Neben dem Sieg im UEFA-Cup 1997 feierte Yves Eigenrauch 2001 und 2002 auf Erfolge im DFB-Pokal mit Schalke 04
Neben dem Sieg im UEFA-Cup 1997 feierte Yves Eigenrauch 2001 und 2002 auf Erfolge im DFB-Pokal mit Schalke 04

"Unbeschwert ins Rückspiel"

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Hamburg - 1997 gewann der FC Schalke 04 seinen einzigen Titel auf der europäischen Fußball-Bühne. Yves Eigenrauch gehört zu den legendären "Eurofightern", die sich vor allem dank einer geschlossenen Mannschaftsleistung den UEFA-Cup sicherten.

Im Viertelfinale hieß der Gegner damals FC Valencia - genau wie heute im Achtelfinale der Champions League (Mi., ab 20:30 Uhr im Live-Ticker). Vor dem Rückspiel der "Knappen" gegen die Spanier sprach bundesliga.de mit Eigenrauch über mögliche Parallelen zur Vergangenheit, die jetzige Situation bei S04 und die Aussichten auf den Einzug ins Viertelfinale der "Königsklasse".

bundesliga.de: Herr Eigenrauch, ein Platzverweis brachte Schalke 04 am Wochenende in Stuttgart früh auf die Verliererstraße. Sind solche Umstände symptomatisch, wenn man im Abstiegssog steckt?

Eigenrauch: Es wird ja immer gesagt, dass sich alles im Verlaufe einer Saison wieder ausgleichen wird und sich Ungereimtheiten oder benachteiligende Situationen auch irgendwann zum Vorteil wenden. Insofern ist es aktuell vielleicht etwas unglücklich gewesen, aber grundsätzlich ändert das nichts an der Tatsache, dass es beim FC Schalke 04 nicht läuft, wie man sich das vorgestellt hat.

bundesliga.de: Wo sehen Sie die Gründe für die sportliche Misere in der Bundesliga? Viele Kritiker machen die Fluktuation im Kader verantwortlich.

Eigenrauch: Im Fußball gilt grundsätzlich, dass der Erfolg alle Mittel heiligt. Dass Felix Magath in der Form handeln würde, war allen aus seiner Zeit in Wolfsburg bekannt. Ich finde seine Art sehr angenehm, weil er aus seinem Vorgehen und seiner Philosophie nie einen Hehl gemacht hat. Letztlich ist aber alles hypothetisch. Hätte man die Eckpfeiler der Defensive gehalten, und es wäre nicht so gut gelaufen, dann wären Kritiker gekommen und hätten gefragt, warum er an diesen Spielern festgehalten hat.

bundesliga.de: Die Fans haben zuletzt jedoch öffentlich und lautstark gegen Felix Magath mobil gemacht. Darf die Entwicklung allein am Trainer festgemacht werden?

Eigenrauch: Nein, warum sollte man alles an Felix Magath festmachen? Aber es ist klar, dass er hauptverantwortlich für die sportlichen Geschicke ist. Und wenn man keinen Erfolg hat, dann macht man alles verkehrt. So wird nicht nur im Fußball geschlussfolgert.

bundesliga.de: Aber wie lässt sich dann erklären, dass die Schalker in der Champions League immer wieder ein anderes, ein erfolgreiches Gesicht zeigen?

Eigenrauch: Wenn ich die Lösung wüsste, dann könnte ich mich direkt als Berater bei den Top-Clubs bewerben. Ich denke aber, dass die Erwartungshaltung in der Bundesliga sehr groß gewesen ist und im Umfeld ja sogar schon mit dem Titel spekuliert wurde. Das kann dann eine Eigendynamik entwickeln, wenn die Ergebnisse ausbleiben. Denn die Spieler setzen sich dann immer mehr unter Druck. Da ist es dann einfacher, sich für die Champions League und den DFB-Pokal zu motivieren als für den Bundesliga-Alltag.

bundesliga.de: Sehen Sie Parallelen zum FC Schalke 04 von 1997?

Eigenrauch: Nein, da lassen sich keine Parallelen ziehen. Wir sind ja damals zum UEFA-Cup gekommen wie die Jungfrau zum Kinde. Anfang der 90er standen wir kurz vor dem Abstieg und konnten uns noch gerade so retten. Von der Qualität der Spieler und der Organisation sowie Struktur im Umfeld lässt sich das auch alles nicht ansatzweise vergleichen.

bundesliga.de: Genauso wenig wie die Vorzeichen im Duell gegen Valencia. Vor 14 Jahren waren Sie gegen Valencia klar in der Rolle des Außenseiters. Anders als heute, oder?

Eigenrauch: Vor dem Hinspiel hatte Schalke in meinen Augen schon leichte Vorteile. Im Vergleich zu unserer Zeit ist der Kader qualitativ hochwertig besetzt und auch die internationale Erfahrung spricht für S04.

bundesliga.de: Wie sehen Sie die Chancen von "Königsblau" auf ein Weiterkommen?

Eigenrauch: Die Chancen sind mehr als gut - vor allem mit dem Heimvorteil. Der Einzug ins Pokalfinale dürfte zusätzlich Motivation bringen, zumal der Gegner ja "nur" ein Zweitligist sein wird und man vielleicht schon mit der Europa League liebäugeln darf. Da werden die Spieler sicherlich ein bisschen unbeschwerter in die Partie gehen.

Das Gespräch führte Michael Reis