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Taktik-Check: Wie Alonso in Leverkusen Victor Boniface zum perfekten Stürmer entwickelt

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Bei Bayer 04 Leverkusen ist Florian Wirtz für den Ballon d'Or nominiert worden und andere Akteure wie Alejandro Grimaldo oder Granit Xhaka präsentierten sich zuletzt in bestechender Form. Der wichtigste Spieler für Xabi Alonso könnte dennoch Victor Boniface sein. Der Werkself-Stürmer im Taktik-Check.

Victor Boniface kam im Sommer 2023 vom belgischen Erstligisten Union Saint-Gilloise zu Bayer 04 Leverkusen. Schon in seiner ersten Saison löste er Patrik Schick in der Startformation der Werkself ab und hatte mit seinen Toren einen großen Anteil am Gewinn des Doubles aus Deutscher Meisterschaft und DFB-Pokalsieg. Was macht den Neuner, der die Trikotnummer 22 trägt, so besonders? bundesliga.de schaut genauer hin...

Zunächst ein Blick auf die Zahlen: In wettbewerbsübergreifend 38 Spielen hat Boniface 24 Tore geschossen. Er nutzt auch seine beeindruckende Physis, um seine Mitspieler in Szene zu setzen. Dadurch hat er zusätzlich elf Assists gesammelt. Unter dem Strich bedeutet das, dass er alle 68 Minuten an einem Leverkusener Tor beteiligt war.

Nach einem verhaltenen Start in diese Saison meldete er sich am 3. Spieltag mit einem Doppelpack in Hoffenheim auch in dieser Spielzeit an, zudem bereitete er den Treffer von Neuzugang Martin Terrier direkt vor und kommt damit erneut auf beeindruckende drei Torbeteiligungen in den ersten drei Bundesligaspielen.

Victor Boniface im Taktik-Check - IMAGO/Norbert SCHMIDT

"Boni" bringt Alonso Freude

"Es war sehr wichtig für sein Selbstvertrauen und seine Stimmung", erzählte Xabi Alonso nach dem Doppelpack voller Freude für seinen Schützling. "Ich erwarte jetzt das Beste von 'Boni'. Für Verteidiger ist es immer schwierig, gegen ihn zu spielen." Doch die Entwicklung ist noch längst nicht am Ende, findet der Spanier: "Er kann und muss auch noch mehr tun. Er weiß es und das Team braucht es."

Der Werkself-Trainer kann zuversichtlich sein, dass in der Tat noch mehr von dem 23-Jährigen kommen wird. Denn mit 23 Jahren kommt der Angreifer jetzt in das beste Fußballer-Alter, spielt erst seine zweite Saison in einer europäischen Top-Liga und kann entsprechend noch viel lernen.

Die Tore in Sinsheim waren seine ersten Saisontore in der Liga bei seinem dritten Einsatz, wodurch er die zwei torlosen Spiele zu Beginn vergessen machen konnte. Sein Torhunger war ohnehin immer zu spüren: In den ersten drei Partien hat er insgesamt 17 Torschüsse abgegeben, vier mehr als jeder andere Bundesligaspieler.

Damit setzt er seinen Lauf aus der vorherigen Spielzeit fort. Mit über 100 Torschüssen in der letzten Saison, durchschnittlich vier pro Spiel, zeigt Boniface, dass er aus allen lagen abschlussbereit ist und Torhüter sich gegen ihn nie ausruhen können. Doch Boniface beweist sich auch als guter Teamspieler - und erkennt, wenn seine Kollegen in besserer Position stehen. Bei seiner Vorlage für Terrier etwa stand er dem TSG-Keeper im Eins-gegen-Eins gegenüber, entschied sich aber für den Querpass, da sein Sturmpartner nur noch einschieben musste. 

Boniface vereint Tempo mit Physis

Leverkusen ist bekanntlich eine Mannschaft, die sich im Ballbesitz extrem wohlfühlt. In dieser Saison kamen bislang 89,4 Prozent der Pässe an. In der letzten Saison erreichte die Werkself mit 89,8 Prozent den Liga-Höchstwert. Vor allem in der Offensive sorgte nicht zuletzt Boniface dafür, dass es stets genügend Anspielstationen gab. Wenn er nicht selbst den Ball forderte, riss es für seine Mitspieler Löcher in der gegnerischen Abwehr. Seine beeindruckende Physis half ihm dabei entscheidend, sich auch gegen kampfstarke, eklige Verteidiger durchzusetzen und den Ball zu behaupten.

Der Nigerianer ist muskulös und 1,90m groß, aber dennoch schlank, und mit einer Höchstgeschwindigkeit von 32,93 km/h kann Boniface jeden Verteidiger im Sprintduell schlagen. Aufgrund seiner starken Durchsetzungsfähigkeit wird er häufig auch mit langen Bällen gesucht, die er mit dem Rücken zum Tor festmachen und dann verteilen kann.

In der vergangenen Saison gewann er 46 Prozent seiner Zweikämpfe. Ein Wert, den der 23-Jährige in der noch jungen Saison schon auf gute 49 Prozent gesteigert hat. Dass er sich besonders in physischen Duellen wohlfühlt, ist besonders beeindruckend, wenn man bedenkt, dass Boniface immer wieder mit schweren Verletzungs-Rückschlägen zu kämpfen hatte. Bereits zwei Kreuzbandrisse und eine hartnäckige Leistenproblematik im vergangenen Jahr bremsten seine Entwicklung aus.

Alonsos Klasse färbt auf die Spieler ab

"Stellen dir vor, du trainierst, aber dein Coach macht alles noch viel besser als du. Dann willst du dich natürlich in deinem Spiel verbessern. Dass er so intensiv am Training teilnimmt, gibt uns einen echten Schub", schwärmte Boniface zuletzt über die immer noch herausragenden fußballerischen Qualitäten des früheren Weltstars Xabi Alonso.

"Manchmal erzählt er mir von Spielern, mit denen er gespielt hat, mit ähnlichen Fähigkeiten wie ich. Er versucht, mich vor allem bei meinen Schwachstellen zu verbessern", erklärte der Angreifer das Coaching-Konzept des Erfolgstrainers. Und Alonso spielte während seiner Karriere mit einigen großartigen Stürmern zusammen: Robert Lewandowski beim FC Bayern München, Cristiano Ronaldo und Karim Benzema bei Real Madrid, Fernando Torres beim FC Liverpool.

Dass sich Alonso möglicherweise einen hybriden Stürmer mit den Qualitäten all dieser Stars zusammenbastelt, sollte den Gegnern der Werkself große Sorgen bereiten. Denn schon jetzt ist Victor Boniface ein extrem vielseitiger Angreifer. Und wenn Alonso ihn erstmal komplett von der Leine lässt, wer weiß, zu welchen Titeln das Bayer Leverkusen in Zukunft noch führen wird...

Mit breiter Brust schirmt Boniface den Ball ab - UWE KRAFT