hingelegt haben und nach oben geklettert sind, während andere, wie etwa Hoffenheim, stark abgefallen sind. Normalerweise stehen die Teams, die im Winter vorne sind, auch am Saisonende ganz oben.

bundesliga.de: Der VfB hatte mit den "Wölfen" noch eine Rechnung offen, schließlich endete das Hinspiel 1:4 und danach wurden Sie entlassen. Hätten Sie damit gerechnet, dass der VfL in Stuttgart strauchelt?

Veh: Ach, an das Spiel in der Hinrunde denkt keiner mehr. Für den VfB ging es darum, dieses Spiel jetzt zu gewinnen. Die frühe Führung nach einer halben Minute hat das Ganze natürlich erleichtert. Aber dass Stuttgart gewinnt, habe ich mir schon vorher gedacht. So weit ich mich erinnern kann, war für Wolfsburg in Stuttgart noch nie viel zu holen.

bundesliga.de: Hat Wolfsburg an Souveränität eingebüßt?

Veh: Das nicht unbedingt, aber wenn man sich die Auswärtsbilanz der "Wölfe" ansieht, dann war das - mit Ausnahme der Auftritte während der Siegesserie zu Beginn der Rückrunde - insgesamt nicht überragend. Und Stuttgarts Heimbilanz kann sich auch sehen lassen.

bundesliga.de: Ist Stuttgart mit Mario Gomez in der Meisterform?

Veh: Sie haben die gleiche Chance auf die Meisterschaft wie alle anderen Mannschaften da oben auch. Aber in Mario Gomez verfügen sie natürlich über einen Ausnahmespieler. Ich habe immer schon gesagt, dass er der beste deutsche Stürmer ist.

bundesliga.de: Wie kann Wolfsburg die 1:4-Pleite wegstecken?

Veh: Sie sollten nicht groß darüber nachdenken, sondern sich auf Dienstag konzentrieren, wenn das nächste schwere Spiel gegen Borussia Dortmund ansteht. Wolfsburg ist unheimlich heimstark, steht nach wie vor auf Platz 1 und hat damit weiterhin die beste Ausgangsposition.

bundesliga.de: Die Bayern sind aber punktgleich und nur zwei Tore schlechter. Ist der Rekordmeister unter Jupp Heynckes mit zwei Siegen in Folge gerade rechtzeitig wieder in Titelform gekommen?

Veh: Ich habe schon fest damit gerechnet, dass sie das Heimspiel gegen Gladbach gewinnen, auch wenn sie da keine besonders gute Leistung gezeigt haben. Und auch den Sieg in Cottbus habe ich erwartet. Daher würde ich nicht gerade von Titelform sprechen.

bundesliga.de: Hertha trumpft wieder höchst effektiv auf und hat ein relativ leichtes Restprogramm. Die Berliner spielen noch in Köln, zuhause gegen Schalke und in Karlsruhe. Wie sehen Sie die Chancen der Hertha?

Veh: Dass sie ihr Heimspiel gegen Bochum gewinnen, war nicht wirklich eine Überraschung. Die drei Punkte müssen sie holen, wenn sie um die Meisterschaft mitspielen wollen. Das mit dem leichten Restprogramm sagt sich so einfach. Aber das ist ein zweischneidiges Schwert: Du hast zwar auf dem Papier leichte Gegner, aber das heißt noch lange nicht, dass du die Spiele auch gewinnst.

bundesliga.de: Dem Hamburger SV droht nach dem Aus im DFB-Pokal und im UEFA-Cup auch im Bundesliga-Endspurt die Puste auszugehen. Rächt sich die lange Dreifach-Belastung?

Veh: Es ist keine Frage, dass es durch die Dauerbelastung schwieriger wird. Natürlich hätte es auch anders laufen können, wenn man über die Pokalwettbewerbe zusätzliches Selbstvertrauen sammelt. Aber ich habe schon vor Wochen gesagt, dass es durch den Tanz auf drei Hochzeiten sicher nicht die Lage vereinfacht, sich voll auf die Bundesliga zu konzentrieren. Allerdings könnte man auch anführen, dass Leverkusen und Hoffenheim keine Zusatzbelastung mehr hatten, und trotzdem den Anschluss verloren haben. Mit der Niederlage in Bremen hat sich der HSV aus dem Titelrennen verabschiedet. Fünf Punkte Rückstand können sie wohl nicht mehr aufholen.

bundesliga.de: Werfen wir einen Blick in den Tabellenkeller. Ist der KSC noch zu retten?

Veh: Der KSC wird leider den Gang in die 2. Bundesliga antreten müssen. Mangelnden Willen kann man der Mannschaft nicht vorwerfen, aber drei Spieltage vor Schluss sind vier Punkte Rückstand auf den Relegationsplatz wohl zu viel. Natürlich kann man noch neun Zähler holen, aber warum sollte das passieren, wenn man vorher an 31 Spieltagen nur 23 Punkte eingefahren hat?! Ich glaube nicht daran.

bundesliga.de: Wie bewerten Sie Bochums Leistung in Berlin? Ist der VfL ohne die verletzten Stanislav Sestak und Diego Klimowicz zu harmlos?

Veh: Von den Spielanteilen her war Bochum ebenbürtig. Hertha hat effektiv gespielt, aber der VfL war ja nicht gnadenlos unterlegen. Sestak und Klimowicz sind natürlich wichtige Spieler, die dem VfL in der Offensive fehlen. Aber mit Verletzungsproblemen mussten die Bochumer eigentlich die ganze Saison schon kämpfen. Und sie haben jetzt noch das schwere Spiel in Hamburg. Für die beiden letzten Gegner Frankfurt und Köln geht es quasi um nichts mehr. Aber der VfL muss aufpassen, dass er nicht in eine Negativspirale hineingerät.

bundesliga.de: Bielefeld hat sich ein Remis gegen Leverkusen erkämpft - das 15. Unentschieden. Reicht das, um drin zu bleiben?

Veh: Solange die Konkurrenten verlieren, kommst du auch mit einem Punkt voran. Die Arminia kennt sich in dieser Situation ganz gut aus, die Spieler haben so etwas schon oft mitgemacht und zwar mit erfolgreichem Ausgang, also dem Klassenerhalt. Das ist sicher ein Vorteil.

bundesliga.de: Über Erfahrung im Rennen im Klassenerhalt verfügen auch die Cottbuser...

Veh: Ja, richtig, und die brauchen sie jetzt auch. Durch die Niederlage gegen den FC Bayern wird für Energie das entscheidende Spiel das kommende gegen Mönchengladbach sein. Danach stehen nur noch zwei Spieltage aus. Je näher das Saisonende rückt, desto schwieriger wird es, es laufen einem die Spiele weg. Die Gladbacher haben es durch den Last-Minute-Sieg über Schalke jetzt wieder selbst in der Hand.

bundesliga.de: Wer hält die Klasse, wer nicht?

Veh: Jeder hat noch seine Chancen. Ich glaube, dass Karlsruhe absteigen wird, die anderen vier Mannschaften kämpfen mit quasi gleicher Ausgangsposition um die Plätze.

Das Gespräch führten Thorsten Schaff und Denis Huber