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Unions neue Offensivpower?
Unions neue Offensivpower? - © IMAGO/Eibner-Pressefoto/Wolfgang Frank
Unions neue Offensivpower? - © IMAGO/Eibner-Pressefoto/Wolfgang Frank
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Union Berlin ist plötzlich offensivstark

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Beim 4:0-Auswärtssieg in Hoffenheim wundern sich die Fans von Union Berlin über die ungeahnte Offensivkraft ihrer Spieler. Benedict Hollerbach führt die Hauptstädter an. Zwei Tordebütanten machen neue Hoffnung.

Manch ein Union-Beobachter wird den Wechsel in der 61. Minute zunächst kritisch beäugt haben. Dejan Ljubicic stand an der Außenlinie für Tim Skarke bereit, der ein ordentliches Spiel absolviert hatte. Warum den Außenspieler auswechseln - zumal gegen einen in der Bundesliga bislang noch unerprobten Stürmer? Wenige Spielsituationen später waren diesen Gedankengänge ad absurdum geführt. Ljubicic hatte kurz nach seinem Bundesligadebüt getroffen - mit seinem ersten Ballkontakt. Solch ein Kunststück war in der langen Bundesligahistorie nur dem kroatischen Landsmann David Colina für Augsburg im Januar 2023 in Dortmund gelungen. Es blieb dessen einziger Bundesligatreffer.

Das dies irgendwann ebenfalls auf den neuen Union-Angreifer zutreffen wird, ist mit einem Blick auf dessen Vita unwahrscheinlich. Der 22-Jährige ist nicht nur - aber eben auch ein Debütspezialist, traf einst ebenfalls bei seinem Profidebüt für Heimatverein Hajduk Split und nach seinem späteren Leihwechsel auch im ersten Einsatz für den LASK aus Linz. Dort ließ der später fest verpflichtete Angreifer 43 Scorerpunkte in 100 Spielen folgen. Vor einer Woche holten schließlich die Köpenicker den vielversprechenden kroatischen U-Nationalstürmer, der sich nach der Partie äußerst positiv über seine neue fußballerische Heimat äußerte: "Ich bin wirklich sehr glücklich über dieses Spiel, das Team und meinen Transfer hierhin. Es scheint so, als ob mir Debüts wirklich liegen", so der 22-Jährige.

Die Verantwortlichen um Trainer Steffen Baumgart sahen zugleich die ersten Rendite des Transfers. Der Hoffenheimer Kevin Akpoguma war nach etwas mehr als einer Stunde von Unions Pressing überfordert und ließ sich zu einem ungenauen Ball auf Östigard hinreißen. Der umtriebige Wooyeong Jeong nahm den Ball auf und spielte zu Ljubicic, der eiskalt verwandelte. Verunsicherte Hoffenheimer erholten sich nicht mehr. Dank eines starken Benedict Hollerbach sowie dem glänzendem Ljubicic (Tor und Torvorlage) feierte Union Berlin ein völlig verdienten Auswärtssieg bei weitgehend harmlosen Hoffenheimer (22:16 Torschüsse pro Union) und erarbeitete sich ein komfortables Polster auf die Abstiegsränge 

Andrej Ilic behubelt seinen Treffer zum 3:0 - IMAGO/Eibner-Pressefoto/Wolfgang Frank

Konkurrenz belebt das Geschäft

Ins Bild des aus Union-Sicht überragenden Samstags passt, dass zudem Andrej Ilic bei seinem dritten Einsatz den ersten Treffer beisteuerte. Auch ein Verdienst von Baumgart, dessen Team unter seiner Leitung in vier der ersten fünf Partien gar nicht traf. Gegen Hoffenheim wechselte Baumgart offensiv und wurde belohnt. Die Köpenicker beendeten damit eine Serie von sieben Pflichtspielniederlagen in Folge in der Fremde. Erstmals seit dem 20. Oktober 2024 (2:0 in Kiel) gab es mal wieder einen Auswärtssieg. Einen höheren Auswärtssieg in der Bundesliga feierten die Berliner zudem erst einmal beim 6:1 auf Schalke im August 2022. Ist das der Start einer neuen Offensivpower Unions?

Zumindest gelangen Union in dieser Bundesliga-Saison erstmals mehr als zwei Tore in einer Partie. Drei Treffer sind zudem einer mehr als in den ersten fünf Partien unter Baumgart zusammen. Gegen Hoffenheim machten die Gäste von Anfang an Druck und wurden durch Hollerbachs ersten Treffer belohnt. Hollerbach schnürte später seinen ersten Doppelpack in der Bundesliga und war zudem zum ersten Mal überhaupt dabei in einem Bundesliga-Gastspiel erfolgreich. Den lauf- (12,8 Kilometer) und abschlussfreudigsten Berliner (sechs Torschüsse) bekamen die Kraichgauer zu keiner Zeit in den Griff.

An den ersten 20 Spieltagen traf lediglich ein Einwechselspieler der Köpenicker, im Kraichgau dann gleich mit Ljubicic und Ilic deren zwei. Das Duo bewirbt sich mit der heutigen Leistung für Startelfeinsätze. Ivan Prtajin hatte in Halbzeit eins vier Abschlüsse, wirkte dabei etwas glücklos. Die neue Konkurrenz jedenfalls könnte Union einen neuen Impuls geben, um sich weiter von den Abstiegsrängen abzusetzen. 

Benedict Hollerbach glänzte als Doppeltorschütze - IMAGO/Oliver Zimmermann