Nach Stotterstart im Turbo durch die Bundesliga

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Köln - Vom Fahrzeuglackierer in die Bundesliga - noch vor zwei Jahren hätte wohl niemand mit der ungewöhnlichen Karriere von André Hahn gerechnet.

Die Karriere nimmt langsam Fahrt auf

Die meiste Zeit seines Profidaseins verbringt André Hahn in den unteren Ligen, zunächst in der zweiten Mannschaft des Hamburger SV in der Regionalliga. Die Hoffnung für die erste Mannschaft zum Einsatz zu kommen, muss Hahn bald aufgeben. Sein Vertrag wird nicht verlängert und nach einer Station beim FC Oberneuland landet er schließlich in der 3. Liga beim TuS Koblenz.

Dass er jemals drittklassig spielen wird, hätte er selbst kurz zuvor wohl nicht mehr gedacht. Seine Fußballkarriere scheint beendet, der damals 20-Jährige verdient beim FC Oberneuland so gut wie nichts. Oft reicht sein Geld nur für Fertigpizzen, auf der Fahrt zum Training quetschen sich die Spieler ins Auto, für Sprit ist einfach kein Geld übrig. Seinen Vertrag beim Club hat er deshalb bereits gekündigt; im Versicherungsbüro seines Vaters wird er eine Ausbildung machen - so der Plan.

Doch gegen Ende der Hinrunde 2010/11 wächst er plötzlich über sich hinaus, trifft sieben Mal in vier Spielen. Die TuS Koblenz wird auf ihn aufmerksam. Dort bleibt er allerdings nur ein halbes Jahr, denn der Verein spielt in der darauf folgenden Saison wieder viertklassig. André Hahn entscheidet sich für einen Wechsel zum Ligakonkurrenten Kickers Offenbach.

Hahn avanciert zum Leistungsträger

Neustart bei den Fohlen

Hahn ist in 48 der 51 folgenden Bundesliga-Spiele für den FCA im Einsatz. 2013/14 wird er in Augsburg zu einem unumstrittenen Leistungsträger - und entdeckt das Toreschießen.

Nachdem er in der Rückrunde 2012/13 torlos bleibt, wird er in der kommenden Saison mit zwölf Treffern Augsburgs Top-Torschütze. So oft traf zuvor noch kein Akteur der Fuggerstädter in einer Bundesligasaison. Insgesamt 21 Torbeteiligungen (neun Assists) sind 2013/14 beim FCA der Bestwert. Auch im Liga-Vergleich steht André Hahn gut da. Er erzielt 2013/14 sechs Tore nach Kontern, nur Robert Lewandowski kann da mithalten. Auch beim Flanken macht ihm keiner etwas vor: 118 Hereingaben schlägt er in der Saison 2013/14, drei Mal resultiert daraus ein Tor.

Der vorläufige Höhepunkt seiner Entwicklung ist aber das Länderspieldebüt am 13. Mai 2014 gegen Polen. Zwei Monate zuvor wird er überraschend für den Kader der deutschen Nationalmannschaft gegen Chile nominiert. "Ich habe zuerst gedacht, ich werde veräppelt und habe nur verlegen geantwortet", sagt er im Interview mit der Zeitschrift "11 Freunde". Sogar ins erste WM-Trainingslager reist er mit, für Brasilien reicht es aber schlussendlich nicht.

Mittlerweile kann sich André Hahn aussuchen, für welchen Verein er spielen will. Er entscheidet sich für Borussia Mönchengladbach, unterschreibt einen Vertrag bis 2018. Mit seiner Laufstärke passt er gut zu den Borussen, er bringt durch seine Kopfballstärke eine neue Farbe ins Mönchengladbacher Spiel.

Der Start bei den Fohlen ist vielversprechend: In allen fünf Pflichtspielen steht er in der Startelf, erzielt dabei drei Tore - zwei Mal traf er gegen Sarajevo und einmal in Homburg. Nur in der Bundesliga ist er bisher mit seinen vier Torschüssen im Borussentrikot erfolglos. 


Helge Winter

Lesen Sie hier: André Hahn im Interview