Vor seinem Tor zum 0:2 verlädt Max Kruse BVB-Keeper Roman Weidenfeller und Lukasz Piszczek
Vor seinem Tor zum 0:2 verlädt Max Kruse BVB-Keeper Roman Weidenfeller und Lukasz Piszczek

Max Kruse: "Endlich ein Erfolgserlebnis!“

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Mönchengladbach - Ganz breit konnte Max Kruse grinsen, als er sich nach dem überraschenden 2:1-Sieg seiner Gladbacher Borussia beim BVB den Interviews stellte. Der Nationalstürmer durfte sich gleich doppelt freuen: Zum einen feierte sein Team endlich den ersten Sieg der Rückrunde. Und er selbst beendete mit seinem ersten Treffer nach 872 erfolglosen Minuten auch die eigene Torflaute.

Kruse schießt die Krise weg - und spricht nach der Partie über ein Tor mit Tanzeinlage und ein vorgezogenes Geburtstagsgeschenk, Nervenkitzel in der Nachspielzeit und den Schlüssel zum Weg aus der Gladbacher Krise.

Frage: Max Kruse, ist Ihnen ein Stein vom Herzen gepurzelt, als Ihr Schuss endlich mal wieder im Tornetz zappelte?

Max Kruse: Stein würde ich es nicht nennen, aber es ist natürlich schon eine gewisse Erleichterung. Es war meine erste Torbeteiligung im Jahr 2014, und das noch kurz vor meinem Geburtstag am Mittwoch. Ich bin schon froh, dass ich dieses Lebensjahr so abschließen konnte. Aber insgesamt war es für uns als Mannschaft ganz wichtig, mal wieder drei Punkte zu holen. Endlich ein Erfolgserlebnis! In diesem Spiel haben wir uns am Ende das erarbeitet, was wir in den letzten Wochen nicht geschafft haben. Wir haben über 75 Minuten sehr gut dagegen gehalten und verdient gewonnen.

Frage: Gladbach hat von Beginn an mitgespielt, hatte sogar in der ersten Halbzeit mehr Ballbesitz. Woher nimmt man dieses Selbstbewusstsein nach neun sieglosen Spielen?

Kruse: Aus unserer Trainingsarbeit. Und auch aus den letzten Spielen. Wir haben ja definitiv nicht immer nur schlecht gespielt, wir waren nur nicht konsequent genug. Aber aus all dem haben wir unsere Kraft gezogen. Der Trainer hat uns in der Woche extra noch einmal gesagt, dass wir den Rucksack einfach mal ablegen müssen. Wir sollten uns keinen Druck von außen machen lassen, den Druck würde er gerne auf sich nehmen, wenn  es sein muss. Wichtig war, dass wir Fußball spielen und dass wir Spaß am Fußball haben. Das hat man in dieser Partie gesehen, gerade in der ersten Halbzeit.

Frage: Apropos Spaß: Können Sie mal aus Ihrer Sicht Ihren Treffer beschreiben, bei dem Sie Roman Weidenfeller und Lukasz Piszczek regelrecht ausgetanzt haben?

Kruse: Ich bin bei dem Angriff links mitgelaufen, habe den Ball dann von Juan Arango in den Fuß bekommen. Ich wollte ihn erst nach innen legen und sehe dann, dass Roman Weidenfeller ein bisschen spekuliert und hinter dem Verteidiger schon wieder rauskommt aus dem Tor. Da habe ich es noch einmal mit einer Finte versucht. (lacht) Und dann habe ich nicht mehr hingeguckt.

Frage: Ihre Geste nach dem Tor sah aus, als wenn sie sich das Pech vom Trikot wegwischen wollten.

Kruse: (lacht) Mein Trikot war dreckig. Nein, im Ernst: Natürlich fällt in einem solchen Moment eine Riesenlast von dir ab, wenn du vorher neun Spiele lang nicht getroffen hast. Für mich war es wichtig, der Mannschaft helfen zu können. Dass ich damit auch noch ein persönliches Erfolgserlebnis hatte - umso schöner!

Frage: Am Ende war es dann zu Zehnt eine echte Abwehrschlacht.

Kruse: Ich habe sehr gezittert und gebangt die letzten 15 Minuten, da hatten wir eigentlich gar keinen Ballbesitz mehr. Wir standen in der Schlussphase ein bisschen tief. Da haben wir den Gegner zu weit kommen lassen. So konnte eigentlich jeder Ball zu einer Gefahr werden, der hoch hineingespielt wurde. Da müssen wir noch weiter dran arbeiten. Ich glaube auch, dass wir in der zweiten Halbzeit insgesamt zu viele lange Bälle gespielt haben. Das war ebenfalls in den letzten Wochen schon ein Problem und ist etwas, an dem wir arbeiten müssen.

Frage: Was haben Sie gedacht, als der Ball zum zweiten Mal hinter Marc-André ter Stegen im Netz lag?

Kruse: Ich hatte zunächst den Eindruck, dass der Schiedsrichter das Dortmunder Tor nicht zurückpfeifen wollte. Es sah so aus, als wenn er zur Mittellinie gehen wollte. Er hat es sich dann aber wohl anders überlegt, nachdem Marc am Boden liegen geblieben ist. Da konnten wir aufatmen.

Frage: Sie selbst mussten die Schlussphase nach Ihrer Auswechslung von der Bank verfolgen. Wie sehr haben Sie dort gelitten?

Kruse: Ziemlich doll! Die ersten fünf Minuten nach meiner Auswechslung saß ich noch hinten auf dem Stuhl, aber die letzten zehn Minuten habe ich dann nur noch daneben gekauert. Die Nachspielzeit mit vier Minuten hat sich dann angefühlt wie eine ganze Halbzeit.

Frage: Sind Sie froh, dass Sie das Wort Krise nach diesem Sieg jetzt erst einmal nicht mehr hören müssen?

Kruse: Es wurde Zeit, dass dies endlich mal aufhört. Es war ein richtig runder Tag für uns. In Dortmund zu gewinnen nach neun sieglosen Spielen, das ist ein gutes Zeichen. Darüber können wir uns jetzt am Wochenende freuen, aber dann geht es auch schon weiter. Wir fahren gut damit, jetzt nicht über irgendwelche europäischen Plätze zu sprechen, sondern von Spiel zu Spiel zu denken. Und ab Montag gehen die Gedanken Richtung Hertha BSC.

Aus Dortmund berichtet Dietmar Nolte.