Ein Leben für den BVB - Michael Zorc war 44 Jahre lang für Schwarz-Gelb im Einsatz - © IMAGO/Joachim Bywaletz/IMAGO/Jan Huebner
Ein Leben für den BVB - Michael Zorc war 44 Jahre lang für Schwarz-Gelb im Einsatz - © IMAGO/Joachim Bywaletz/IMAGO/Jan Huebner
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Michael Zorc hört bei Borussia Dortmund auf: Abschied einer Legende

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Michael Zorc verlässt Borussia Dortmund am Ende der Saison. Insgesamt 44 Jahre lang war er als Spieler und Funktionär für den BVB tätig. bundesliga.de blickt zurück auf eine höchst erfolgreiche Zeit.

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Im Fußball wird nur allzu gerne der Begriff "Ende einer Ära" benutzt, wenn sich ein Spieler, Trainer oder Funktionär von einem Verein verabschiedet. Dabei können manchmal nur wenige Jahre bei einem Verein ausreichen, damit diese Zeit als "Ära" bezeichnet wird – vorausgesetzt, sie war erfolgreich genug. Wenn es aber derzeit einen Mann in der Bundesliga gibt, zu dessen Abschied die Bezeichnung "Ende einer Ära" wie die Faust aufs Auge passt, dann ist es Michael Zorc. Der Sportdirektor von Borussia Dortmund wird den Verein am Saisonende verlassen, nach sage und schreibe 44 Jahren (!) in Diensten der Schwarz-Gelben.

Es war im Jahr 1978, Zorc war damals gerade 16 Jahre alt, als er vom Dortmunder Stadtteilverein TuS Eving-Lindenhorst zum BVB wechselte. Der Sohn des ehemaligen Amateurnationalspielers Dieter Zorc ist in Dortmund geboren worden, die Beziehung zur Borussia war also schon immer eng. Dass er allerdings seine gesamte fußballerische Laufbahn bei seinem Herzensverein verbringen sollte, war damals noch nicht abzusehen.

Als Sportdirektor beweist Michael Zorc immer wieder ein glückliches Händchen - IMAGO / Team 2

1981 schaffte Zorc den Sprung aus dem Jugendbereich zu den Profis des BVB. Am 24. Oktober jenes Jahres schickte ihn Trainer Branko Zebec bei der 0:2-Niederlage in Bremen erstmals auf den Bundesliga-Rasen. Es war der Beginn einer großen und höchst erfolgreichen Karriere.

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Bereits in seinem zweiten Profijahr entwickelte sich der defensive Mittelfeldspieler, der aufgrund seiner langen Haare den Spitznamen "Susi" erhielt, zur Stammkraft. Zunächst war er allerdings Teil des Teams eines Abstiegskandidaten. Mehrfach schaffte er mit den Dortmundern nur knapp den Klassenerhalt, am dramatischsten in der Saison 1985/86, als sich der BVB auch dank eines Zorc-Treffers in der Relegation ein Entscheidungsspiel gegen Fortuna Köln erkämpfen konnte, das letztlich klar mit 8:0 gewinnen konnte – auch hier war Zorc doppelter Torschütze.

Obwohl er eine defensive Position auf dem Platz bekleidete, war Zorc ein torgefährlicher Spieler und ein sicherer Elfmeterschütze. Zorc trat 57-mal in der Bundesliga zum Strafstoß an und verwandelte 49-mal – historisch liegen in beiden Statistiken nur Gerd Müller (63 geschossen, 51 verwandelt) und Manfred Kaltz (60 geschossen, 53 verwandelt) vor ihm.

Seit 1988/89 führte Zorc die Borussen als Kapitän aufs Feld. Es war die Saison, in der er seinen ersten großen Titel gewann, den DFB-Pokal, nach einem 4:1-Finalsieg über Werder Bremen. 1995 und 1996 folgten zwei Deutsche Meisterschaften in Serie. In beiden Jahren war Zorc mit jeweils 15 Treffern der torgefährlichste Spieler seines Teams.

In den letzten beiden Jahren seiner aktiven Karriere verringerten sich Zorcs Einsatzzeiten, aber auch am Champions-League-Sieg 1997 und dem Weltpokalsieg 1998 hatte er seinen Anteil. Im Sommer 1998 ging seine Zeit als Spieler dann im Alter von 35 Jahren zu Ende. Zorc hat 463 Bundesliga-Spiele für den BVB bestritten und dabei 131 Tore erzielt. Er ist nach Anzahl der Bundesliga-Spiele Rekordspieler des BVB (ligaweit Rang 23) und nur Manfred Burgsmüller erzielte mehr Bundesliga-Tore für die Schwarz-Gelben (135).

Michael Zorc in seinen ersten Jahren als BVB-Spieler - imago sportfotodienst/imago/Werner Otto

Den BVB hat Zorc aber auch nach der Fußballerkarriere nie verlassen. Er wechselte ins Management und wurde 2005 offiziell zum Sportdirektor ernannt, in einer Zeit, als der Verein kurz vor der Insolvenz stand. Wie zu Beginn seiner Spielerkarriere, kämpfte der BVB zeitweise erneut gegen den Abstieg. 2008 verpflichtet Zorc dann Jürgen Klopp für die Borussia. Mit der Identifikationsfigur auf der Trainerbank und vielen klugen Transfers schaffte der BVB den Wandel zu einem Spitzenverein. 2011 holte Dortmund den Bundesliga-Titel, ein Jahr später sogar das Double aus Deutscher Meisterschaft und DFB-Pokal.

Auch nach dem Abschied Klopps im Jahr 2015 blieb die Borussia unter Zorc ein Top-Club. Zahlreiche Vizemeisterschaften sowie zwei weitere Pokalsiege (2017 und 2021) fallen in Zorcs Amtszeit. Immer wieder wurden unter seine Führung hochtalentierte Spieler verpflichtet, die in Dortmund zu Superstars reiften, darunter Shinji Kagawa, Jadon Sancho oder zuletzt Erling Haaland. Dass Zorc nun, kurz vor seinem 60. Geburtstag im August, seine Karriere beendet, ist ein großer Verlust für den Verein.

Für Zorc selbst fühlt es sich nach dem richtigen Moment an, um aufzuhören. "Meine Arbeit hier hat mich immer komplett ausgefüllt. Und jetzt habe ich das Gefühl, dass es mal gut ist", sagte er jüngst im Interview mit der Funke Mediengruppe. "Ich bin mit mir total im Reinen." Das liegt auch daran, dass er selbst seinen Nachfolger anlernen durfte.

In Dortmund hoffen sie, dass mit Sebastian Kehl der perfekte Mann für den Job schon in den Startlöchern steht. Auch der 42-Jährige war defensiver Mittelfeldspieler und viele Jahre in Diensten des Vereins. Bereits seit 2018 wurde er nun von Zorc auf darauf vorbereitet, dessen Amt zu übernehmen.