Freiburg weiß, was es an ihm hat: Unglücksrabe Oliver Baumann (r.) wird von Julian Schuster getröstet
Freiburg weiß, was es an ihm hat: Unglücksrabe Oliver Baumann (r.) wird von Julian Schuster getröstet

Viel Zuspruch für Pechvogel Baumann

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Freiburg - Am Ende eines Nachmittages, wie er ihn nach eigenem Bekunden "bisher auch noch nie erlebt hat", ging Oliver Baumann zur Nordtribüne. Wer nun damit rechnete, dass ihn dort wütende Freiburger Fans empfangen würden, sah sich getäuscht: Minutenlang wurde sein Name skandiert, die Fans wissen, was sie an "ihrem" Keeper haben.

Zuspruch für den Unglücksraben

Überhaupt konnte sich Baumann am Sonntag nicht über mangelnden Zuspruch beklagen. Kein Fernsehsender vergaß darauf hinzuweisen, dass der Mann, der alle drei Gegentore verschuldet hatte, zu den besten Keepern der Branche gehört.



Schon nach dem Schlusspfiff hatten sich ein halbes Dutzend Kollegen tröstend um den Unglücksraben geschart. Und mit Peter Gagelmann hatte sogar der Referee ("Sehen Sie, so fühlt man sich als Schiedsrichter jeden Samstag") die richtigen Worte gefunden.

Dem Pechvogel hat das erkennbar gutgetan: "Was soll ich mich jetzt verrückt machen? Ich ärgere mich schon so genug." Mit Rene Adler ("wenn sich einer hier so etwas erlauben kann, dann du") erwies sich auch der Kontrahent von der Gegenseite als fairer Sportsmann.

Drei Fehlgriffe entscheiden das Spiel



Und dennoch waren die Fakten nicht wegzudiskutieren. Denn tatsächlich hatte Baumann gleich drei Mal danebengegriffen. Nach einem langen Ball von Milan Badelj ließ Baumann den Ball passieren, anstatt ihn wegzuschlagen - Maximilian Beister traf zum 0:1 (37.). Nach dem Wiederanpfiff leistete sich Baumann exakt den gleichen Fehler ein zweites Mal. Erneut ließ er einen langen Ball passieren, diesmal war es Pierre-Michel Lasogga, der einschob (47.). Und zu allem Unglück verschuldete Baumann auch noch den dritten Hamburger Treffer. Einen Schuss des U21-Kollegen Beister ließ er abprallen, Rafael van der Vaart staubte zum Endstand ab (63.).

Mal wieder hatte der SC ein Spiel durch unnötige individuelle Fehler verloren. Mal wieder wäre das unnötig gewesen, zeigte das Team doch zumindest in der ersten halben Stunde eine durchaus ansprechende Leistung. Doch Matthias Ginter (3.), Jonathan Schmid (17.) und der starke Francis Coquelin (18.) vergaben gute Möglichkeiten. Und dennoch hätte der Spielverlauf auch ein 0:0 hergegeben - wenn Baumann in Normalform gewesen wäre.

Streich: "Er wird es überstehen"



Nur fünf Punkte hat der SC bislang, fünf Zähler Abstand sind es schon zum ersten Nicht-Abstiegsplatz. Da wird das Spiel beim Tabellennachbarn Nürnberg am kommenden Samstag bereits am 11. Spieltag eminent wichtig. Das weiß auch Christian Streich, der schon vor der Saison davor gewarnt hatte, dass man mit dem komplett neuformierten Kader gegen den Abstieg spielen werde.

Glaubt man dem SC-Coach, der Baumann kennt, seit er zwölf Jahre alt ist, wird der Keeper allerdings schon am Samstag wieder der gewohnt sichere Rückhalt seiner Elf sein: "Man kann solche Fehler nicht erklären. Entscheidend ist aber, ob er das übersteht, und er wird es überstehen, das ist klar. Oliver ist ein außergewöhnlich guter Torhüter."

Aus Freiburg berichtet Christoph Ruf