Dante (l.) kam in der Winterpause der Saison 2008/09 zu Borussia Mönchengladbach. Zuvor spielte er zwei Jahre in Belgien bei Standard Lüttich
Dante (l.) kam in der Winterpause der Saison 2008/09 zu Borussia Mönchengladbach. Zuvor spielte er zwei Jahre in Belgien bei Standard Lüttich

"Verrücktes ist dann erlaubt"

xwhatsappmailcopy-link

München/Mönchengladbach - Mit vollem Namen heißt er Dante Bonfim Costa Santos und bei den Anhängern von Borussia Mönchengladbach genießt er längst Kultstatus. Aufgrund seiner in der Bundesliga einzigartigen Frisur, aber auch wegen seiner starken Leistungen in der Viererkette der "Fohlen".

Im Interview mit bundesliga.de spricht der 27-jährige Brasilianer über Spaß bei der Arbeit, taktische Veränderungen unter dem neuen Coach Lucien Favre und die Hoffnung, im Saisonendspurt doch noch den Klassenerhalt oder zumindest den Relegationsplatz zu schaffen.

Außerdem verrät er, mit welcher Ausrichtung die Borussia im letzten Saisonspiel gegen den Hamburger SV antreten wird und was seine Frau zu seinem Versprechen sagt, im Falle des Klassenerhalts seine Haare abzurasieren.

bundesliga.de: Dante, wir erwischen Sie gerade nach Ihrem Deutschkurs. Was stand auf dem Stundenplan?

Dante: Ein bisschen von allem. Wir reden viel in dem Kurs, meistens über Dinge, die man im Alltag braucht. Da haben wir sehr viel Spaß.

bundesliga.de: Spaß hat es Ihnen sicher auch gemacht, am Samstag auf dem Platz zu stehen. Sie haben gegen Freiburg das erste Spiel nach einer längeren Verletzungspause absolviert. Wie zufrieden sind Sie mit Ihrer Leistung?

Dante: Nach der Verletzungspause kann es immer noch besser werden. Aber ich spreche nicht gerne nur über meine Leistung. Für uns ist es wichtig, dass wir die drei Punkte geholt haben. Jetzt haben wir eine sehr, sehr gute Chance, unser Ziel zu schaffen.

bundesliga.de: Nach dem 2:0 gegen Freiburg steht Borussia Mönchengladbach zum ersten Mal seit langer Zeit nicht mehr auf einem direkten Abstiegsplatz. Wie fühlt sich das an?

Dante: Das motiviert uns ungemein. Denn wir sehen immer deutlicher, wo unsere Arbeit uns hinführt und was wir alles geschafft haben, wie die drei Siege in Folge. Trotzdem müssen wir ruhig bleiben, denn ganz geschafft haben wir es noch nicht. Aber die vergangenen Wochen motivieren uns sehr und geben uns Selbstvertrauen.

bundesliga.de: Unter Trainer Lucien Favre hat Gladbach nur noch acht Gegentore bekommen. Wie hat er es geschafft, dass Borussia in der Abwehr nun so stabil steht?

Dante: Der Trainer hat viel im taktischen Bereich gemacht und mit uns lange geredet. Aber es kommt nicht nur auf die Abwehr an, sondern auf die ganze Mannschaft. Wir haben vorher viele Tore gekriegt, aber das lag nicht nur an den Verteidigern. Unsere Stürmer üben jetzt mehr Druck auf den Gegner aus, auch das Mittelfeld arbeitet viel und macht es den Gegenspielern schwer. Wir stehen mittlerweile kompakter und deswegen bekommen wir nicht mehr so viele Gegentore.

bundesliga.de: Sie haben schon vor Wochen gesagt, dass es für Gladbach noch möglich ist, in der Bundesliga zu bleiben, obwohl es damals nicht so gut für den Club aussah. Woher kam dieser Glaube?

Dante: Wir sehen unsere Qualität. Wir wissen, dass wir die Qualität für die Bundesliga haben. Wir hatten ein bisschen Pech und ein paar unglückliche Spiele, aber jetzt geht es auch mal in die andere Richtung. Wolfsburg und Frankfurt haben am vergangenen Wochenende verloren, das ist unser Glück, aber so ist es nun mal im Fußball.

bundesliga.de: Mit den drei Siegen gegen Dortmund, Hannover und Freiburg haben Sie bei den Borussen-Fans eine große Euphorie entfacht. Wie wichtig sind die Fans im letzten Spiel gegen den HSV?

Dante: Die Hoffnung wird immer größer, auch beim Blick auf die Tabelle, und die Fans dürfen sich natürlich darüber freuen. Für uns ist es aber wichtig, dass wir im Training und bei unserer Arbeit sehr ruhig und konzentriert bleiben. Denn der HSV ist eine sehr starke Mannschaft, ein schwieriger Gegner, gegen den es nicht einfach wird.

bundesliga.de: Wie muss die Borussia das Spiel angehen?

Dante: Wir müssen alles versuchen, um es zu gewinnen. Ich habe ein paar Spiele der Hamburger gesehen, und der HSV hat sehr gute Angreifer wie Elia, Pitroipa, Guerrero oder Ben-Hatira. Wir müssen immer Druck auf den Gegner ausüben und sie nicht ins Spiel kommen lassen. Aggressivität in den Zweikämpfen wird in diesem Spiel sehr wichtig sein. Aber wir müssen auch voll konzentriert sein und alles geben. Denn wir wissen, dass der Klassenerhalt oder die Relegation möglich ist, aber nur, wenn wir alles geben.

bundesliga.de: Hoffen Sie noch auf Platz 15?

Dante: Erst mal zählt für uns nur das Spiel gegen Hamburg. Wir müssen ja auch schauen, was Wolfsburg gegen Hoffenheim macht. Und wenn wir am Ende auf dem Relegationsplatz stehen, dann erwarten uns zwei weitere schwere Spiele.

bundesliga.de: Wissen Sie denn schon, ob die Zwischenstände aus den anderen Stadien durchgegeben werden?

Dante: Wir dürfen nur auf uns schauen. Wenn wir gewinnen, steht fest, dass es entweder zum direkten Klassenerhalt oder zur Relegation gereicht hat. Wir konzentrieren uns deshalb nur auf unser Spiel. Anschließend können wir dann gucken, was die Konkurrenz gemacht hat.

bundesliga.de: Sie haben vor einigen Wochen versprochen, dass Sie sich die Haare abschneiden, wenn Gladbach nicht absteigt. Bleibt es dabei und was sagt Ihre Frau dazu?

Dante: Klar habe ich auch mit meiner Frau darüber gesprochen, und sie meinte, für den Klassenerhalt kann man das machen. Es war eine ganz schwere Saison, und wenn wir es noch schaffen, dann bin ich voll zufrieden. Da können die Haare auch ab, sowas Verrücktes ist dann erlaubt.

bundesliga.de: In Gladbach sind Sie ja schon eine Kultfigur - viele Fans gehen mit einer Dante-Perücke in den Borussia-Park. Macht Sie das stolz?

Dante: Ja, klar. Das motiviert mich sehr, wenn ich die Fans mit der Perücke oder meinem Trikot sehe. Das wird schon komisch, wenn ich hoffentlich meine Haare nach Saisonende abschneiden kann. Aber nach acht bis zwölf Monaten sind die Haare alle wieder da.

bundesliga.de: Rechtzeitig zum Saisonendspurt in der kommenden Bundesligasaison...

Dante: Genau.

Das Gespräch führte Jessica Pulter